Gersheim „Mit kleinen Schritten weiter voran“

Der CDU-Bürgermeister der Gemeinde Gersheim schaut zurück auf 2018 und wagt zu Beginn des neuen Jahres einen Blick nach vorne.

 Bürgermeister Alexander Rubeck im Gersheimer Rathaus.

Bürgermeister Alexander Rubeck im Gersheimer Rathaus.

Foto: Wolfgang Degott

Herr Bürgermeister Rubeck, was war das wichtigste Ereignis für Sie im Jahr 2018?

RUBECK: Der Saarland-Pakt! Die Einigung der Landesregierung über die Teil-Entschuldung der Kommunen schafft Zukunftsperspektive. Das sind Botschaften, für die ich mich mit meinen Bürgermeister-Kollegen jahrelang eingesetzt habe: Abbau der Schulden einerseits, mehr Freiraum für Investitionen andererseits. Unser neuer Ministerpräsident Tobias Hans hat Wort gehalten! Und oben drauf kommt noch eine gute Nachricht für alle Eltern: Die Kindergarten-Beiträge werden schrittweise gesenkt.

Was lief 2018 in der Gemeinde Gersheim gut, was bewerten Sie als nicht so gelungen?

RUBECK: Ich sage immer, Kommunalpolitik ist die Politik der kleinen Schritte. Wir bewegen uns in kleinen Schritten, weil unser finanzieller Rahmen eng ist, aber wir bewegen uns stetig voran. Wir modernisieren Stück für Stück gemeinsam mit den Stadtwerken Bliestal unser Kanalnetz und die Trinkwasserversorgung, zusammen genommen geht es dabei um Millionen-Investitionen. Wir investieren in die dörfliche Infrastruktur, in die Dorfgemeinschaftshäuser beispielsweise wie jetzt in Peppenkum und Walsheim. Dabei geht es auch immer um die Schaffung von Barrierefreiheit. Denn das ist für unsere älter werdende Bevölkerung ein wichtiges Thema. Deshalb war mir auch die Berufung eines Seniorenbeauftragten ein großes Anliegen. Und wir planen weitere Investitionen in unsere Kindergärten und Schulen in den nächsten Jahren. Auch der Ausbau der Infrastruktur für schnelles Internet kommt voran. Wir haben bald eine flächendeckende Versorgung in der Gemeinde und ich werde alles daran setzen, auch die letzten Lücken noch zu schließen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass man dafür Geduld und vor allem Hartnäckigkeit braucht. Aber die habe ich, um für die Interessen meiner Gemeinde zu kämpfen.

Gab es für Sie bittere Enttäuschungen im abgelaufenen Jahr?

RUBECK: Die Flächenplanung für Windenergie ist ein Negativ-Beispiel politischer Planung. Nach einer rechtlichen Änderung auf Landesebene, haben wir, wie praktisch alle saarländischen Kommunen, in einem jahrelangen aufwendigen Prozess versucht, zwar einerseits die Errichtung von Windrädern grundsätzlich zu ermöglichen, denn das ist der klare gesetzliche Auftrag. Andererseits aber auch eine Verspargelung der Landschaft zu verhindern. Am Ende haben wir die Planung eingestellt, weil praktisch überall in der Gemeinde der Natur- und Artenschutz dem entgegensteht. Die Politik der Energiewende steht sich selbst im Weg. Und noch ein Wort zur Diskussion um den Diesel. Mir macht diese geradezu hysterische Diskussion Sorgen. Alle Beteiligten, die jetzt gegen den Diesel-Motor keilen und das Land mit Klagen auf der Grundlage fragwürdiger Grenzwerte überziehen, sollten auch daran denken, wie viele Arbeitsplätze daran hängen, gerade in unserer Region. Aus unserer Gemeinde verdienen viele Menschen ihr Brot bei Automobilzulieferern, deren wirtschaftliche Situation entscheidend mit dem Diesel-Motor zusammenhängt.

Wagen wir einen Blick ins neue Jahr. Was sind wichtige Weichenstellungen im Jahr 2019? Was muss in der Gemeinde Gersheim vorrangig angepackt werden?

RUBECK: Verwaltungsmodernisierung ist für mich ein Thema von Beginn meiner Amtszeit an. Deshalb ist neben der weiteren Modernisierung unsere eigenen Abläufe die Zusammenarbeit mit unseren Nachbargemeinden ein zentraler Baustein. Dabei sind wir in vielen Bereichen gemeinsam mit Blieskastel und Mandelbachtal Vorreiter. Ein neuer Schwerpunkt wird aus meiner Sicht die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung werden, also die Frage, wie wir einerseits innere Abläufe mithilfe der EDV weiter verbessern und andererseits den Bürgern mehr Dienstleistungen elektronisch anbieten können. Da ist es sicher nicht von Nachteil für uns, dass ich jetzt in eine Kommission zur Reform der Arbeit des Zweckverbandes eGo Saar berufen wurde. Dieser Zweckverband, in dem sich die saarländischen Kommunen zusammengetan haben, koordiniert dieses Aufgabenfeld, doch er muss für die kommenden Herausforderungen neu aufgestellt werden. Das ist die Arbeit der Kommission, der ich gemeinsam mit sechs weiteren Bürgermeistern und zwei Landräten angehöre. Ein ganz anderes, aber ebenso wichtiges Thema ist die Weiterentwicklung der Bestattungskultur. Diese hat sich vor allem in den letzten zehn Jahren enorm gewandelt. War früher die Erdbestattung die Regel, überwiegen heute Urnenbestattungen. Und auch wenn wir bereits mit Erdgräbern, Urnengräbern, Urnenstelen und Rasengräbern eine gewisse Vielfalt anbieten, wird der Wunsch nach weiteren Formen wachsen. Wir sollten über eine Waldruhestätte ebenso nachdenken wie über Baumbestattungen. Und jedem, der jetzt die Stirn runzelt, möchte ich zu denken geben: Als vor zehn Jahren die erste Urnenstele in unserer Gemeinde auf dem Medelsheimer Friedhof errichtet wurde, hielten das noch viele für unnötig. Heute ist diese Art der Bestattung so stark nachgefragt, dass wir überall weitere Stelen errichten.

Wenn Sie einen Wunsch für die Gemeinde Gersheim frei hätten, was wäre das?

RUBECK: Die Sparauflagen, die wir in den letzten Jahren stemmen mussten, waren kein Zuckerschlecken und ich weiß auch um die Belastung der Bevölkerung. Sie waren aber alternativlos und wir alle haben unsere Verantwortung für die Zukunft unserer Gemeinde wahr genommen. Die finanzielle Talsohle ist sicher noch nicht ganz durchschritten, aber die Kombination aus unseren eigenen enormen Sparanstrengungen der letzten Jahre und der Entlastung durch den Saarland-Pakt lenkt den Blick auf das was uns vor uns liegt: Es wird wieder Berg auf gehen! Wir sollten deshalb gemeinsam mit Optimismus ins neue Jahr gehen. Wir haben allen Grund dafür. Bei allen Schwierigkeiten geht es mit kleinen Schritten weiter voran und die Gemeinde ist auf dem richtigen Kurs. Im Übrigen sage ich es gerne noch einmal: Lebensqualität lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Bei uns lebt es sich einfach gut! Dank vieler, vor allem ehrenamtlich engagierter Menschen, die gerne etwas für ihre Mitmenschen und ihre Heimat tun. Obwohl es da ja auch einige Zahlen gibt, die richtig gut sind: Die Arbeitslosenquote liegt derzeit wieder so niedrig, dass wir praktisch Vollbeschäftigung haben und die saarländische Kriminalitätsstatistik weist uns als eine der sichersten Gemeinden aus.

Was wünschen Sie sich eigentlich persönlich für 2019?

RUBECK: Dass es meiner Familie gut geht, vor allem meinen beiden kleinen Töchtern, und ich so viel Zeit für sie habe, wie sie sich wünschen. Familie ist wichtig!

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