Niedergailbach Bosbach wettert gegen den Zeitgeist

Niedergailbach · Der CDU-Bundespolitiker hat beim 40. politischen Aschermittwoch in Niedergailbach klare Positionen bezogen.

 Wolfgang Bosbach (Zweiter von links) servierte nach seiner einstündigen Rede seinen Tischnachbarn, der CDU-Landtagsabgeordneten Jutta Schmitt-Lang und Bürgermeister Alexander Rubeck, schmackhafte Heringe.

Wolfgang Bosbach (Zweiter von links) servierte nach seiner einstündigen Rede seinen Tischnachbarn, der CDU-Landtagsabgeordneten Jutta Schmitt-Lang und Bürgermeister Alexander Rubeck, schmackhafte Heringe.

Foto: Wolfgang Degott

Mit stehenden Ovationen dankten rund 200 Gäste dem CDU-Bundespolitiker Wolfgang Bosbach. Er hatte den 40. politischen Aschermittwoch des CDU-Ortsverbandes Niedergailbach durch seine einstündige Rede nicht nur gewürzt, sondern auch klare Positionen bezogen. „Stresstest für Deutschland und Europa“ war sein launiger und tiefgründiger Exkurs in viele Politikthemen überschrieben. Im Vorfeld der Europawahl warnte er insbesondere davor, die europäische Idee gering zu schätzen. Es wäre eine Tragödie, sollte die Europäische Union auseinander brechen. „Wir können unsere Interessen nur in einer starken Europäischen Union gemeinsam vertreten oder wir werden in der Welt politisch marginalisiert.“ Ohne die ökonomische Bedeutung klein zu reden, erinnerte der mit rheinischer Frohnatur ausgestattete Bergisch Gladbacher, dass die europäische Idee in erster Linie der Gedanke des Friedens und der Freiheit beinhalte. Dass aus ehemaligen Kriegsgegnern und Feinden Freunde und Verbündete werden, Grenzen an Bedeutung verlieren, sei die wichtigste Gründungsidee.

„Statt aufeinander los zu gehen, müssen wir mit ausgestreckten Händen aufeinander zugehen“, so der 66-Jährige. Er war von Februar 2000 bis November 2009 stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Union und von November 2009 bis Juli 2015 Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages. Mit Ablauf der 18. Wahlperiode am 24. Oktober 2017 beendete er seine politische Arbeit im Bundestag. Seinen Politikerkollegen schrieb er ins Stammbuch, dafür zu sorgen, dass mehr in die Bildung investiert werde. „Wir müssen unsere Kinder auf eine Welt vorbereiten, die in wenigen Jahren eine ganz andere sein wird.“ Bosbach, 23 Jahre eines der markantesten Gesichter des deutschen Parlaments, insbesondere bei innenpolitischen Fragen, sprach von einer tollen jungen Generation, von Millionen „prima jungen Leuten, die etwas lernen und leisten wollen, denen wir die Zukunft anvertrauen können“. Zur Rolle der Politik betonte er, dass einer ausgeprägten Parteienverdrossenheit in der Bevölkerung ein hohes Maß an politischem Interesse gegenüber stehe. Die Menschen müssten sich auf die Politik verlassen können. Es dürfe kein Unterschied zwischen Wort und Tat geben und dass Politiker auch das tun, was sie sagen, dass sie zu ihren Überzeugungen stehen, auch bei aufkommendem Widerständen, denn „wer den Zeitgeist heiratet, wird schnell zum Witwer“.

Im Beisein von Gersheims erstem Bürgermeister Siegfried Wack, der vor vier Jahrzehnten die Idee des Aschermittwoch-Treffens hatte, und der Blieskasteler CDU-Landtagsabgeordneten Jutta Schmitt-Lang, ergänzte Gersheims Bürgermeister Alexander Rubeck, dass den Menschen immer gesagt werden müsse, wie die Lage sei und was getan werden müsse. Auch sollte mit Selbstbewusstsein auf die Heimat geblickt und optimistisch in die Zukunft geschaut werden.

Niedergailbachs Ex-Ortsvorsteher Otmar Gros, der den versierten Bundespolitiker Wolfgang Bosbach eingeladen hatte, freute sich über die außerordentliche Resonanz. Im Anschluss an die Reden wurden von den vielen Helfern rund 70 Kilogramm eingelegte Heringe mit Beilagen ausgegeben.

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