Urlaub daheim - SZ-Serie Die Barockzeit wird hier lebendig

Schwarzenacker · SZ-Serie „Urlaub daheim“: Heute machen wir einen Abstecher ins Edelhaus, dem Tor zum Römermuseum.

 Das Edelhaus mit seiner barocken Parkanlage ist ein Schmuckstück im Reigen Homburger Sehenswürdigkeiten und birgt als Ausstellungsraum Gemälde des Barock, Funde aus der Zeit der römischen Kaiser und Einblicke in die Damenwelt Roms.

Das Edelhaus mit seiner barocken Parkanlage ist ein Schmuckstück im Reigen Homburger Sehenswürdigkeiten und birgt als Ausstellungsraum Gemälde des Barock, Funde aus der Zeit der römischen Kaiser und Einblicke in die Damenwelt Roms.

Foto: Thorsten Wolf

Wer vom Römermuseum in Schwarzenacker spricht, der meint in der Regel die Relikte der Römerzeit und damit das große Freilichtmuseum mit seinen Einblicken in die Zeit, als im heutigen Homburger Stadtteil noch die Kaiser aus Rom das Sagen hatten. Doch die Anlage hat weitaus mehr zu bieten. Und dieses „weitaus mehr“ findet sich nicht nur im wunderschönen Barockgarten, sondern vor allem auch im Edelhaus. Dabei handelt es sich um den „rosa“ Teil des Gebäudes, das die Anlage eröffnet.

Der Bau „stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert (um 1725) und wurde von Jonas Erikson Sundahl entworfen“ — so die Stadt auf ihrer Internetseite zu diesem Gebäude. Was damit früher herrschaftlichen Charakter hatte, ist heute in Sachen Ausstellung gleich dreimal sehenswert: Im Erdgeschoss sind 30 Gemälde aus der Zeit des Barock als Dauerleihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlung zu sehen. Einige dieser Arbeiten waren Auftragswerke für den Hof in Zweibrücken und Schloss Karlsberg – und fanden zusammen mit anderen Arbeiten in den Wirren der französischen Revolution den Weg nach München. Und da hatte einer seine Finger im Spiel, der seinen Platz in der Geschichte unserer Region hat: Johann Christian von Mannlich. Er hatte im Auftrag von Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken eine bedeutende Gemäldesammlung angelegt. Vor der Zerstörung des Schlosses Karlsberg im Jahr 1793 rettete er eben die, aber auch die Bibliothek, die Waffensammlung, Möbel und einiges mehr zuerst nach Mannheim, dann nach München.

Die Gemälde wurden dann Fundament für die weltbekannten „Alte Pinakothek“ in der bayerischen Landeshauptstadt. Im Edelhaus zu sehen sind, neben zeitgenössischen Malern auch Werke von Mannlich selbst, darunter ein Portrait von Herzog Christian IV. von Zweibrücken. Seit 2003 widmet sich die Galerie im Edelhaus so unter dem Titel „Johann Christian von Mannlich und die Pfalz-Zweibrücker Malerei aus dem 18. Jahrhundert“ diesem geschichtsträchtigen Kapitel.

Der Ausstellungsbereich selbst lockt mit einer Klarheit, die die Farbdeutlichkeit der ausgestellten Werke sichtlich unterstreicht – schon diese Präsentation ist sehenswert. Darüber herrscht dann im Edelhaus eine andere Epoche, dort sind zahlreiche Fundstücke aus der römischen Vergangenheit ausgestellt – Ergebnisse der jahrzehntelangen Arbeit derer, die sich den Ausgrabungen der römischen Geschichte Schwarzenackers und der Region verschrieben haben.

Unter dem Dach geht es dann mit einem ganz speziellen Aspekt der römischen Geschichte weiter, dort hat die mit viel Engagement und Leidenschaft konzipierte Ausstellung „Feminae“ ihr Zuhause gefunden – ein Blick auf die „weibliche Seite“ Roms. „Gezeigt werden Funde zum Thema, die in Kombination mit antiken Quelltexten Einblicke in das Alltagsleben der römischen Damenwelt geben. Wichtige Bereiche sind dabei Tischkultur und Schmuck. Aber auch die Schönheitspflege sowie Frisuren, Kleidung und Erotik dürfen nicht fehlen“, so die Macher des Römermuseums.

 Im Erdgeschoss des Edelhauses sind 30 Gemälde aus der Barockzeit  zu sehen, darunter auch Arbeiten von Christian von Mannlich, dessen Name sich in Homburg an vielen Orten wiederfindet.

Im Erdgeschoss des Edelhauses sind 30 Gemälde aus der Barockzeit  zu sehen, darunter auch Arbeiten von Christian von Mannlich, dessen Name sich in Homburg an vielen Orten wiederfindet.

Foto: Thorsten Wolf

Es gibt also viel zu sehen im Edelhaus. Und gerade in dieser Woche, in der es der Sommer mal nicht so ernst meint, lockt eine Reise trockenen Fußes durch die Geschichte. Doch natürlich sollte man, wenn man den Weg nach Schwarzenacker gefunden hat, auch alles andere mal in Augenschein nehmen – wenn das Wetter passt. Und damit ist nicht nur die eigentliche Ausgrabungsstätte des Vicus Schwarzenacker gemeint, auch der Barock-Garten zwischen dem Edelhaus und der teils rekonstruierten römischen Siedlung ist sehens- und erlebenswert. Dabei dient die Parkanlage nicht nur als räumliche, sondern auch als inhaltliche Verbindung von Epochen, geben doch schon die Nachbildungen zweier großer römischer Reiterstatuen (die Originale wurden in Breitfurt gefunden und stehen heute in Speyer) und auch ein dem Merkur geweihter Umgangstempel, rekonstruiert nach dem Heiligtum am Rödersberg, einen ersten Einblick in die gallo-römische Vergangenheit Homburgs und der Region.

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