Dudelsackschule Homburg zeigt sich im Schottenrock

Homburg · Die Dudelsackbläser des College of Piping Glasgow kommen nach Homburg. Neben einem Workshop gibt’s Konzerte und eine Parade durch die Stadt.

 Regelmäßig ein Höhepunkt für Homburg ist die Parade während des Workshops für Dudelsackpfeifer des College of Piping Glasgow. Ein Meer aus Pipes, begleitet vom treibenden Sound der Drums machen die Innenstadt zum schottischen Terrain, diesmal am 21. Februar.

Regelmäßig ein Höhepunkt für Homburg ist die Parade während des Workshops für Dudelsackpfeifer des College of Piping Glasgow. Ein Meer aus Pipes, begleitet vom treibenden Sound der Drums machen die Innenstadt zum schottischen Terrain, diesmal am 21. Februar.

Foto: Thorsten Wolf

Schottland und Homburg haben auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun. Dennoch gehören Kilts, Dudelsack und Co. seit einigen Jahren fest zum Stadtbild – zumindest eine Woche lang. Das liegt an einer der renommiertesten Dudelsackschulen Schottlands, dem „College of Piping“ aus Glasgow. Das bietet regelmäßig in Homburg eine „Winter school“ an. Und die hat mittlerweile schon richtig viele Fans – ganz zu schweigen von der Parade, die jedes Jahr  zahlreiche Besucher in die Innenstadt lockt. Sie applaudieren dann den  Schülerinnen und Schülern aus vielen Ländern samt ihren Lehrern, die passend gekleidet in traditionelle Kilts samt Kopfbedeckung, Wollstrümpfen und den vielen dazugehörenden Details den meist winterlichen Temperaturen trotzen. Und sie hören natürlich die besondere Musik. Jedes Jahr ein Höhepunkt der schottischen Woche in Homburg und eine besondere Herausforderung, schließlich will marschieren und zeitgleich ein Instrument spielen, gelernt sein. Dabei gibt es gegen Dudelsackmusik schon das ein oder andere Vorurteil: von quäkig bis nervig. Dass dies überhaupt nicht zutrifft, lässt sich nicht nur, aber eben auch in Homburg hören.

Die Workshopwoche startet diesmal am kommenden Sonntag, 18. Februar. Bis zum Sonntag darauf, dem 25. Februar, läuft die „Winter School“-Woche. Dazu gehört neben dem Unterricht unter anderem auch ein Vortrag über die Geschichte der der Great Highland Bagpipe (Details zum Programm siehe Infobox). Wann und wo der „Dudelsack“ zum ersten Mal erklang, ist nämlich heute leider nicht mehr konkret nachvollziehbar, schreibt Kirstin Fürst, die zu den Organisatoren des einwöchigen Workshops gehört. Es gebe jedoch Hinweise, die auf seinen Gebrauch im persischen Reich bereits um 600 Jahre vor Christi hinweisen. Im Laufe der Jahrtausende haben sich weltweit sehr viele verschiedene Modelle von Sackpfeifen entwickelt, die sich je nach Verbreitung unterschiedlich in Größe, Form, Klang und Spielweise darstellen, wie die sizilianische Zampogna, die irische Uillean Pipe, die französische Mousette de cour.

Doch wer den Begriff „Dudelsack“ höre, verbinde damit in der Regel die „Great Highland Bagpipe“, gehalten und gespielt von Händen eines im Kilt gekleideten Schotten.

Der heutige schottische Dudelsack sei tatsächlich die Sackpfeife mit dem lautesten und martialischsten Klang – dieser diente im Mittelalter nicht nur zur rein musikalischen Unterhaltung, sondern auch zur Kommunikation über weite Strecken hinweg, durch die von Bergen und tiefen Tälern durchzogene Landschaft Schottlands, den Highlands. Eine besondere Bedeutung wurde dem Instrument später durch den Einsatz in der Militärmusik Großbritanniens zuteil, es verbreitete sich durch die vielen britischen Kolonien auch auf den entfernteren Kontinenten.

 Warum aber verlässt das College of Piping eigentlich das heimische Glasgow? Es sei, erklärt Fürst, eine gemeinnützige Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt habe, das Dudelsackspiel als schottisches Kulturgut zu erhalten und die Qualität des Dudelsackspiels seiner Anhänger zu verbessern. Davon sollen jedoch nicht nur die Workshopteilnehmer selbst profitieren, sondern  alle Besucher, die zu den verschiedenen Veranstaltungen während der Workshopwoche eingeladen sind.

 Der Workshop selbst ist international besetzt: Rund 70 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Schottland, der Schweiz, Österreich, Luxemburg, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, der Slowakei und der Tschechischen Republik werden in der Jugendherberge in Homburg erwartet, um sich in der schottischen Tradition des Dudelsackspielens und Trommelns aus- und weiterbilden zu lassen. Die Dudelsackspieler werden in verschiedene Klassen eingeteilt – je nach Leistungsstandard. Die Trommler sind aufgeteilt in Snear-Drummer – das ist die sehr dominante, hart gespannte Militärtrommel – und in Bass- und Tenor-Drummer, die dunklen, dumpfen Trommeln. Auch wird es eine Klasse für die „Drum Major“ geben, die bei uns auch als Tamburin-Majore bekannt sind.

 Unterrichtet werden sie zum einen vom Leiter des „College of Piping winter school“ selbst, John Wilson, vielfacher Preisträger, Weltmeister und Goldmedaillengewinner der großen Highland Gatherings sowohl als Solo-Piper, als auch als Bandspieler. Zum anderen geben seine Lehrer Unterricht. Sie wurden in Schottland vielfach mit höchsten Musikpreisen und Auszeichnungen belohnt, wie etwa Chris Armstrong, Brian Lamond, Craig Munro, Willie Park, Billy Jordan, George Murdoch und David Ross.

Neben dem täglichen Unterricht von 9 bis 17 Uhr, werden am Abend verschiedene weitere klassenübergreifende Workshops und Konzerte für die Kursteilnehmer angeboten. Und selbst danach ist noch lange nicht Schluss: Im Laufe der Jahre, verrät Fürst, seien viele Freundschaften zwischen den Teilnehmern und den Lehrern entstanden. Gemeinsam werde bis in die Nacht musiziert, getanzt, gefachsimpelt, gelacht und natürlich der ein oder andere schottische Whisky getrunken.

Selbstverständlich sind auch Besucher jederzeit in der Jugendherberge willkommen. Für sie gibt es neben dem Vortrag noch diverse Extra-Veranstaltungen, etwa einen Konzert­abend und das Abschlusskonzert; bei dem auch die Zertifikate verliehen werden.

Übrigens: Das College of Piping ist eine gemeinnützige Organisation. Der Erlös aus dem Ticketverkauf fließe zu hundert Prozent in die Förderung der Schüler.

 Die Dudelsack-Klasse von Craig Munro (Mitte) spielte bereits im vergangenen Februar in der Jugendherberge in Homburg. Munro selbst gibt auch diesmal ein Konzert, gemeinsam mit  Brian Lamond.

Die Dudelsack-Klasse von Craig Munro (Mitte) spielte bereits im vergangenen Februar in der Jugendherberge in Homburg. Munro selbst gibt auch diesmal ein Konzert, gemeinsam mit  Brian Lamond.

Foto: dpa/Katja Sponholz
 Schottlands Dudelsackschule, das College of Piping Glasgow, bietet in Homburg seit Jahren einen Workshop für Dudelsackpfeifer und schottische Trommler an. Zu Gast sind sie in der Homburger Jugendherberge.

Schottlands Dudelsackschule, das College of Piping Glasgow, bietet in Homburg seit Jahren einen Workshop für Dudelsackpfeifer und schottische Trommler an. Zu Gast sind sie in der Homburger Jugendherberge.

Foto: Kirstin Fürst
 Im Kilt werden auch in Homburg die Dudelsackbläser auftreten. Zum „Highland Dress“ gehören neben dem Schottenrock die Kopfbedeckung, Wollstrümpfe und  viele weitere Details.

Im Kilt werden auch in Homburg die Dudelsackbläser auftreten. Zum „Highland Dress“ gehören neben dem Schottenrock die Kopfbedeckung, Wollstrümpfe und  viele weitere Details.

Foto: dpa/Jens Buettner

Wer sich für die Winterschool interessiert, findet Infos auf der  Internetseite des College of Piping Glasgow: www.collegeofpiping.org

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