Heringsessen der Stadt Homburg OB hält Stadtverwaltung trotz der Vorwürfe für „voll arbeitsfähig“

Homburg · Schneidewind versuchte, beim Heringsessen städtische Projekte in den Fokus zu rücken.

 Für mehr als 500 Gäste der Stadt gab es am Aschermittwoch im Homburger Saalbau nicht nur den klassischen Hering, sondern auch einen Abend ganz im Zeichen der derzeit mehr als unruhigen Zeiten in der Stadt.

Für mehr als 500 Gäste der Stadt gab es am Aschermittwoch im Homburger Saalbau nicht nur den klassischen Hering, sondern auch einen Abend ganz im Zeichen der derzeit mehr als unruhigen Zeiten in der Stadt.

Foto: Thorsten Wolf

Eigentlich sollte das Heringsessen der Stadt Homburg am Aschermittwoch eines sein wie in den vergangenen Jahren. Doch tatsächlich war es eines, wie es die Stadt noch nie erlebt hat: Mit Bürgermeister Klaus Roth (CDU) begrüßte der zweite Mann der Verwaltung die mehr als 500 Gäste, gegen den aktuell ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug läuft. Hauptredner war Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD), gegen den die Staatsanwaltschaft Saarbrücken Anklage wegen Untreue im Amt erhoben hat.

Beide waren sichtlich bemüht, im Schatten der erhobenen Vorwürfe Normalität zu vermitteln. Schneidewind allerdings ging in seiner Rede auf seine aktuelle Situation ein – erneut mit dem Verweis auf eine Stellungnahme seines Anwalts. Dieser sehe im Verfahren erhebliche Umstände, die für ihn, also Schneidewind, sprächen. Hatte er sich bei vergangenen Auftritten noch für sein Vorgehen in Sachen „Detektiv-Affäre“ entschuldigt, rückte er, den aktuellen Entwicklungen um Klaus Roth folgend, dessen Entbindung von der Zuständigkeit für den Bereich Elektronische Datenverarbeitung, an den Beginn seiner Rede. Zwar gelte auch bei Roth die Unschuldsvermutung, in Absprache mit dem Bürgermeister und zu dessen Schutz habe er ihm aber die Zuständigkeit entzogen.

Was Schneidewind danach in seiner Rede nicht nur zwischen den Zeilen immer wieder durchblicken lassen wollte, formulierte er so: „Ich will an dieser Stelle deutlich machen, dass trotz dieser Probleme die Stadtverwaltung unter meiner Führung voll arbeitsfähig ist.“ Dass sich diese Einschätzung in der Öffentlichkeit nicht immer so verfestige, liege, so Schneidewind, an Faktoren, „die wir nicht immer selbst beeinflussen können“. Hier nannte Schneidewind an erster Stelle das Warten auf den Baubeginn auf dem Enklerplatz. Hier führe das von St. Ingbert angestrengte und gerichtlich noch nicht entschiedene Normenkontrollverfahren zu Verzögerungen. Auch die geplante Sanierung des Erbacher Sportzentrums nannte Schneidewind als eines der Projekte, bei der man ohne eigene Schuld nicht vorankommen. So könne die heutige Stadtverwaltung nichts dafür, dass man für den Bau aus den 1980er Jahren keine komplette Baugenehmigung auffinden könne. Dass man nur wenige Unterlagen habe, auf denen man einen Sanierungsplan aufbauen könne, führe nun zu den Verzögerungen. Und dann sagte Schneidewind etwas, das wohl so manchen aufhorchen ließ: „Ich will nicht verhehlen, dass es Kräfte in unserer Verwaltung gibt, die der Meinung sind, dass das Projekt, das Sportzentrum in Erbach zu sanieren, nicht sinnvoll ist. Denen habe ich aber deutlich gemacht, dass sowohl die Meinung der Mehrheit im Rat als auch die des Oberbürgermeisters klar ist: Das Sportzentrum wird saniert.“

Was viele am Mittwoch erwarteten, waren Worte von Schneidewind zum geplanten, zweiteiligen Aufzug auf den Schlossberg. An diesen Plänen hielt der OB grundsätzlich fest, nannte die an gleicher Stelle vor einem Jahr öffentlich gemachten Überlegungen aber nicht zum ersten Mal eine „Vision“. Diese biete, so Schneidewind mit Blick auf Luxemburg-Stadt mit ihrem Aufzug und dem Baumwipfelpfad an der Saarschleife, Potenzial für die wirtschaftliche Entwicklung Homburgs. Schneidewind verdeutlichte aber auch, dass „die Vision der Weg“ sei. „Wenn wir einen modernen und neuen Eingangsbereich für unsere Höhlen haben, wenn wir einen behindertengerechten Zugang haben, wenn wir vielleicht nur einen Aufzug haben – oder noch etwas anderes, das wir gemeinsam in unserer Stadt auf den Weg bringen, dann haben wir für unsere Stadt schon viel erreicht. Erneut thematisierte Schneidewind die Zukunft des Diesels als wichtigen Faktor für die ansässige Industrie in Homburg. Ebenfalls nicht zum ersten Mal sprach er der Elektromobilität die Zukunftsfähigkeit ab. „Es gibt genug Fachleute, die sagen: E-Mobilität ist höchstens eine Nischen- oder Übergangstechnologie.“ Stattdessen gelte es, den bei Kraftfahrzeugen Wasserstoff-Antrieb als Perspektive weiter voranzutreiben. Hier habe man in Homburg schon einen kleinen Arbeitskreis gebildet, „wir werden das Thema in Richtung Wasserstoff lenken“. Damit wolle man Homburg zum Vorreiter bei einer Technologie machen, die, so Schneidewind, aufgrund eines vergleichbaren Motorenaufbaus die „einzige Chance“ für die Stadt sei.

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