Teddy-Klinik öffnet wieder Teddy hat wieder Bauchschmerzen

Homburg  · Vom 3. bis 6. Mai verwandelt sich der Saalbau in Homburg wieder in ein Lazarett für Kuscheltiere.

 Die beiden operationstechnischen Assistentinnen (OTA) Lisa Albrecht (links) und Saskia Interliggi entnehmen dem Teddy Herz, Leber und Lunge. Obwohl bei dieser Operation kein Blut fließt, ist der komplizierte Eingriff für die Kinder eine spannende Beobachtung.

Die beiden operationstechnischen Assistentinnen (OTA) Lisa Albrecht (links) und Saskia Interliggi entnehmen dem Teddy Herz, Leber und Lunge. Obwohl bei dieser Operation kein Blut fließt, ist der komplizierte Eingriff für die Kinder eine spannende Beobachtung.

Foto: Ulrike Stumm

Es gibt Momente, in denen das Medizin-Studium so richtig Spaß machen kann. Zum Beispiel, wenn man erst im dritten oder vierten Fachsemester ist, aber schon einen richtigen Arzt oder eine richtig engagierte Fachärztin spielen darf und auch noch ganz respektvoll dabei angeschaut wird. Das ist der Fall bei der Teddyklinik– einer Aktion, die an fast allen deutschen Unikliniken stattfindet und sich größter Beliebtheit auf beiden Seiten erfreut, bei Kindern ebenso wie bei Studenten.

Wobei man sich schon fragen darf, wem es eigentlich mehr Spaß macht,  den Großen oder den Kleinen. „Wir haben die Anmeldebögen für interessierte Kommilitonen schon vor Wochen ins Internet gestellt, und in kürzester Zeit hatten wir schon 100 Anmeldungen zusammen“, betont Jana Litz, die zusammen mit Diana Liebl auch diesmal wieder ihre Freizeit für die Organisation des Teddyklinik opfert. „Wir sind eigentlich das ganze Jahr über mit der Planung der Teddyklinik beschäftigt“, sagt Jana, „wenn diese Teddyklinik vorbei ist, fangen wir schon mit der nächsten an.“

So seien im Vorfeld schon alle Kitas und Vorschulen in und um Homburg angeschrieben worden, „wie immer mit einer super-Resonanz“, freut sich Jana, „die Vormittage sind fast ausgebucht.“ Die große Nachfrage an der Teddyklinik hat das studentische Organisationsteam in diesem Jahr dazu bewogen, die Aktion einen Tag länger laufen zu lassen als sonst, also vier Tage anstatt drei.

Anatomisch bringt‘s für die Studenten natürlich nichts, zumal der Körperbau von Puppe Lotta oder Eisbär Lars mit der medizinischen Wirklichkeit wenig zu tun hat. Oder, wie es mal die Studentin Ann-Kathrin Asen, ausgedrückt hat: „Mit dem Ultraschall kann man beim Teddy nicht wirklich was erkennen.“

Dafür um so mehr bei den Kindern, weshalb die auch mal per Gerät ihr Herz pochen sehen dürfen. Dennoch: Das Hauptaugenmerk liegt nicht auf den Kindern, sondern auf den Kuscheltieren, bei deren Behandlung die Kinder eingeladen sind, mitzuhelfen, damit ihnen der Umgang mit Pflaster, Mullbinde und OP-Liege ein bisschen vertraut wird.

Denn die Teddyklinik-Aktion hat in erster Linie einen pädagogischen Sinn: Kinder sollen bei der Aktion die Angst verlieren, vor weißen Kitteln, Krankenhäusern, Spritzen, Impfungen und Krankenwagen. Außerdem können Kinder beim Vorstellen ihrer kranken Plüschtiere eigene Ängste abbauen. Auf die Frage „Was hat denn dein Teddy?“ werden von den Kindern oft eigene Erfahrungen verarbeitet. Dann hat Teddy stellvertretend Bauchweh, ein gebrochenes Bein, eine Halsentzündung, Husten oder Fieber.

Manchmal sind aber auch Krebs oder Herzinfarkt dabei. In einem solchen Fall fragen die Medizinstudenten nach, wie das Kind ausgerechnet auf diese Krankheiten kommt, und erfahren dann, dass es meist einen solchen Fall innerhalb der Familie gab, der die Kinder belastet hat – auch wenn es die Erwachsenen womöglich gar nicht bemerkt haben.

So dient die Teddyklinik auch dazu, den Kindern beim Verarbeiten von Krankheiten zu helfen. „Und uns Studenten bringt es auch was, denn wir lernen dabei, auf die kleinen Patienten einzugehen und zu verstehen, was uns Kinder sagen wollen, auch wenn sie es noch nicht so gut ausdrücken können,“ erklärt Jana Litz.

 Wan fragt sich bei der Teddyklinik immer, wer eigentlich mehr Spaß an der Sache hat: die Medizinstudenten oder die Kinder? Vermutlich beide in gleichem Maße.

Wan fragt sich bei der Teddyklinik immer, wer eigentlich mehr Spaß an der Sache hat: die Medizinstudenten oder die Kinder? Vermutlich beide in gleichem Maße.

Foto: ZB/Klaus-Dietmar Gabbert

Am Donnerstag, 3. Mai, geht‘s los, die Teddyklinik ist bis einschließlich Sonntag, 6. Mai, im Saalbau untergebracht. Wie in einer richtigen Klinik, kommen die kranken Plüschtiere erst mal in die Patientenaufnahme und werden dann, je nach Schweregrad der Erkrankung, in die einzelnen Abteilungen weitergeleitet – bis in den OP-Bereich. Es gibt dort einen echten OP-Tisch mit OP-Besteck, Häubchen und Mundschutz sowie einen Kasten, der Röntgenbilder erstellt – natürlich ohne echte Strahlung. Die Teddy-Behandlung ist kostenlos.

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