Fetter Donnerstag Keine Chance für Schlips und Schlüssel

Kirrberg · In Kirrberg sind die Narren früh dran – aber das half Ortsvorsteher Manuel Diehl auch nichts: Am Ende siegten die närrischen Weiber, diesmal ganz im Wild-West-Stil. Und er wurde mit dem Lasso gefesselt.

 Kirrbergs Ortsvorsteher Manuel Diehl hatte am Fetten Donnerstag zu seiner Verteidigung nur ein Lachen aufzubieten, geholfen hat's nichts, er landete mit deutlich gekürzter Krawatte wieder in Fesseln.

Kirrbergs Ortsvorsteher Manuel Diehl hatte am Fetten Donnerstag zu seiner Verteidigung nur ein Lachen aufzubieten, geholfen hat's nichts, er landete mit deutlich gekürzter Krawatte wieder in Fesseln.

Foto: Thorsten Wolf

Schnipp-Schnapp – Krawatte ab. Nein, Kirrbergs Ortsvorsteher Manuel Diehl konnte auch an diesem fetten Donnerstag seinem Schicksal nicht entgehen. Um kurz vor 11 Uhr endete für ihn über die tollen Tage hinweg die Herrschaft der weltlichen Obrigkeit in den Hallen des Kirrberger Bürgerhauses.

Vom ersten Stock seiner Residenz hatte er es auch diesmal wieder kommen sehen, unheilvoll gut gelaunt hatte sich eine ganze Heerschar von Narren mit dem „Umzug für Arme“ von der Lambsbachhalle aus auf den Weg gemacht, um Diehl aus seinem Amt zu jagen. Mit Musik, wild-westerlichen Weibern der Freunde Kerbricher Fasenacht (FKF) und Präsident Erik Schütz an der Spitze rollte das Unaufhaltsame auf Diehl zu. Für das Vorgeplänkel vor der Tür des Bürgerhauses sorgte Schütz selbst, während sich die wilde Weiberschar so langsam in Stellung und Stimmung brachte. „Grüß Gott und gunn Tach ihr Leit und ihr Narre, mir sinn durch de Kreisel mit Wähn unn mit Karre bis doher vors Bürjerhaus marschiert. Und mir sinn net wenich, mir sinn eh ganzi Herd. Heit is der große Daa für all unser Määd. An dem Daa kommt jed’ Rettung für Schlipse zu spät, gekappt wird der Halsschmuck vunn all denne Männer – es ist fetter Dunnerschdaa, guckt man heut uff de Kalenner.“

Während Schütz so langsam verbal auf die Zielgerade einbog, fühlte sich Ortsvorsteher Diehl im ersten Stock des Bürgerhauses noch fälschlicherweise sicher. Aus dem Fenster heraus verspottete er die Narrenschar zu seinen Füßen, wedelte abwechselnd mit dem großem Schlüssel des Bürgerhauses und einer Flasche Bier. Hätte er Schütz doch besser zugehört, der Manuel Diehl – vielleicht hätte er vermeiden können, was ihm nur wenige Minuten später widerfuhr. Doch die Staatsgewalt im Rücken wähnte er sich erneut und schon wieder völlig zu unrecht sicher vor den närrischen Horden. Schütz: „Sie hann sich gerüscht und drahn sogar Waffe, sie hann scharfe Geräte, passn uff ihr Männer, eh ihr eich versiehn, is eier Schlupp e Stick klenner. Der Ansturm der Fraue kommt uns Männer grad reschd, mir unnerstütze heit gern das anner Geschlecht.“ Sprach’s – und hatte noch einen Tipp: „Manuel, oh Manuel, höre meinen Rat. Hör mol gut zu, was de Präsident Dir jetzt saht. De ennzischte Wesch, die Haut noch ze rette, is der, dass du denne de Schlüssel dusch reiche – vielleicht leje die Määd dich dann nur in Kette und dun dich dreimol durch de Kreisel scheiche. Manuel, oh Manuel, jetzt komm, steh dei Mann unn geb denne Fraue was sie wolle hann.“

Doch der so Beschworene blieb standhaft, keinen Meter wollte Diehl die Narren in sein Bürgerhaus lassen – gleich wie stark die Gardemädchen der FKF mit Füßen und Händen gegen die Tür  hämmerten. Und er wurde des siegesgewissen Grinsens auch nicht müde, als sich immer mehr Frauen in Cowboy-Kostümen und mit Sheriffstern – das Motto der Kerbricher lautet in diesem Jahr: „Wildwest und Prärie – närrisch wie nie“ – unter seinem Fenster versammelten. „Vor dem Bürjerhaus, do han mir uns inngefunn und für eich Mannsbiller schlaat jetzt die letscht Stunn.“

Doch bevor es die Weiber richtig krachen ließen, gab’s nochmal einige Rückblicke aufs Dorfgeschehen, vom Drama rund um die Brücke an der Emilienruhe über das Thema „schnelles Internet“ bis hin zum Zustand der Eckstraße und der Merburg. So wurde der Bürgerhaus-sturm gleich auch noch gleich zu einer kleinen, politischen Bütten-Show. Und für die gab‘s immer wieder jede Menge Applaus.

Die vielen gereimten Worte rund ums Geschehen im Ort gaben Ortsvorsteher Diehl noch eine kleine Galgenfrist. Aber die Zeit der weltlichen Macht lief auch in Kirrberg unaufhaltsam ab. Und so kam, was kommen musste: Bei so viel weiblicher Gewaltigkeit gab auch die Tür der Kirrberger Bürgerhauses nach. Und weil Manuel Diehl, warum auch immer, den Schutz des ersten Stockes verlassen hatte, fiel er den wilden Weibern gleich hinter der Tür in die Hände. Schwupps zweimal mit dem Lasso gefesselt und um rund 50 Prozent seiner Krawatte erleichtert, ging es für ihn unter dem Johlen der Närrinnen und Narren vom Bürgerhaus ins Hauptquartier der FKF und ihrer Gäste: in die Lambsbachhalle. Alles weitere ist Feiergeschichte.

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