Ormesheim „Eine Ausstellung von beängstigender Aktualität“

Ormesheim · Zum 75. Todestag von Willi Graf wird im Rathaus Mandelbachtal noch bis zum Freitag eine Ausstellung über die „Weiße Rose“ gezeigt.

„Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, eh’ es zu spät ist!“: Dieser Aufruf, der dem fünften Flugblatt der „Weißen Rose“ entnommen wurde, sei „von beängstigender Aktualität mit Blick auf den Rechtsruck, der derzeit durch die Demokratien in Europa geht“, so der Vorsitzende des Verkehrsvereins Mandelbachtal Manfred Pfeiffer in seiner Begrüßung zur Eröffnung der Ausstellung „Die weiße Rose – Gesichter einer Freundschaft“ im Rathaus Mandelbachtal.

Zum 75. Todestag Willi Grafs hat der Verkehrsverein Mandelbachtal die Ausstellung, die vom Verein kultour.innovativ in München konzipiert worden ist, nach Mandelbachtal geholt. Sie ist dort im Foyer des Rathauses Mandelbachtal noch bis zum 19. Oktober zu sehen. Auch Bürgermeister Gerd Tussing machte sich in seiner Begrüßung Sorgen um unsere Demokratie. „Der Einsatz des 25-jährigen Saarbrückers Willi Graf und seinen Mitstreitern, die sich in ihren Flugblättern als ,Die weiße Rose’ bezeichneten, ist uns bis heute Vorbild und Motivation für unsere christlichen Werte und Moralvorstellungen zu streiten.“

Staatssekretär Ulli Meyer setze sich in seinem Referat zur Ausstellung mit der Frage auseinander, für welche Ziele sich die Mitglieder der „Weißen Rose“ wohl in der heutigen Zeit einsetzen würden. Er rief alle Anwesenden dazu auf, sich für das Gemeinwesen zu engagieren, frei nach dem Motto von Willi Graf „Jeder Einzelne trägt die Verantwortung für das Ganze!“. Über allem stehe in unserem Grundgesetz die Würde des Menschen, die unantastbar ist. Es sei unfassbar, dass es in Deutschland wieder Menschen gäbe, welche die Menschenrechte mit Füßen treten wollen.Vorstandsmitglied Dr. Gerd Brosowski von der Union Stiftung sagte, er sei stolz, dass eine solche Ausstellung hier gezeigt werden könne.

Dies sei für eine Gemeinde von dieser Größe nicht selbstverständlich. Es sei für die Union Stiftung eine Selbstverständlichkeit gewesen, diese Sache im Willi-Graf-Gedenkjahr 2018 zu unterstützen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von dem Trio Jörg Concemius, Brigitte Schaeffer und Stefanie Concemius, die auf Gitarre und Akkordeon die bekannten Lieder „Von Guten Mächten“, die „Moorsoldaten“ oder jüdische Lieder wie „Es brennt“, „Das Körbchen“ und „Zehn Brieder“ sangen.

Die Ausstellung nähert sich den Beteiligten über einen biographischen Zugang, der einer Verklärung zu heroischen Widerstandskämpfern entgegenwirken möchte. Die Mitglieder der „Weißen Rose“ kommen selbst zu Wort: in Briefen an Eltern, Geschwister, Freunde und in Tagebuchaufzeichnungen. Präsentiert werden Texte, Fotos, Dokumente, die dem Betrachter die Möglichkeit geben, sich den Ideen und Motivationen der einzelnen Personen zu nähern und ihre Handlungen zu begreifen. Erstellt wurde die Ausstellung aufgrund der Begeisterung für das Thema von 15 Studenten und Berufstätigen in Zusammenarbeit mit der Kulturinitiative Freiburg und in engem Austausch mit Zeitzeugen.

 Mit weißen Rosen eröffneten die Ausstellung (von links) Bürgermeister Gerd Tussing, Vorsitzender Manfred Pfeiffer vom Verkehrsverein, Staatssekretär Ulli Meyer und Gerd Brosowski von der Union Stiftung.

Mit weißen Rosen eröffneten die Ausstellung (von links) Bürgermeister Gerd Tussing, Vorsitzender Manfred Pfeiffer vom Verkehrsverein, Staatssekretär Ulli Meyer und Gerd Brosowski von der Union Stiftung.

Foto: Nicole Weinrank

Die Ausstellung ist noch bis kommenden Freitag, 19. Oktober, im Rathaus in Mandelbachtal zu sehen. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben. Vor Ort wird sie von der Union Stiftung Saarbrücken und der Gemeinde Mandelbachtal unterstützt. Besucht werden kann die Ausstellung während der Öffnungszeiten des Rathauses. Der Eintritt ist frei.

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