St. Ingbert Hochwasservorsorge beschäftigt Stadtrat

St. Ingbert · Das Thema individuelle Risikovorsorge spielte im St. Ingberter Stadtrat eine große Rolle. Grund waren die finanziellen Schäden an und in den Häusern, die durch die Starkregen im Juni diesen Jahres verursacht wurden.

 Mehrere Autos waren auf diesem Parkplatz in der Dammstraße ohne Bodenkontakt.

Mehrere Autos waren auf diesem Parkplatz in der Dammstraße ohne Bodenkontakt.

Foto: Carlo Schmude

Noch heute, über einen Monat nach dem Starkregenereignis Anfang Juni, haben manche St. Ingberter mit dessen Nachwehen zu kämpfen. Keller müssen getrocknet, beschädigte Sachen aussortiert und Erstattungsanträge an die Versicherung gestellt werden.

„Das gesamte Ausmaß der Schäden haben wir noch nicht eruieren können“, sagte Oberbürgermeister Hans Wagner in der Stadtratssitzung, „aber trotz der Schäden sind wir nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen.“ 307 Feuerwehreinsätze habe es am Tag des Unwetters in St. Ingbert mit seinen Stadtteilen gegeben. Die Zusammenarbeit der Hilfskräfte habe reibungslos funktioniert, auch wenn diese zum Teil an ihre Belastungsgrenzen gekommen seien. Sein Dank ging an alle Hilfskräfte.

Im Fokus der Diskussionen standen aber auch die Opfer des Unwetters. Franz-Josef Mast (SPD) verwies darauf, dass in der Liste der Hilfeempfänger, die vom Finanzministerium erstellt und später erweitert wurde, nur St. Ingbert-Mitte aufgeführt sei. „Die Ortsteile hatten aber auch Schäden“, sagt er. Das konnte Lydia Schaar bestätigen. Zwar habe die Nachbarschaftshilfe der Oberwürzbacher gut funktioniert, aber der finanzielle Schaden bliebe. Sollte es einen Hilfsfond geben, sollten aber neben den Oberwürzbachern alle, die Schäden zu beklagen haben, davon profitieren können, nicht nur die Bewohner der Kernstadt. Deshalb forderte die Oberwürzbachs Ortsvorsteherin dazu auf, neben dem Sonderfond des Landes auch einen Härtefallfond für St. Ingbert einzurichten.

Der Oberbürgermeister verwies auf ihre Frage, wie man die Wochen seit dem Schadensereignis dahingehend genutzt habe, auf die Zeit nach den Ferien. „Ich hätte gern ein Signal, dass man zur finanziellen Hilfe bereit ist. Man sollte kommunizieren, dass die Ortsräte auch Anträge stellen können“, sagte Schaar. Sie ermutigte die Betroffenen, diese mögen schon jetzt ihre Anträge zu einer teilweisen Begleichung des entstandenen Schadens an den Stadtrat stellen.

„Es müssen Konzepte für die Zukunft her“, forderte sie, „denn wir müssen alle davon ausgehen, dass das keine einmalige Aktion war. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, ein Konzept ,Starkregenereignisse’ in der Schublade zu haben.“ Die Entsorgung des durch das Wasser beschädigten Hausrats sei am Anfang nicht so einfach gewesen. So etwas müsse im Ernstfall geregelt sein. Außerdem solle aus ihrer Sicht der Klimaschutzbeauftragte mit einbezogen und die Dimensionierung der Kanalsysteme überprüft werden.

Das Thema Starkregen sei ein vielschichtiges, denn es gehe im Schadensfall nicht nur um das Wasser, sondern unter Umständen auch um die Verunreinigung der Gewässer mit Fäkalien oder Öl. Da die Verrohrung und Begradigung von Wasserläufen ein großes Problem sei, plädierte Schaar dafür, als Vorsorgemaßnahme Flutungsflächen zu schaffen. Um so mehr, nachdem der Leiter des städtischen Abwasserbetriebs den Ablauf des Wasseranstiegs erläuterte. Schon vor dem Starkregen seien die Bäche voll und der Boden wassergesättigt gewesen. Es gebe seit 1997 ein Zuschussprogramm für die Entsiegelung von Flächen, das man nutzen könne.

 In der Ludwigstraße in St. Ingbert stand das Wasser in diesem Jahr bereits kniehoch.

In der Ludwigstraße in St. Ingbert stand das Wasser in diesem Jahr bereits kniehoch.

Foto: Alex Weber/Feuerwehr St. Ingbert

„Wir müssen kommunizieren, dass es nur mit individuellem Schutz geht“, so Christian Fettig, „früher hat man beim Haus die örtlichen Gegebenheiten nicht so beachtet, die heute Probleme machen.“ Die Beratung der Bürger gehöre zur Aufgabe der Stadtverwaltung, bemerkte Adam Schmitt (Die Grünen). „Mit einem Gewässerentwicklungsplan kann man (als Hauseigentümer, die Red.) der Risikovorsorge beitreten“, so das Stadtratsmitglied, „diesem Thema müssen wir uns viel stärker widmen.“ Roland Körner sah die private Vorsorge ebenfalls als unabdingbar an, denn „Vorsorge ist besser als das, was danach kommt“. Die Stadt selbst habe für ihre Gebäude allerdings keine Elementarschadenversicherung, hieß es aus der Verwaltung auf eine Anfrage aus dem Rat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort