Trickbetrug Leichte Beute: Wie Kriminelle absahnen

St. Ingbert/Bliestal · Ob Lügen am Telefon, an der Haustür oder eiskalt durchgezogene Diebstähle: Verbrecher sind ständig in der Region unterwegs, um abzusahnen. Aber die Bürger können sich gegen Kriminelle schützen.

 Betrüger, die sich als Beamte ausgeben, treiben in ganz Deutschland ihr Unwesen. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen warnt mit diesem Plakat.  Foto: dpa

Betrüger, die sich als Beamte ausgeben, treiben in ganz Deutschland ihr Unwesen. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen warnt mit diesem Plakat. Foto: dpa

Foto: dpa/Martin Gerten

Der Rempler im Gedränge war kein Versehen, sondern ein Trick. Er sollte das Opfer, eine ältere Frau, lange genug ablenken, um sie zu bestehlen. Ein unbemerkter Griff und die Geldbörse war weg. Wieder ein Taschendiebstahl in der City – ob in Saarbrücken oder in St. Ingbert. Eng geht es auch in Bussen und Bahnen zu. Das mögen Diebe, wie gleich mehrere Trickdiebstähle in Bussen bewiesen. Die Opfer stiegen ein und nahmen den Geldbeutel heraus, um zu bezahlen oder ihre Karte zu zeigen. Sie ahnten nicht, dass sie jemand beobachtete.

Sobald die Fahrgäste das Portemonnaie wieder verstaut hatten, folgte der Rempler, der Griff in den Mantel oder in die Handtasche. „Die Täter bereichern sich feige an Menschen, die sie für hilflos halten“, sagt Mathias Biehl von der Polizeiinspektion Alt-Saarbrücken. Er warnt davor, Geldbeutel in offenen Taschen durch die Gegend zu tragen oder Portemonnaies unbeaufsichtigt im Einkaufswagen liegen zu lassen. „Die Überwachungsanlage eines Discounters zeigte uns gestochen scharf, wie die Täterinnen ein Opfer ausspähten und nur darauf warteten, bis die Gelegenheit zum Griff in den Wagen da war.“

Biehl sagt, jeder könne Diebstähle am besten verhindern, indem er  Geldbeutel und anderes von Wert so nahe wie möglich am Körper trägt. Am besten in einer Jacke oder einem Mantel mit verschließbarer Innentasche.

Noch größeren Schaden verursachen Kriminelle, die den Enkeltrick anwenden. Sie melden sich über das Telefon bei älteren Menschen, geben sich als eine nahestehende Person aus – um die Hilfsbereitschaft der Angerufenen auszunutzen. So rief im Januar eine Hochdeutsch sprechende Frau eine 92-Jährige aus einem Ortsteil von Gersheim an. Die Angerufene hielt die Betrügerin für ihre Enkelin, sprach sie mit ihrem vermeintlichen Namen an. Und hörte folgende Geschichte: Die Anruferin behauptete, sie halte sich bei einem Notar auf, brauche dringend Geld. Gezielt erkundigte sie sich nach Bargeld und Schmuck. Doch die alte Dame verstand, was da gespielt wurde – und legte auf.

Weiter kam ein Krimineller im Mandelbachtal: Er wollte von einer 82-Jährigen einen Betrag von 500 Euro ergaunern – als ihr Sohn. Tatsächlich hob die Rentnerin den Betrag von ihrem Konto ab. Der Betrugsversuch fiel auf, als die Frau den wahren Verwandten anrief – um ihm Bescheid zu geben, dass das Geld nun abholbereit sei.

Wie die Trickbetrüger genau vorgehen, erlebte eine 64-Jährige aus Blieskastel. Sie erhielt einen Anruf von einer angeblichen Verwandten, die ihren Namen nicht nennen wollte. Stattdessen fragte sie: „Kannst du mich nicht an meiner Stimme erkennen?“ Ihr Ziel: Sie wollte mit einem Namen angesprochen werden, um in die Rolle dieser Person zu schlüpfen. Die Polizeiinspektion Blieskastel rät in einer Presseerklärung: „Seien Sie bei derartigen Anrufern misstrauisch. Geben Sie dem Anrufer keine persönlichen Daten bekannt, zum Beispiel die Namen von Kindern, Enkelkindern oder sonstigen Angehörigen.“

Ein weiterer Trick, mit dem Verbrecher in der Region unterwegs sind. Tattag: 11. Dezember. Täter: zwei Männer in Arbeitskleidung. Sie gaben sich als Dachdecker aus und sagten einer Hauseigentümerin, sie hätten einen Schaden auf ihrem Dach entdeckt. Daraufhin gingen die beiden mit der Frau ins Obergeschoss. Unter einem Vorwand ging dann einer der „Dachdecker“ nach unten und durchsuchte das Haus. Als die beiden weg waren, hatten sie Schmuck im Wert von 15 000 Euro sowie 400 Euro Bargeld erbeutet.

Ein Experte vom Landespolizeipräsidium sagt, dass Trickdiebe und Betrüger es meist auf ältere Menschen abgesehen haben. Außerdem hätten Senioren nach wie vor großen Respekt vor Ärzten, Bankern und Polizisten. „Dadurch fallen sie leichter auf vermeintliche Amtsträger rein“, sagt der Kommissar. Er rät, Fremden gegenüber misstrauisch zu sein und Unbekannte nicht in die Wohnung zu lassen.

„Klingelt der Mitarbeiter einer Behörde und will ins Haus, ist es nicht unhöflich, ihn nach dem Ausweis zu fragen.“ Eine weitere Möglichkeit sei es, sich direkt bei der betreffenden Behörde nach dem Besuch zu erkundigen. Es sei wichtig zu überprüfen, wer die Person ist, die einem gegenübersteht. Das gelte auch, wenn ein Handwerker vor der Tür steht, den man gar nicht bestellt hat.

Der Kommissar empfiehlt betroffenen Menschen, an solche Situationen mit gesundem Menschenverstand heranzugehen und auf sein Bauchgefühl zu hören. Opfer würden im Nachhinein oft zugeben, dass ihnen „irgendetwas komisch vorkam“.

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