Lieferprobleme beim gelben Sack Mehrere Probleme mit den Gelben Säcken

St. Ingbert · Die Wiederverwertung von Verpackungen steht auch in St. Ingbert vor Hürden: Die Säcke werden oft zweckentfremdet oder falsch befüllt.

 Der Gelbe Sack wird oft zweckentfremdet. Um Kosten zu sparen, wurde die Anzahl der Säcke pro Einwohner um 40 Prozent reduziert.

Der Gelbe Sack wird oft zweckentfremdet. Um Kosten zu sparen, wurde die Anzahl der Säcke pro Einwohner um 40 Prozent reduziert.

Foto: Dieter Wacker/Paulus Recycling

Den Deutschen wird so manche Tugend nachgesagt: Pünktlichkeit, Fleiß, Ordnung. Da wundert es kaum, dass Deutschland auch Weltmeister im Recyceln ist. 1991 zog eine Revolution durch das Land, die das Mülltrennen auf eine ganz neue Eben beförderte – der Gelbe Sack. Vor 26 Jahren trat die Verpackungsverordnung „über die Vermeidung von Verpackungsabfällen“ in Kraft. Diese überschrieb die Verantwortung der Entsorgung ihrer Verpackungsabfälle auf die Hersteller. Schon ein Jahr zuvor gründeten Unternehmen der Lebensmittel- und Verpackungsbranche das privatwirtschaftliche „Duales System Deutschland“ (DSD). Seit 2003 gibt es neben dem DSD zehn weitere duale Systeme. Erkennungszeichen des DSD ist der Grüne Punkt. Er gibt dem Verbraucher nicht nur Hinweis über die Wiederverwertbarkeit der Verpackung, sondern impliziert eine Lizenzgebühr, die die Hersteller an das DSD für Entsorgungskosten entrichten. Die eigentliche Entsorgung überträgt das DSD an private oder kommunale Entsorgungsbetriebe.

Ein großes Problem ist, dass das Prinzip Gelber Sack nur wenige verstehen. Viele werfen wahllos ihren Abfall dort hinein. Seit 2012 ist das Mülltrennen laut Kreislaufwirtschaftgesetz Pflicht, doch viele halten sich nicht daran oder trennen falsch. Dadurch verschwindet eine große Menge an Wertstoffen im Restmüll. Dennoch, wer den Sack falsch befüllt, entgeht wegen fehlender rechtlicher Grundlage einer Geldbuße. Im schlimmsten Fall bleibt man auf dem Müll sitzen, da die Entsorgungsbetriebe nicht verpflichtet sind, falsch befüllte Säcke mitzunehmen.

Die Bürger in St. Ingbert und Umgebung haben indes ein ganz anderes Problem: bei den Ausgabestellen fehlt der Nachschub an Gelben Säcken. Dieter Wacker von der Friedrichsthaler Entsorgungsfirma Paulus Recycling, die für die Menge der zur Verfügung gestellten Gelben Säcke und deren Entsorgung zuständig ist, klärt auf. Das DSD kalkuliere mit rund 0,4 Rollen pro Einwohner pro Jahr mit einer Gesamtzahl von 30 gelben Säcken auf einer Rolle. Umgerechnet ergibt das 13 Tüten pro Einwohner für das gesamte Jahr. Die Firma Paulus hingegen erhöhte bereits vor Jahren die Anzahl und kalkulierte beispielsweise im Jahr 2016 28 Tüten pro Einwohner pro Jahr. In St. Ingbert und den Ortsteilen erhielt also bei einer Einwohnerzahl von rund 36 000 jeder Bürger 0,9 Rollen pro Jahr. Der Differenzbetrag von 400 000 Euro zwischen der vom DSD herausgegebenen Menge an Gelben Säcken und der Anzahl, die Paulus zusätzlich zur Verfügung stellte, musste jedes Jahr auch von der Firma selbst getragen werden. Außerdem können auf Grund falscher Abfalltrennung 30 Prozent des Inhalts des Gelben Sackes nicht verwertet werden. „Der Gelbe Sack wird sehr oft zweckentfremdet. Zu Hauf befinden sich Essensreste, Kleidungsstücke und Windeln darin“, so Wacker. Auffällig sei auch, dass in Kommunen, in denen der Müll verwogen wird, der Gelbe Sack häufiger zweckentfremdet werde, um Abfallkosten zu sparen. Dadurch erhöhen sich letztlich aber die Kosten für die Entsorgungsfirmen. Um die Bürger zu sensibilisieren, ordnungsgemäß zu trennen, entschloss sich Paulus Recycling das Kontingent der Säcke in diesem Jahr um rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu reduzieren. Das heißt: statt 28 erhält jeder Einwohner nun 16 Säcke pro Jahr respektive 0,6 Rollen – immer noch mehr als die Grundverteilung laut DSD. Problematisch wurde es dann aber, als die spanische Firma, die die Säcke produziert, Lieferprobleme meldete, erklärt Wacker. Vielerorts fehlt somit produktionsbedingt der Nachschub. Dahingehend zeige sich Paulus Recycling kulant und reagiere auf Beschwerden der Bürger mit der Herausgabe einzelner, zusätzlicher Säcke. Ende August rechne die Firma mit einer erneuten Lieferung. Wacker betont weiter, dass die Bürger wegen des Lieferengpasses den Verpackungsmüll auch in durchsichtigen Mülltüten entsorgen und am Straßenrand zur Abholung platzieren können. „Wichtig ist nur, dass der Inhalt erkennbar ist.“

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