Jahr der Demenz Blaue Blüten sollen für Demenz sensibilisieren

St. Ingbert · Im Rathausgarten wurde ein Beet mit Vergissmeinnicht bepflanzt. Blumen erinnern an die Kampagne „Demenz geht uns alle an“.

 Städtische Mitarbeiter pflanzen Vergissmeinnicht, um für die Krankheit Demenz zu sensibilisieren. Unterstützt wird die Aktion von Anke Martin von der Landesfachstelle Demenz und Oberbürgermeister Hans Wagner (von rechts).

Städtische Mitarbeiter pflanzen Vergissmeinnicht, um für die Krankheit Demenz zu sensibilisieren. Unterstützt wird die Aktion von Anke Martin von der Landesfachstelle Demenz und Oberbürgermeister Hans Wagner (von rechts).

Foto: Cornelia Jung

Die Menschen werden dank positiver Lebensumstände und guter ärztlicher Versorgung immer älter. Und so treten auch Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz häufiger auf. Heute sind rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland von Demenz betroffen. „Bis 2050 könnte der Anteil der Patienten auf drei Millionen steigen“, sagt Anke Martin von der Landesfachstelle Demenz, die beim Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes angesiedelt ist. Umso wichtiger ist es, die Bevölkerung für dieses Krankheitsbild zu sensibilisieren – verstärkt 2019, das zum „Jahr der Demenz“ ausgerufen wurde.

Im Saarland geschieht das durch die vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Frauen initiierte Kampagne „Demenz geht uns alle an“, in deren Rahmen im März eine landesweite Pflanzaktion durchgeführt wird. Auch im Rathausgarten wurden vor dem Fenster des Standesamtes auf 10 Quadratmetern rund 200 Vergissmeinnicht gepflanzt. Diese stehen in der Symbolik der Blumensprache für Liebe, Treue, Zusammengehörigkeit und natürlich für den Wunsch, nicht vergessen zu werden. Durch die Pflanzung an öffentlichen Plätzen soll ein Zeichen gesetzt werden unter dem Motto „Gemeinsam für ein demenzfreundliches Saarland“.

Man wolle erreichen, dass Betroffenen, pflegenden Angehörigen oder anderen mit der Krankheit umgehenden Pflegekräften mit dem nötigen Respekt und Verständnis für die besondere Situation begegnet werde. Oberbürgermeister Hans Wagner griff das Thema für St. Ingbert gern auf, denn auch er hat seine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Demenz gemacht. Seine Mutter sei betroffen gewesen. „Viele Angehörige sind überfordert. Aber es ist eine Krankheit, bei der man reagieren muss. Es gibt auch bei uns in der Stadt viele Anlaufstellen wie die Awo oder die Malteser sowie im Land die Pflegestützpunkte und die Landesfachstelle Demenz, wo man als Betroffener oder Angehöriger Hilfe bekommt“, so Wagner.

Im Landkreis gibt es laut Anke Martin von der Landesfachstelle für Demenz eine lokale Allianz für Betroffene, ein Demenznetzwerk verschiedener Akteure, das verschiedene psychosoziale Projekte koordiniert. Dort finde man auch Unterstützung in der für die ganze Familie neuen Lebenssituation, in der ein Rollenwechsel stattfinde – Kinder übernehmen die Betreuung ihrer Eltern oder ein Ehepartner pflegt den anderen. „Ab dem 65. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken“, so Martin, „irgendwann werden die Dinge, an die man sich erinnern kann, immer weniger und auch die von einem Betroffenen auf dem Einkaufszettel notierten Sachen beschränken sich irgendwann nur noch auf die Grundnahrungsmittel.“ Mit der Krankheit einher gingen außerdem der Verlust der räumlichen und zeitlichen Orientierung, es gebe Gedächtnisstörungen bis hin zum -verlust, das Handeln werde beeinträchtigt und die Sprache lasse nach.

„Die Menschen sollen wissen, dass es eine Krankheit in der Mitte unserer Gesellschaft ist“, sagt Anke Martin. „Wir müssen lernen, mit den Betroffenen und ihren Angehörigen angemessen umzugehen.“ Daran solle man sich erinnern, wenn man das kleine blaue Blütenmeer am St. Ingberter Verwaltungssitz schaut.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort