Spitalstraße Nach zehn Jahren öffnet das Familienzentrum

St. Ingbert · 2009 begann die Suche nach einem Standort. In den kommenden Wochen wird der Umbau des früheren Arbeitsamtes beendet sein.

 Wegen Malerarbeiten steht noch ein Gerüst rund um das Familienhilfezentrum in der Spitalstraße.

Wegen Malerarbeiten steht noch ein Gerüst rund um das Familienhilfezentrum in der Spitalstraße.

Foto: Teresa Bauer

Als einmalig in dieser Form in Deutschland bezeichnete jüngst Klaus Guido Ruffing, Geschäftsbereichsleiter Kinder, Jugend, Familie und Gesundheit im Saarpfalz-Kreis, das Familienhilfezentrum im ehemaligen Arbeitsamt in der Spitalstraße in St. Ingbert. Dort sind nun mehrere Träger eingezogen, die Leistungen für Familien anbieten. Dazu gehören ambulante Dienste der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die Nebenstelle des Gesundheitsamtes, die Außenstelle des Kreis-Jugendamtes, die „Inside Out“-Jugendhilfe der Lebenshilfe sowie das Caritas-Zentrum Saarpfalz mit Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung, Förderung von Kindern und Angeboten für Menschen mit seelischer Behinderung und Autismus-Spektrum-Störung. Die Standortentwicklungsgesellschaft Saarpfalz mbH trägt als Eigentümerin die Kosten für den Ankauf und den Umbau des Gebäudes. Der Saarpfalz-Kreis sowie Organsationen, die ebenfalls Räume beziehen, sind Mieter. Wie viel der Erwerb des früheren Arbeitsamtes und der Umbau gekostet haben, teilte die Kreisverwaltung auf Nachfrage allerdings nicht mit.

Als einmalig könnte man auch die Entstehungsgeschichte des Familienzentrums bezeichnen. Schon 2009 hatte St. Ingberts Baudirektor Martin Ruck in einer Stadtratssitzung verkündet, optimistisch zu sein, innerhalb von drei Monaten im Bestand städtischer Gebäude einen geeigneten Platz für das Zentrum zu finden. Drei Jahre später gab es allerdings immer noch keineb passenden Standort. Zur Debatte standen die Baumwollspinnerei, das Gebäude, in dem früher die westpfälzische Verlagsdruckerei (WVD) beheimatet war, und die ehemalige Pfarrgass-Schule. Sogar die Tischtennishalle an der Gustav-Clauss-Anlage kam in Betracht. Der Kreis und der damalige Landrat Clemens Lindemann favorisierten 2012 hingegen einen Neubau im Gesundheitspark am Kreiskrankenhaus. Die Nutzung bestehender Gebäude sei in der Regel teurer als ein Neubau, argumentierte Lindemann damals.

Ein Jahr später war vom Gesundheitspark keine Rede mehr. Der Stadtrat billigte 2013 einen Bebauungsplanentwurf, wonach auf dem Gelände hinter der ehemaligen Westpfälzischen Verlagsdruckerei – also zwischen Kohlenstraße und Rickertstraße, Rewe-Markt und Großbach – ein Neubau entstehen sollte. Der Baubeginn wurde zwar für 2014 ins Auge gefasst, allerdings nie realisiert. Die Finanzierung eines Neubaus erwies sich dann doch als zu teuer. Alleine die VoraArbeiten für den Rohbau hätten 1,3 Millionen Euro gekostet – und damit mehr als die eine Million Euro, mit der das Land das kommunale Projekt damals fördern wollte.

Im August 2014 wagte Sven Meier, Vorsitzender der SPD St. Ingbert, einen neuen Vorschlag. Das ehemalige Arbeitsamt in der Spitalstraße soll es sein. Zentrumsnah, ausreichendes Raumangebot und 1700 Quadratmeter Außengelände, begründete Sven Meier seine Idee. Schon zwei Monate später einigten sich Stadt und Kreis auf diesen Standort. Von Seiten der Stadtverwaltung hieß es, der Kreis begrüße – entgegen der Aussage Lindemanns von 2012 – diese Alternative, weil Umbauten oft günstiger als Neubauten seien.

Vor zwei Jahren hatte der Kreis dann mitgeteilt, das Zentrum könne bis Ende 2017 eröffnet werden. Die Umbauarbeiten zogen sich aber immer wieder in die Länge. Als Grund für eine längere Bauzeit nannte der Kreis Anfang 2018 nicht zuletzt die Aufstockung des Gebäudes. Eine weitere Etage in dem bisher dreistöckigen Bau sei für den Raumbedarf unerlässlich. Im April 2018 verzögerten sich dann die Arbeiten wegen zu hohen Grundwasserspiegels. Dieser erschwerte das Einbringen des Aufzugs. Der Zeitplan verschob sich erneut um mehrere Monate.

Nun teilt die Kreisverwaltung mit, dass der Innenausbau fertiggestellt sei. „Im jüngsten Bauabschnitt wurde noch eine vierte Etage aufgesetzt, die in den kommenden Tagen von der Therapeutischen Schülerförderung der Caritas bezogen wird.“ Die Kinder der Awo-Tagesgruppe würden in das Erdgeschoss mit direktem Zugang zum Außengelände ziehen, sobald das Gerüst an der Außenfassade abgebaut ist. „Es wird aktuell noch für Malerarbeiten benötigt“, heißt es aus Homburg. Laut Uwe Hunsicker, Geschäftsführer der Standortentwicklungsgesellschaft Saarpfalz mbH, die das Gebäude instand gesetzt hat, soll das Gerüst Ende Januar abgebaut werden.

Die Arbeiten an der Außenanlage mit Bepflasterung, Zaunanlage und Sichtschutz sollen noch im Februar beendet werden. Vor genau einem Jahr hieß es von Seiten des Kreises noch, dass die Arbeiten an den Außenanlagen bis Ende Juli 2018 abgeschlossen werden. Kurz darauf wurde der Termin auf November 2018 verschoben. Nun also Februar.

Einen offiziellen Eröffnungstermin des neuen Familienhilfezentrums gibt es laut Saarpfalz-Kreis allerdings noch nicht. Beim Bundeskongress Elternbegleitung in Berlin im Dezember vergangenen Jahres, zu dem auch Vertreter aus dem Kreis geladen waren, bekundete Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ihr Interesse, der Einweihung beizuwohnen. „Bislang steht allerdings noch kein konkreter Termin für die Feierlichkeit fest. Frau Giffey wird zur gegebenen Zeit ein Zeitfenster für die Eröffnung vorgeschlagen, so dass ein gemeinsamer Termin hoffentlich gefunden werden kann“, teilt die Kreisverwaltung mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort