Innovation Jetzt kann Triple Magic frei durchatmen

Beckingen · Stefan Marx aus Düppenweiler hat für sein Pferd, das an Stauballergie leidet, einen Inhalator erfunden.

 Stefan Marx hat lange getüftelt, bis er für sein Pferd die „Coole Maske“ erfand.

Stefan Marx hat lange getüftelt, bis er für sein Pferd die „Coole Maske“ erfand.

Foto: Jana Bohlmann

Aus der Not eine Tugend machen – das kann Stefan Marx. Der 51-jährige Hüttenarbeiter aus Düppenweiler ist Pferdehalter aus Leidenschaft. Schon immer haben die Vierbeiner eine große Rolle in seinem Leben gespielt. Zu schaffen machte ihm aber sein Pferd Triple Magic, denn es leidet unter einer Stauballergie.

„Ob es jetzt der Staub im Stall oder die Sporen im Heu sind, Triple Magic hat extreme allergische Reaktionen darauf. Das ist fast wie Asthma“, schildert Marx die Situation. „Das Pferd stand eigentlich schon mit einem Huf beim Schlachter. Es musste mit Kortison und Spritzen behandelt werden, um die allergischen Reaktionen zu lindern. Manchmal war der Husten so schlimm, dass ich dachte, es erstickt.“

Doch Triple Magic einfach so aufzugeben, kam für den Pferdenarr nicht infrage. „Ich musste überlegen, ob ich Triple Magic weiterhin quälen will oder ob ich ihn erlöse“, erzählt Marx und begann damit, an den unterschiedlichsten Erfindungen zu tüfteln, um dem Tier zu helfen.

Ein Pferd mit Allergien, so wie sie Triple Magic hat, braucht entweder ständig Medikamente mit oft heftigen Nebenwirkungen oder – wenn die Symptome dauerhaft gelindert werden sollen – einen Inhalator.

Die Preise für ein solches Gerät fangen laut Marx bei 800 Euro an und können bis zu 1200 Euro reichen. Für Marx sei das, wie er sagt, keine Option gewesen, denn diese hochkomplizierten technischen Geräte seien oft sperrig, unpraktisch und bereiteten dem Tier oft mehr Stress als nötig.

Eine andere Lösung musste her. Er begann zu experimentieren. Zuerst mit einem Wasserkocher, in den er später einen Kühlschrankmotor, den er zu einem Kompressor umfunktioniert hatte, einbaute. Der damit erzeugte Wasserdampf wurde dann über einen Schlauch in eine Maske, die dem Pferd überzogen wurde, geführt. „Die Tröpfchen von diesem Wasserdampf, die das Pferd dadurch einatmen konnte, waren aber zu groß. Das bedeutet, dass sie zwar in den Hals eindringen, aber nicht den weiten Weg in die Lunge finden“, erklärt Stefan Marx.

Doch der Tierfreund gab nicht auf. Er stellte mehrere Prototypen her, unter anderem auch mit einer umfunktionierten Computerlüftung, und probierte so lange, bis er den perfekten Pferde-Inhalator geschaffen hatte.

„Irgendwann kam ich auf die Idee, einen Ultraschallvernebler zu verwenden, denn die schaffen es, den Wasserdampf bis weit in die Lungen hinein zu transportieren“, berichtet Marx weiter über seine Erfindung. Der überarbeitete Inhalator fand schließlich Platz in einem Putzkoffer. So konnte man das Pferd beim Inhalieren weiterhin bewegen. „Das war mir aber immer noch zu umständlich. Der Koffer war zu schwer“, bemängelt Marx diese Idee. „Nach zehn Minuten ist mir immer der Arm eingeschlafen.“

Inzwischen hat der Hobbybastler den Inhalator so weiterentwickelt, dass er einfach in der Anwendung und für das Pferd angenehm zu tragen ist. Ungefähr zwei Jahre hat dieser Prozess gedauert. Herausgekommen ist ein Pferde-Inhalator mit dem Namen „Coole Maske“.

„Ich musste viel herumexperimentieren. Jetzt besteht das Gerät eigentlich nur noch aus der Maske, in die der Ultraschallvernebler integriert ist. Das ist besonders praktisch, weil das Pferd so nicht an ein Gerät angeschlossen ist, sich frei bewegen kann, und gleichzeitig ist der Vernebler geschützt, kann also nicht kaputt gehen“, erklärt der Erfinder.

Im Grunde besteht der Inhalator nun aus einem einfachen Eimer, der als Maske dient, und einer Kunststoff-Dose, die am Eimerboden angebracht ist und den Ultraschallvernebler enthält.

Die unterschiedlichen Arbeitsphasen hat auch Marx’ Ehefrau Cornelia noch in guter Erinnerung. „Es gab Zeiten, da hatte ich keine Dosen und Schüsseln mehr im Haus. Mein Mann hat sie alle aus der Küche in die Garage geschleust. Auch die Eimer waren irgendwann nicht mehr vor ihm sicher“, erzählt sie und lacht.

Stefan Marx ist ein bescheidener Tüftler. „Ich habe gerade so den Hauptschulabschluss gemacht und studiert habe ich erst recht nicht“, berichtet der 51-Jährige. Dass Schulleistung nicht immer auch etwas über Talent und Fähigkeiten aussagt, beweist Marx mit seiner Erfindung, für die er jetzt sogar Patent angemeldet hat. „Eigentlich wollte ich das gar nicht, aber alle anderen, die von der ‚Coolen Maske’ gewusst haben, haben mir dazu geraten“, begründet er seine Entscheidung. „Mir geht es mit meiner Erfindung in erster Linie darum, nicht nur meinem Pferd zu helfen, sondern auch allen anderen.“

Auch Tierarzt Dr. Jürgen Pietsch zeigt sich begeistert von der „Coolen Maske“: „Der Inhalator ist eine extrem praktische Erfindung. Ein großer Vorteil gegenüber anderen Geräten ist tatsächlich, dass der Vernebler in der Maske integriert ist und so nur schwer kaputtgehen kann“, berichtet der Tierarzt. „Ich empfehle das Gerät schon lange an meine Kunden weiter. Es ist praktischer und auch günstiger als andere. Das ist wirklich eine gute Sache.“

Schon einigen Pferden, auch über die Grenzen des Saarlandes hinaus, konnte Stefan Marx mit seiner Erfindung helfen. Gerne möchte der Düppenweiler weitere Inhalationsmasken produzieren und hofft darauf, einen Investor zu finden. „Mir geht es dabei nicht darum, viel Geld zu verdienen, sondern den Pferden zu helfen. Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, dass es einem Tier durch meine Erfindung besser geht“, berichtet Marx über seine Pläne für die Zukunft.

Trotz seines bisherigen Erfolges arbeitet er stetig weiter an dem Inhalator: „Die Maske ist sehr gut, aber auch alle sehr guten Dinge kann man immer weiter verbessern, und daran arbeite ich.“

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