Im Gespräch „Ich wollte einfach einen musikalischen Tapetenwechsel“

Liedermacher Gisbert zu Knyphausen erzählt im Interview über sein neues Album, was ihn inspiriert und warum er auch auf Englisch singt.

 Der bekannte deutsche Liedermacher Gisbert zu Knyphausen kommt am Donnerstag, 18. Januar, nach Losheim.

Der bekannte deutsche Liedermacher Gisbert zu Knyphausen kommt am Donnerstag, 18. Januar, nach Losheim.

Foto: Dennis Williamson

Vor sieben Jahren ist das letzte Solo-Album von Gisbert zu Knyphausen erschienen. Nach Projekten mit anderen Künstlern war es fünf lange Jahre still um den talentierten Liedermacher. Melancholisch, aber gleichzeitig hoffnungsvoll klingt seine Musik. Mit seinem neuen Album „Das Licht dieser Welt“ ist der 38-Jährige momentan auf Tour und gastiert am 18. Januar im Losheimer Saalbau.

Ihr aktuelles Album „Das Licht dieser Welt“ ist im Herbst letzten Jahres erschienen. Fünf Jahre war es musikalisch still um Sie. Was ist in dieser Zeit passiert?

Gisbert zu Knyphausen: Vor fünf  Jahren erschien mein Album unter dem Bandnamen Kid Kopphausen gemeinsam mit einem Freund von mir, der kurz darauf verstorben ist. Nach seinem Tod habe ich mir erst mal eine Auszeit von der Öffentlichkeit genommen. Das hat dann doch etwas länger gedauert, als ich dachte.

Was haben Sie in dieser Zeit gemacht?

Gisbert zu Knyphausen: Ich habe nicht fünf Jahre nichts gemacht, sondern ich habe in der Band von meinem Freund Olli Schulz Bass gespielt, mit ihnen eine Platte aufgenommen und war mit auf Tour. In der Zeit war ich aber auch auf Reisen, habe mit einer iranischen Band zusammengearbeitet, ein Kinderlied geschrieben und auch wieder an neuen Songs für mich selbst gearbeitet. Die Songs habe ich gemächlich reifen lassen, bis jetzt alles fertig geworden ist. Ich habe mich in diesen letzten fünf Jahren aber auch viel um mein Privatleben gekümmert, weil ich die Jahre zuvor nichts anderes im Kopf hatte, außer Musik zu machen. Es war mal ganz erholsam, das nicht zu tun.

Was war Ihre Motivation, wieder neue Musik zu schreiben und ein neues Album zu produzieren?

Gisbert zu Knyphausen: Dass ich Musik irgendwann wieder machen will, war mir sowieso klar. Ich mache ja schon mein Leben lang gerne Musik, und das wird nicht einfach so weggehen. Ich habe aber so ein bisschen darauf gewartet, bis ich wieder so richtig Lust hatte, diese Musik dann auch mit der Öffentlichkeit zu teilen. Der Punkt, das zu tun, kam vor circa zweieinhalb Jahren. Da habe ich mich mal wieder ernsthaft rangesetzt, um diese ganzen Lied- und Textfragmente, die sich so angesammelt haben, in eine festere Form zu gießen und Leute zu suchen, mit denen ich zusammenarbeiten kann. Das war ein schleichender Prozess in den letzten Jahren.

Was war die Inspiration für das Album?

Gisbert zu Knyphausen: Die Inspiration zu den Songs kommt schon immer aus Themen, die mich in meinem Leben einfach beschäftigen. Deswegen taucht auf dem aktuellen Album auch der Tod auf, mit dem ich mich ja zwangsläufig auseinandersetzen musste. Aber auch die Liebe inspiriert mich. Die Inspiration kommt einfach aus allem, was mich so umgibt, was ich lese oder was ich mitbekomme. Die Platte ist keine reine Autobiografie, die ich da schreibe, aber es ist auf jeden Fall nah dran an meinem Leben, aber enthält auch viele erfundene Elemente.

Schreiben und singen Sie nur über eigene Erfahrungen, oder gibt es auch fiktionale Elemente?

Gisbert zu Knyphausen: Ja, manches davon ist meiner Fantasie entsprungen. Das sind zum Beispiel Wunschvorstellungen oder Ängste oder einfach irgendwelche Bilder, die mir im Kopf herumschwirren. Beim Schreiben denke ich mir, dass das als Song besser funktioniert, als wenn ich schreiben würde, wie es wirklich passiert ist. Ich will schließlich keine Autobiografie schreiben. Ich möchte schon, dass meine Texte von Herzen kommen und deswegen auch anderen Leuten nahe gehen können, aber meine Aufgabe als Texter besteht nicht darin, die Realität möglichst detailgetreu abzubilden. Ein guter Song funktioniert oft so, dass sich jeder noch seine eigene Geschichte da mit reindenken kann.

Ihre neue Musik klingt weitaus orchestraler als man es von Ihnen gewöhnt ist. Wie kam es dazu?

Gisbert zu Knyphausen: Wir haben uns bei dieser Platte auf jeden Fall mehr Zeit genommen, die Musik zu arrangieren. Es war eine bewusste Entscheidung, die Blechbläser dazu zu holen, um einfach mal ein anderes Instrumentarium auszuprobieren als das, was ich auf den Alben zuvor benutzt habe. Der Unterschied im Sound ist der Tatsache geschuldet, dass ich mit komplett neuen Musikern zusammengearbeitet habe, weil ich mal schauen wollte, wie meine Songs dann klingen. Ich wollte einfach mal einen musikalischen Tapetenwechsel erfahren.

Es wurde also einfach mal ausprobiert?

Gisbert zu Knyphausen: Ja, genau. So machen wir das immer. Wir probieren einfach ein bisschen aus, und wenn wir dann halbwegs zufrieden sind  – 100 Prozent zufrieden ist man nie bei einer Albumproduktion – dann beenden wir das und machen uns an neue Sachen.

Wie schreiben Sie Ihre Texte und Musik?

Gisbert zu Knyphausen: Eigentlich entstehen bei mir die Songs immer so, dass ich entweder auf der Gitarre oder dem Klavier herumspiele und dann auf einmal eine Akkordfolge finde, die mir gefällt, suche eine Melodie dazu und überlege mir, wovon der Text handeln könnte. Dann fange ich an zu schreiben. Es ist immer so, dass ich zuerst die Musik habe, und dann versuche mir einen Reim darauf zu machen. Ich schreibe nie den Text zuerst. Die Songs entstehen immer aus spontanen Momenten heraus.

Wann ist ein Song für Sie persönlich gut?

Gisbert zu Knyphausen: Ein Song ist gut, wenn er mir nach einer Woche immer noch nicht aus dem Kopf geht. Dann ist es ein Song, der es wert ist, weiter daran zu arbeiten. Man spielt ein bisschen und ist irgendwann angefixt von der Idee des Songs, und manchmal hat man ihn schon am nächsten Tag vergessen oder hört sich an, was man aufgenommen hat und findet ihn doch nicht mehr so toll. Wenn das gute Gefühl beim Spielen aber länger als eine Woche anhält oder beim Anhören, dann weiß ich, dass es gut sein könnte.

Zentrale Themen in Ihrer Musik sind Melancholie, Glück, Liebe und Freiheit. Was bedeutet das für Sie?

Gisbert zu Knyphausen: Melancholie kann Unterschiedliches bedeuten. Melancholie kann für mich ein irgendwie inspirierender Zustand sein. Wenn sie aber in Tatenlosigkeit kippt, ist es kein schöner Zustand mehr. Darüber singe ich auch schon auf meinen ersten Platten. Glück, Liebe und Freiheit sind große Begriffe für kleine Momente. In meinen Texten habe ich immer einen Hang zu großen, pathetischen Worten. In meinem wahren Leben ist Freiheit zum Beispiel einfach nur so, wie es jetzt ist. Dass ich zum Beispiel auf Tour fahren kann und jeden Abend in einer anderen Stadt bin, auf der Bühne stehen kann und Musik mit einer Band zusammen mache. Das macht mich frei und glücklich.

Auf dem aktuellen Album findet man auch zwei Songs, die Sie auf Englisch gesungen haben. Wie kam es dazu?

Gisbert zu Knyphausen: Das war einfach so ein Impuls. Den einen Song „Teheran smiles“ habe ich auf meiner Reise nach Teheran begonnen. Ich habe auf Englisch angefangen zu texten, weil ich mich mit den Leuten dort auf Englisch unterhalten habe und weil ich oft beim Finden einer Melodie ein englisches Kauderwelsch dazu singe. Da dachte ich dann, dass ich doch mal versuchen könnte, einen englischen Text zu schreiben, um zu schauen, ob das auch funktioniert. Ich habe drei oder vier englische Texte geschrieben. Mit den zwei, die auf dem Album sind, war ich so glücklich, dass ich sie unbedingt drauf haben wollte.

Seit knapp einer Woche sind Sie nun auf Tour. Wie fühlt sich das an, wieder unterwegs zu sein?

Gisbert zu Knyphausen: Sehr gut fühlt sich das an. Es macht sehr viel Spaß, die neuen Songs auf der Bühne mit der Band zu spielen. Bis jetzt waren wirklich alle Konzerte dieser Tour total schön, und ich freue mich wirklich auf die nächsten Wochen.

Bei den Konzerten werden Sie von einer Band begleitet und stehen nicht alleine auf der Bühne. Wie fühlt sich das an?

Gisbert zu Knyphausen: Das ist für mich das Schönste. Deswegen habe ich die letzten Jahre fast immer mit einer Band gespielt. Ich mache auch gerne einfach nur mit meiner Gitarre und Gesang Musik. Das hat eine ganz andere, eigene Kraft, die sehr intim ist. Das Schönste ist für mich aber immer noch, mit anderen Leuten zusammen zu musizieren und den Moment zu finden, in dem man merkt, dass man gut zusammenspielt und man irgendwie abhebt, und das mit dem Publikum teilt. Das finde ich total toll.

Was darf das Publikum in Losheim am Donnerstag erwarten?

Gisbert zu Knyphausen: Mit mir sind wir sechs Leute auf der Bühne. Wir haben eine Trompete, E-Gitarre, Posaune, Stage-Piano, Bass und Schlagzeug mit dabei. Wir sind auf jeden Fall gut eingespielt und werden ein hervorragendes Konzert spielen.

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