Scheiden Wo Pechvogel auf Teletubbies trifft

Scheiden · Scheidener feierten mit vielen Bühnenstars am Samstagabend ausgelassen Saalfastnacht.

 Scheiden Bei der kappensitzung waren auch die no Names als Robin Hood aufgetreten.

Scheiden Bei der kappensitzung waren auch die no Names als Robin Hood aufgetreten.

Foto: Werner Krewer

Wenn andere Vereine schon fast ihr Pulver verschossen haben, laufen die Scheidener erst richtig zur Hochform auf. Der Saal ist voll, die Bühne auch. Gefühlte 30 Prozent der Dorfbevölkerung ist in das Programm involviert, bei dem ein Höhepunkt den anderen jagt. Prinz und Prinzessin mischen dabei ebenso mit wie Präsident Devid Hero.

Stimmungskanonen sind sie alle, und das Publikum belohnt sie mit Begeisterung und Applaus. Ehrenpräsident Erhard Müller outet sich als Pechvogel. Lappen für fünf Jahre weg, beim Tapezieren kommt die Tapete wieder runter und wickelt sich wie eine Toga um ihn herum. Egal, ob er zu- oder später wieder abnehmen will – nichts funktioniert. Umso besser klappt es beim Singen mit den „Zillertaler Schürzenjägern“. Großer Beifall war der Lohn für ihren Auftritt. Funkenmariechen, Garde und Showtanzgruppe begeisterten mit ihren Tänzen, und es gab dieses Mal nicht nur ein Männerballett, sondern gleich zwei.

Etwas ganz Besonderes hatten sich Alina Leidisch und Robin Weirich ausgedacht: Sie kreierten einen Hitmix – bekannte Schlager wurden angespielt und in schnellem Wechsel wirbelten die dazu gehörigen Gestalten über die Bühne. „Noch einmal Kind sein“, hieß die Devise. So kamen Pumuckl, Michel von Lönneberga, Bibi Blocksberg, Pippi Langstrumpf, die Teletubbies und viele andere. Das begeisterte Publikum konnte nur raten, wie oft und mit welch affenartiger Geschwindigkeit die Akteure sich dafür umziehen mussten. Eine tolle Nummer, für die eine wohlverdiente Rakete hochging.

Zwischendurch vermisste die Prinzessin ihren Prinzen und traf sich mit einer herrlich sächselnden Putzfrau aus einem Trierer Puff, um etwas über seinen Verbleib zu erfahren. Die konnte die edle Dame alllerdings beruhigen: „So wie der aussieht, kommt er bei uns noch nicht einmal durch die Personenkontrolle.“

Präsident Hero überlegte, in der nächsten Session alle Plätze für die Kappensitzung zweimal zu verkaufen. Den Grund lieferte er gleich mit. Da in Scheiden so viel getrunken wird, ist eh immer die Hälfte des Publikums auf dem Stillen Örtchen. In der Zeit kann die andere Hälfte im Saal sitzen.

„Jetzt dürfen die Männer untereinander heiraten. Das ist von der Natur doch nicht gewollt“, beschwerte sich die 80-jährige Tante. Konterte der Neffe: „Dein Herzschrittmacher auch nicht...“

Viele Weisheiten finden in dem Ort ihren Weg in die Köpfe der Zuhörer. „Perfekte Männer gibt es an jeder Ecke“, meinten die Babbeltanten, „aber Gott hat die Welt halt rund gemacht.“ Man erfuhr, wie eine zweibeinige Buffetfräse funktioniert und dass im Islam das Schachspiel verboten ist, weil sich dabei die Dame frei bewegen darf. Auch ein Günnikologe kam zu Wort, die Prinzengarde veranstaltete einen Riesenzirkus auf der Bühne.

Die Sitzung war von Anfang bis Ende total lebendig. Man spürte, dass die Akteure dabei mindestens genauso viel Spaß hatten wie das Publikum. So etwas kann man nach dem Finale nicht einfach abbrechen. So feierten die Scheidener nach dem letzten Applaus weiter, getreu ihrem Motto „Mir gehn net ham“.

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