Stabhochsprung Junger Hüpfer stiehlt alten Hasen die Show

MERZIG · Lita Baehre lässt den ausverkauften Zeltpalast beben und siegt beim 5. Merziger Neujahrsspringen.

  Volle Hütte: Mehr als 1000 Zuschauer sorgten für tolle Stimmung im Zeltpalast. Die Veranstaltung war seit Wochen ausverkauft.

Volle Hütte: Mehr als 1000 Zuschauer sorgten für tolle Stimmung im Zeltpalast. Die Veranstaltung war seit Wochen ausverkauft.

Foto: Ruppenthal

Es ist exakt 19.33 Uhr am Samstag, als sich Bo Kanda Lita Baehre nach dem letzten Sprung des Abends von den Zuschauern im Zeltpalast feiern lässt – und auch selbst dem Publikum applaudiert. „Es war nicht der Tag der Favoriten, deshalb hab’ ich dem Meeting-Direktor den Arsch gerettet“, feixt der Stabhochspringer vom TSV Bayer Leverkusen nach seinem Überraschungssieg.

Gut zweieinhalb Stunden zuvor hätte er wohl selbst nicht damit gerechnet, dass der Wettkampf einen solchen Verlauf nehmen und er sich gegen die großen Favoriten durchsetzen würde. Doch dann steckte er die „Großen“ sauber in die Tasche.

Die fünfte Auflage des Neujahrsspringens im Merziger Zeltpalast bot den Zuschauern damit erneut ein tolles Spektakel. Und das vor erneut vollem Haus. Bereits seit Wochen war der Merziger Zeltpalast bis auf den letzten Platz ausverkauft gewesen. „Wir hätten drei bis vier Mal so viel Karten verkaufen können“, betont Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich.

Und anstelle von Vize-Weltmeister Piotr Lisek und Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe, die beide keinen gültigen Versuch verbuchten, sorgte diesmal Lita Baehre dafür, dass die über 1000 Zuschauer unterm Zeltdach wieder eine eindrucksvolle Flugschau zu sehen bekamen: Der 19-jährige zweifache deutsche Stabhochsprung-Meister sicherte sich bei seiner dritten Teilnahme im Zeltpalast erstmals den Sieg. „Wir sind völlig alle und durchgeschwitzt, aber das ist Merzig. Der perfekte Jahreseinstieg. Das ist einzigartig“, schwärmte Moderator Florian Weber.

Das sahen die Zuschauer ähnlich. „Uns hat es total gefreut, dass Bo gewonnen hat“, sagte einer der Gäste. „Er ist hier eh einer der Publikumslieblinge und steht heute verdient ganz oben auf dem Treppchen. Er hat klasse die Nerven behalten.“

Das taten nicht alle. Und vor allem die Favoriten patzten. Um 16.55 Uhr sind die Ränge im Merziger Zeltpalast bereits größtenteils voll besetzt. Nach der beeindruckenden Darbietung des ukrainischen Jonglage-Künstlers Stanislav Vysotskyi präsentieren sich kurz danach die zwölf internationalen Stabhochsprung-Asse unter großem Beifall dem Publikum. Um 17.34 Uhr ist es dann der tschechische Debütant Matej Scerba, der den Wettkampf mit 5,01 Metern eröffnet. Bei der nächsten Höhe von 5,21 Metern erwischt es dann mit Belgier Frederik Ausloos den ersten Springer. Er reißt in allen drei Versuchen. „Das war mein erster Wettkampf des Jahres – und das vor so einer unglaublichen Kulisse. Die Atmosphäre ist fantastisch. Schade, dass ich nicht mehr zeigen konnte“, sagte der 22-jährige Belgier, dem die besonderen Bedingungen im Zeltpalast augenscheinlich zu schaffen machten.

Lita Baehre ist dagegen schon ein alter Hase in Sachen Neujahrsspringen. Um 19.23 Uhr sorgt er für den Stimmungs-Höhepunkt des Abends: Er überquert im ersten Anlauf unter dem euphorischen Jubel der Zuschauer die 5,65 Meter – zugleich eine neue persönliche Bestleistung. Zuvor hatte er bereits als einziger von fünf verbliebenen Springern die 5,51 Meter gemeistert – im zweiten Anlauf. Der spätere Zweite, Torben Blech, scheiterte an dieser Höhe dagegen ebenso wie auch der erste Merzig-Sieger Karsten Dilla, der Belgier Ben Broeders und Ex-Europameister Robert Sobera aus Polen.

Wenige Minuten nach seinem letzten Versuch, mit 5,71 Metern eine neue „Zeltrekord-Marke“ aufzustellen, verriet Lita Baehre seine Marschroute im Umgang mit der für Stabhochspringer nicht alltäglichen Situation vor einer so großen und lautstarken Zuschauermenge wie in Merzig: „Ich denke mir einfach, die ganzen Menschen sind ja gekommen, um uns anzufeuern. Da sollte man nicht zu nervös sein, sondern sich freuen und versuchen, diese positive Stimmung und Energie für sich zu nutzen“, erläuterte Lita Baehre. Und das tat er.

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