Gustav-Regler-Platz Seit vier Jahrzehnten ein Problemfall

Merzig · Die Neugestaltung des Seffersbachsbereiches im Umfeld des Gustav-Regler-Platzes beschäftigt die Merziger Politik schon lange.

 Der Gustav-Regler-Platz in Merzig steht im Zentrum einer Debatte um die Neugestaltung des Seffersbachbereiches.

Der Gustav-Regler-Platz in Merzig steht im Zentrum einer Debatte um die Neugestaltung des Seffersbachbereiches.

Foto: Ruppenthal

Seit Wochen wird in Merzig viel über den Gustav-Regler-Platz und dessen Umgestaltung diskutiert. Die Gemüter scheinen erhitzt, Merzig ist gespalten in Befürworter und Gegner einer Bebauung am Seffersbach. Vor kurzem hat sich eine Bürger-Initiative gegründet, die mehr Mitbestimmung der Merziger beim geplanten Vorhaben fordert (die SZ berichtete). In einem Punkt sind sich allerdings alle einig: Es muss etwas geschehen, um den „Hinterhofcharakter“ an der südlichen Seite des Seffersbach endgültig zu beenden. Nur wie?

Dabei beschäftigt der Gustav-Regler-Platz die Stadtverwaltung nicht erst seit ein paar Jahren. In einem Bebauungsplan von 1979 wurde bereits auf städtebauliche Missstände hingewiesen. In diesem Plan war angedacht, in der Straße Am Werthchen ein Pendant zur Haupteinkaufsstraße in der Poststraße zu errichten. Fußgänger sollten entlang eines Arkadengangs an den Geschäften vorbei flanieren. Ein solcher Bogengang vor einem Brautmodegeschäft am Ende der Straße zeugt heute noch von dieser Idee. Auf dem Gustav-Regler-Platz sollten zudem dreieinhalb-geschossige Gebäude mit einer Höhe von 14,50 Metern gebaut werden. Der Plan wurde nie umgesetzt.

Erst 2001 kam der Bereich am Seffersbach wieder ins Gespräch. Im „Integrierten Handlungskonzept Soziale Stadt 2001“ hieß es beim Punkt Innenstadt: „Unmittelbar nördlich der Poststraße, zwischen den Straßen ,Am Seffersbach’ sowie ,Am Werthchen’, fließt der Seffersbach. Der historische Bachlauf ist im Rahmen der Sanierung im östlichen Bereich umfangreich aufgewertet und gestaltet worden. Diese Gestaltungsqualität findet sich in den rückwärtigen Grundstücksbereichen der ,Poststraße’ mit ihren Garagenzufahrten, Anlieferzonen und gewerblichen Nutzungen jedoch nur selten wieder. Hier dominiert ein unansehnlicher ,Hinterhofcharakter’.“ Auf diesen Missstand wurde erneut im darauf folgenden Handlungskonzept Soziale Stadt von 2010/11 hingewiesen: „Der ,Hinterhofcharakter’ bleibt eine Herausforderung, ebenso eine qualitative bauliche Weiterentwicklung von City und Fußgängerzone im Hinblick auf Aufenthalts- und Gestaltqualität.“

Drei Jahre später wurden im Stadtentwicklungskonzept 2014 erneut Handlungsansätze publik. Statt einer Flaniermeile mit Geschäften sollten beispielsweise Wohngebäude – eventuell auch neue zukunftsorientierte Wohnformen oder Wohnkonzepte – den Bereich um das südliche Seffersbachufer aufwerten. Voraussetzung war die Erstellung eines Konzeptes sowie die „aktive Beratung der Eigentümer auf Basis konkreter Vorschläge“. In dem Stadtentwicklungskonzept wird allerdings auch auf den Seffersbach als Risikogewässer im Hinblick auf Hochwasser verwiesen. Noch im gleichen Jahr gab es erste Gespräche mit den Grundstückseigentümern, und das Bauamt erstellte eine vorläufige Skizze.

Im Februar 2015 stimmten der Ortsrat und der Stadtrat Merzig einem Planänderungsverfahren zu, das sich im Prinzip an den Vorschlägen des Stadtentwicklungskonzeptes orientiert. In der Sitzungsvorlage stand: „So soll unter anderem im Bereich ,Am Seffersbach/Gustav Regler-Platz’ das Parken neu geordnet und vor allem um zusätzliche Stellplätze erweitert werden. Dies kann über ein neu zu errichtendes, architektonisch ansprechend gestaltetes Parkhaus im Bereich Am Werthchen/Untergasse/Mittelgasse erfolgen. Des Weiteren sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um die östlich daran anschließende Zeile durch eine bis zu viergeschossige Neubebauung zu entwickeln und somit städtebaulich und funktional aufzuwerten.“ Hauptsächlich solle diese Neubebauung zu Wohnzwecken genutzt werden. Denkbar seien aber auch ein Hotel und Büroflächen. Der vom Bauamt damals erstellten Entwurfsskizze folgten Konzeptstudien zur Projektentwicklung „Am Seffersbach“.

Der Ausschuss für Klima, Stadtentwicklung und Umwelt sowie der Hauptausschuss erhielten im Frühjahr 2018 eine umfangreiche Präsentation dazu. Ziel des Projektes: Auflösen der Hinterhofsituation, Aufwertung des Gustav-Regler-Platzes, Verbesserung der Verkehrssituation, Verbesserung der Hochwassersituation, Aufwertung des Seffersbachs, Stärkung des innerstädtischen Wohnens sowie kein zusätzlicher Einzelhandel wegen möglicher Konkurrenz für die Geschäfte in der Poststraße.

In der aktuellsten Skizze wird deutlich, dass sich der Bereich mit der großflächigen Bebauung über die Hinterhöfe, der Straße Am Werthchen und teilweise über den Gustav-Regler-Platz einschneidend verändern würde. Im Mai wurde die Unterzeichnung der Absichtserklärung („Letters of Intent“) und die Veräußerung der Fläche durch die Kreisstadt Merzig einstimmig bei einer Stimmenthaltung im Stadtrat beschlossen. Bislang seien aber keine Aufträge von Investoren an Planungsbüros erteilt worden, heißt es immer wieder aus dem Rathaus. Die Stadtverwaltung sei die „ganze Zeit Herr des Verfahrens“. Fest steht: Der Bebauungsplan wird in den kommenden Monaten Thema im Stadtrat und den Ausschüssen sein.

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