Wadern Debatten um europäische Fragen

Wadern · Waderner Gymnasiasten werden in Berlin bei einem Planspiel für eine Woche zu Abgeordneten.

 Stolz stellen sich díe HWG-Schüler mit Nadine Schön (l.) zu einem Gruppenfoto auf.

Stolz stellen sich díe HWG-Schüler mit Nadine Schön (l.) zu einem Gruppenfoto auf.

Foto: Edwin Didas

Das Treffen, das vergangene Woche in der Mediathek des Hochwald-Gymnasiums stattfand, könnte sich demnächst in Berlin im Gebäude des Deutschen Bundesrates wiederholen. Nadine Schön, Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis 298 und stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, stellte sich den Fragen von Schülerinnen und Schülern des HWG und diskutierte mit ihnen viele aktuelle politische Themen. Das Besondere daran: Die Jugendlichen aus Wadern schlüpfen demnächst in die Rolle von Abgeordneten, und zwar im Rahmen des Planspiels „Modell Europa Parlament“ (MEP). Mit Jugendlichen aus ganz Deutschland und aus fünf weiteren europäischen Staaten werden sie sich in Berlin eine Woche lang mit zentralen europapolitischen Fragen beschäftigen, in Ausschüssen Resolutionen zu diesen Themen erarbeiten und diese  in der Plenarsitzung im Deutschen Bundesrat diskutieren und am Ende darüber abstimmen – wie in einem „richtigen“ Parlament eben.

Und da Nadine Schön zur gleichen Zeit eine Sitzungswoche in Berlin hat, hat sie schon angekündigt, die Plenarsitzung des MEP im Bundesrat zu besuchen, wenn ihr Zeitplan es zulässt. Da die Zehntklässler also bald Abgeordnete sein werden, interessierten sie sich natürlich besonders für die Arbeit einer „echten“ Abgeordneten. Nadine Schön berichtete zum Beispiel davon, wie eine typische Sitzungswoche in Berlin abläuft.

Die Jugendlichen staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, wie viele Sitzungen im Laufe einer Woche stattfinden und dass die Plenarsitzungen im Parlament nur einen sehr geringen Teil der Arbeit ausmachen. „Der Bundestag ist ein echtes Arbeitsparlament“, so die Abgeordnete.

Auch einige der Themen, um die es beim MEP in Berlin gehen wird, sprachen die Jugendlichen an. Ein Schwerpunkt dabei war das Thema Digitalisierung mit all seinen Facetten. Da Nadine Schön in ihrer Fraktion auch für dieses Thema zuständig ist, war sie hier genau die richtige Ansprechpartnerin. Eine Rolle spielt die Digitalisierung zum Beispiel im Zusammenhang mit dem aufkommenden Nationalismus und Populismus in Europa. Schön machte deutlich, dass die Erfolge der populistischen Parteien auch mit der Verunsicherung der Menschen angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen zu erklären sind, die Globalisierung und Digitalisierung mit sich bringen. „Die populistischen Parteien bieten in diesen Fragen scheinbar einfache Antworten, die der Komplexität der Veränderungen aber nicht gerecht werden“, so die Abgeordnete. Fake News in den sozialen Medien täten ein übriges, um diese Parteien zu stärken. Sie kritisierte auch, dass viele Debatten durch Bots beeinflusst werden, also maschinell erstellte Diskussionsbeiträge, die massenhaft verbreitet werden und hinter denen die Absicht der Verfasser steht, Einfluss auf politische Diskussionen zu nehmen. Als Beispiel nannte Schön hier die Debatte um den UN-Migrationspakt. Angesprochen auf bestehende Programme gegen Rechtsextremismus und Populismus bei Jugendlichen, vertrat Schön die Auffassung, dass diese Programme wichtig sind, oft aber nicht diejenigen Jugendlichen erreichen, die anfällig für solche Strömungen sind.

Weitere Diskussionsthemen waren der weltweite Klimawandel, die deutsche Rentenpolitik und die Frage der Bildungsgerechtigkeit in Europa. Schön mahnte an, dass man bei Vergleichen von Bildungsabschlüssen in Europa beachten müsse, dass in Deutschland mit dem dualen Ausbildungssystem eine Besonderheit bestehe, die eine hohe Qualität der Ausbildung sichere, und dass dies im europäischen Vergleich oft vergessen werde. So dürfe man nicht nur auf die Studienquoten schauen und hier die Zahlen mit anderen Ländern vergleichen, wie es oft in OECD-Vergleichen gemacht werde. Gerade im Hinblick auf die Veränderung der Arbeitswelt im Zuge der Digitalisierung (Stichwort Industrie 4.0) biete das duale Ausbildungssystem viele Vorteile.

Nadine Schön wünschte den HWG-Schülern viel Spaß und spannende Debatten bei ihrer Parlamentssimulation in Berlin. Die Jugendlichen nahmen aus der Diskussion mit der Bundestagsabgeordneten viele Anregungen für ihre eigene politische Arbeit im Zuge des Modell Europa Parlament mit. Die Vorfreude darauf, selbst in die Rolle von Politikern zu schlüpfen, ist durch diese Veranstaltung sicherlich angestiegen. Und möglicherweise wird die Diskussion ja demnächst im Deutschen Bundesrat in Berlin fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort