Projekt „Europa-Miniköche“ Schnitzel klopfen wie die Profis

Perl · Für die Miniköche aus dem Grünen Kreis stellen auch die schwierigen Rezepte kein Problem dar.

 Chefkoch Christian Heinsdorf zeigt in der Küche von Villa Borg den Miniköchen das richtige Zerlegen eines Schweinerückens.

Chefkoch Christian Heinsdorf zeigt in der Küche von Villa Borg den Miniköchen das richtige Zerlegen eines Schweinerückens.

Foto: wkr

17 Kinder, alle zwischen zehn und elf Jahre alt, wuseln aufgeregt durch den Großen Saal der Villa Borg in Perl. Schnell wird noch die weiße Kochjacke zugeknöpft, Schürze und Kochkrawatte werden gebunden und die Kochmütze akkurat gerichtet. „Normal sind es 24 Kinder, krankheitsbedingt können heute leider nicht alle mit dabei sein“, erzählt Christian Heinsdorf bei der Begrüßung. Der Inhaber der Taverne in der Römischen Villa Borg ist Teamleiter der Gruppe „Grüner Kreis Saar“, die bei dem Projekt „Europa-Miniköche“ teilnimmt.

Beim Eintreffen fallen sofort die weißen Koffer ins Auge mit denen jedes der Kinder ausgestattet ist. Darin enthalten sind ein eigenes Messer, ein professioneller Sparschäler, ein Spätzlebrett mit Schaber und eine Stoffserviette. Nach den zwei Jahren dürfen die Kinder die Utensilien behalten. Die Materialkosten, Speisen und Getränke für die Kinder sind komplett frei. Die Eltern zahlen im Vorfeld nur einen Organisationsbeitrag von 150 Euro für zwei Ausbildungsjahre.

In diesen zwei Jahren lernen die Kinder im Laufe der monatlich stattfindenden Treffen langsam und spielerisch die Kernkompetenzen eines modernen Gastronomiebetriebes und werden außerdem mit dem gesamten Ernährungskreislauf vertraut gemacht. Unterstützt wird Heinsdorf von den Gastronomen Michael Buchna (Landhotel Zur Saarschleife in Orscholz) und Peregrin Meier (Parkhotel Weiskirchen) und Diätassistentin und Ernährungsberaterin Silvia Michels.

Die Treffen finden jeden Monat in den Räumlichkeiten der Taverne der römischen Villa Borg statt. Der Deutsch Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Saarland unterstützt die Gruppe dabei sowohl personell als auch finanziell. Am Ende müssen die Kinder eine therotische und eine praktische Abschlussprüfung (Sechs-Gänge-Menü für 80 Gäste kochen) meistern. Die IHK bestätigt die Leistung mit einer Urkunde über die zweijährige Vorbereitung zum Europa-Mini-Koch. Wodurch die Kinder bei einer künftigen Bewerbung um einen Ausbildungsplatz Vorteile haben.

Für die erste Kochgruppe ging es in der Küche direkt zur Sache. Die Grundprodukte an diesem Nachmittag – ein Schweinerücken, Karotten und Kartoffeln – lagen schon unübersehbar in der Küche bereit. Auf dem Speiseplan stehen Cordon bleu mit Bratkartoffeln und Möhren. Heinsdorf hatte auch schon gleich die erste Frage an seine Kochschüler: „Was heißt den parieren?“ Lena meldet sich sofort. „Das Fleisch vom Knochen trennen.“ Fast richtig. Beim Parieren wird das Fleisch von alle unerwünschten Teilen (Sehnen, Haut und Fett) befreit, wie Heinsdorf erklärt und dann auch vormacht.

Gebannt und mucksmäuschenstill schauen alle Kinder den geübten Handgriffen des Kochs zu. Danach dürfen die Kinder selbst ran. Das Fleisch wird geklopft, mit Salz und Pfeffer gewürzt und dann mit Käse und Schinken gefüllt, gefaltet und paniert. Die vorgekochten Kartoffeln werden in dünne Scheiben geschnitten. Die Möhren geschält, mit einem Ziselierer rundherum eingekerbt (sorgt für eine Blütenoptik) und in kleine Scheiben geschnitten.

Zeitgleich bereitet eine andere Gruppe unter fachmännischer Anleitung an der Bar eifrig einen alkoholfreien Mojito zu bevor es ans Serviettenfalten geht. Eine dritte Gruppe lernt währenddessen bei Silvia Michels alles Wichtige über das Getreide. Jede Gruppe durchläuft an einem Praxistag alle Stationen. Im Anschluss werden noch die Tische professionell eingedeckt für das gemeinsame Essen zum Abschluss des Tages.

Für die Kinder ist die Arbeit mit den frischen Produkten eine spannende Erfahrung. „Ich helfe jetzt am Wochenende schon gerne in der Küche mit“, erzählt eine Teilnehmerin begeistert. „Kinder, die mit viel Spaß Kochen lernen, verstehen sehr schnell den Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit“, erklärt Heinsdorf, der das Projekt gerne saarlandweit etablieren möchte. Eines ist schon klar: Im Grünen Kreis startet eine neue Gruppe bereits in diesem Oktober in die Ausbildung.

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