Kooperation Zwei römische Villen, keine Zusammenarbeit

Nennig/Borg · In Nennig und Borg finden sich nah beieinander wichtige Zeugnisse aus der Antike. Doch es gibt keine gemeinsame Vermarktung.

 In der römischen Villa Nennig (links) befindet sich der größte und bedeutendste Mosaikfußboden der Römerzeit nördlich der Alpen (oben). Doch es gibt Kritik, dass die Villa in Nennig nicht mit der wenige Kilometer in Borg entfernt gelegenen zusammenarbeitet.

In der römischen Villa Nennig (links) befindet sich der größte und bedeutendste Mosaikfußboden der Römerzeit nördlich der Alpen (oben). Doch es gibt Kritik, dass die Villa in Nennig nicht mit der wenige Kilometer in Borg entfernt gelegenen zusammenarbeitet.

Foto: Ruppenthal

Hermann Kiefer aus Orscholz ist Wanderführer und veranstaltet regelmäßig Touren durch das Nordsaarland. Zuweilen besucht er mit seinen Gästen auch Sehenswürdigkeiten der Region. Als er vor zwei Jahren mit einer 20-köpfigen Wandergruppe die römische Villa in Nennig mit dem Mosaikfußboden besichtigt hatte, war sein Eindruck von der Ausgrabungsstätte allerdings ernüchternd.

Zwar habe eine Mitarbeiterin ihn „bestens mit fotokopierten Infos über die römische Villa“ bei der Vorbereitung der Wanderung versorgt, sagt Kiefer. Aber das Versprechen, dass am Tag der Wanderung neue Info-Prospekte ausliegen würden, sei nicht erfüllt worden. Außerdem seien das „Kassenhäuschen im Eingang verwaist und die Toiletten geschlossen“ gewesen, kritisiert Kiefer. Der Weg zur Empfangstheke am rückwärtigen Eingang sei „nicht gut beziehungsweise überhaupt nicht ausgeschildert“ gewesen.

Das Gebäude obliegt der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Die Mängel, die Kiefer damals erkannte, ließen ihn vermuten, dass die Stiftung nicht an einer adäquaten Unterhaltung des Objektes interessiert sei: „Sie ist anscheinend ein ungeliebtes Stiefkind der Kulturstiftung des Saarlandes.“ Gleichzeitig verweist der frühere Orscholzer Ortsvorsteher auf die Vermarktung der römischen Villa im rund sieben Kilometer entfernten Borg. „Wir haben in Borg die römische Villa mit allem Pomp, Personal und weiteren Ausgrabungen. Bestens von der Kulturstiftung des Landkreises Merzig-Wadern organisiert und finanziert.“

2016 schlug Kiefer sowohl der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz als auch der Kulturstiftung des Kreises respektive Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich eine Kooperation vor. „Warum verbindet man beide Einrichtungen nicht in einer Hand, in diesem Fall in die Verantwortung des Landkreises, und versucht, ein gemeinsames Konzept und Marketing herbeizuführen?“, schrieb Kiefer damals an beide Institutionen. Eine Möglichkeit sei seiner Meinung nach, für den Eintritt in Borg einen Euro mehr zu verlangen mit der Option eines Besuches in Nennig.

Während eine Antwort der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz ausblieb, begrüßte Landrätin Schlegel-Friedrich eine Kooperation. Wie sie an Kiefer schrieb, habe der Landkreis zuvor bereits „mehrmals und letztmalig 2012 der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz den gleichen Vorschlag unterbreitet“. Die Nähe der Villen spreche für eine „intensive Zusammenarbeit bei der Erhaltung der Anlagen, der Bewirtschaftung, dem Marketing und der Besucherbetreuung“.

Die Verhandlungen seien jedoch durch den damaligen geschäftsführenden Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Professor Meinrad Maria Grewenig, nicht weiter fortgeführt worden. Die Landrätin versprach aber: „Die Verantwortlichkeit im Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hat sich geändert, und ich werde als Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung Merzig-Wadern weiter an diesem Thema dran bleiben.“

Da bis heute allerdings keine Kooperation zustande gekommen ist, macht Kiefer erneut auf seinen Vorschlag aufmerksam. „Ich wiederhole nochmals, dass zwei bedeutende römische Einrichtungsstätten auf einer Entfernung von zirka sieben Kilometern nebeneinander von zwei Trägern – ein Träger gut und ein Träger schlecht – geführt werden, anstatt sie miteinander zu verbinden, zum Nutzen beider.“ Zwar seien die Toiletten mittlerweile geöffnet und die Info-Prospekte liegen aus, aber „Eintrittskarten gibt es immer noch nicht. Es werden stattdessen Quittungen geschrieben“, sagt Kiefer.

Auf Anfrage der SZ heißt es nun von Seiten der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, dass sie, wie die Kulturstiftung Merzig-Wadern und die Landrätin, „die Möglichkeit für eine vertiefende Kooperation zwischen den römischen Villen in Nennig und Borg sieht und sehr daran interessiert ist, sie umzusetzen“. Der Gedankenaustausch mit dem Landkreis habe bereits begonnen. „Aber wir wollen dem Ergebnis dieses Abstimmungsprozesses nicht vorgreifen“, erklärt Laetitia Buget von der Landesstiftung.

 Roemische Villa Nennig: Hier befindet sich der groesste und bedeutendste Mosaikfussboden der Roemerzeit noerdlich der Alpen. .
Foto: Rolf Ruppenthal/ 12. Juni 2017

Roemische Villa Nennig: Hier befindet sich der groesste und bedeutendste Mosaikfussboden der Roemerzeit noerdlich der Alpen. . Foto: Rolf Ruppenthal/ 12. Juni 2017

Foto: Ruppenthal

Des Weiteren verweist Buget auf Renovierungsarbeiten an der Villa, die im Frühjahr stattgefunden haben. „Es wurde nicht nur das Entree zum Villenareal ausgebessert und neu gestrichen, sondern auch die Fassade des direkt angrenzenden Hauses Kohl mit einem neuen Anstrich versehen, so dass mit einem großen Schriftzug ‚Römische Villa Nennig’ wieder weithin sichtbar für diese archäologische Kostbarkeit geworben wird, deren Pflege sich die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz verpflichtet fühlt.“

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