Kiefer SPD schickt Karsten Kiefer ins Rennen

Thailen · Die Sozialdemokraten haben den Einzelhandels-Kaufmann für das Bürgermeistersamt in Weiskirchen gekürt. Mit Wolfgang Hübschen (CDU) stehen jetzt zwei Bewerber fest.

Anke Rehlinger überreicht Karsten Kiefer rote Turnschuhe für seinen bevorstehenden Wahlkampf. Mit von der Partie: Landtagspräsident a.D. Hans Kasper (l.) und Mettlachs Bürgermeister Daniel Kiefer (hinten).

Anke Rehlinger überreicht Karsten Kiefer rote Turnschuhe für seinen bevorstehenden Wahlkampf. Mit von der Partie: Landtagspräsident a.D. Hans Kasper (l.) und Mettlachs Bürgermeister Daniel Kiefer (hinten).

Foto: Dieter Ackermann

Ist noch gar nicht so lange her, da fauchte der Genosse Martin in jedes ihm entgegengereckte Mikrophon: „Ich werde Bundeskanzler!“ Seine Parteifreunde kürten ihn dann auch prompt mit fast 100 Prozent der Delegiertenstimmen zu ihrem SPD-Parteivorsitzenden. Trotzdem schmollt er inzwischen entmachtet im heimisch-rheinischen Würselen. Diesen staatstragenden Auf- und Abstieg hat sich Karsten Kiefer (46) offenbar genau angeschaut und seine Lehren daraus gezogen. Zwar wurde er am Freitagabend im Gasthaus Schmitt in Thailen von allen anwesenden 33 Stimmberechtigten ohne eine einzige Gegenstimme als ihr SPD-Kandidat für die am 3. Juni geplante Wahl des neuen Bürgermeisters der Gemeinde Weiskirchen gefeiert, doch die Glückwünsche nahm er zwar optimistisch, aber zugleich demütig entgegen.

Diese Kommunalwahl „außer der Reihe“ ermöglichte der aktuelle Bürgermeister Werner Hero (CDU), der nach vieljähriger Amtszeit in diesem Jahr die Amtsgeschäfte in jüngere Hände übergeben will. Für dieses bevorstehende politische Rennen positionierte die CDU in Weiskirchen bereits Hauptamtsleiter Wolfgang Hübschen. Und weil viele Sozialdemokraten wissen und selbst bestimmen wollten, wer für sie bei dieser Wahl antreten soll, drängten sich letztlich so viele Besucher im Gasthaus Schmitt, dass selbst Ehrengäste wie Anke Rehlinger (SPD), Ministerin für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, sich noch einige Stühle aus einem Nebenraum besorgen mussten.

Musikalisch stimmten der Alleinunterhalter Helmut Kah und seine Sängerin Marika die große Runde unter anderem mit dem Song „Ich sehne mich nach dir“ ein. Und an der anderen Seite des Saales spielte Janik Meier als jüngstes Mitglied des SPD-Gemeindeverbandes mit seiner Drehorgel auf.

Als Christof Adams diese Wahlversammlung eröffnete, erinnerte er an den vermeintlichen Coup der Christdemokraten: „Die wollten uns mit dem vorzeitigen Rückzug von Bürgermeister Hero überraschen – aber wir sind bestens vorbereitet!“ Daniel Kiefer, Bürgermeister von Mettlach, übernahm als Versammlungsleiter die Begrüßung zahlreicher Ehrengäste: „Ich hoffe zuversichtlich, im kommenden Juni mit Karsten Kiefer einen weiteren SPD-Bürgermeister im Hochwald in unserer Runde willkommen heißen zu können.“

„Ich bewerbe mich um das Amt unseres Bürgermeisters,“ so der SPD-Kandidat, „weil ich ein guter Verwaltungschef für alle Bürger unserer Gemeinde werden will.“ Dazu wolle er neue Wege gehen, um die Verwaltung als öffentlicher Dienstleister in ein offenes Bürgerhaus zu transformieren. Karsten Kiefer: „Wenn etwa ältere Menschen wegen eines körperlichen Gebrechens mit ihren Anliegen nicht ins Rathaus kommen können, dann müssen wir eben auch mal zu ihnen gehen.“ Eine ins Gespräch gebrachte Tourismusabgabe werde es mit ihm nicht geben. Stattdessen gelte es, das Prädikat „Heilklimatischer Kurort der Premium Class“ mit seiner wunderschönen Waldkulisse weiter zu forcieren.

Der SPD-Bürgermeisterkandidat werde einen Investor für den Umbau des alten Mutter-Kind-Therapiezentrums in ein Hotel für erholungsuchende Wanderer und Radfahrer suchen. Ferner sprach er von gebührenfreien Kindergärten, von der Förderung des Schwimmunterrichts an den Schulen, von verbesserten Rahmenbedingungen für das örtliche Gewerbe und von einem lebendigen Vereinsleben.

Mit ihm gebe es auch bei der Verbesserung der klammen kommunalen Finanzen – „wir sitzen auf dem höchsten Schuldenberg des Saarlandes“ – kein weiter so! Sein Appell an die Wähler am 3. Juni: „Gebt mir bitte die Chance, möglichst alle genannten Wünsche als neuer Bürgermeister Weiskirchens umzusetzen.“

Nachdem der langanhaltende Beifall seiner Parteifreunde abgeebbt war, ergriff Anke Rehlinger das Wort: „Wir glauben an dich, lieber Karsten.“ Besonders freute sie sich über die vielen jungen Gesichter in diesem Kreis. Mit diesen jungen, aber auch den erfahrenen Sozialdemokraten solle jetzt mit einer lästigen Tradition gebrochen werden.

Seit der letzten Gebietsreform habe es in Weiskirchen ausschließlich CDU-Bürgermeister gegeben – „damit muss es jetzt ein Ende haben!“ Und die SPD-Landesvorsitzende sei ehrlich zuversichtlich; Kiefer habe mit seinen konkreten Vorhaben so viele Befürworter motiviert und hinter sich geschart, dass es diesmal einfach klappen müsse.

Damit wurde es ernst. 33 Stimmberechtigte gaben in einer improvisierten Wahlkabine ihre Stimmen ab. Alle votierten für den alleinigen Vorschlag des SPD-Gemeindeverbandes. Diese hundertprozentige Zustimmung hatte nicht mal Martin Schulz auf Bundesebene geschafft. Alle gratulierten Kiefer zu seiner Kandidatur. Mit einem Paar roter Turnschuhe und ihren guten Wünschen schuf schließlich die SPD-Landesvorsitzende Rehlinger beste Voraussetzungen für ihren Parteifreund, in den kommenden Wochen auf seine Mitbürger zuzugehen. In der Aufbruchstimmung ging fast noch eine ganz besondere Jubilarehrung unter. Peter Meier, ein Urgestein der Sozialdemokraten von Weiskirchen, wurde für ein halbes Jahrhundert Mitgliedschaft ausgezeichnet.

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