Buchveröffentlichung Chronik wirft historischen Blick zurück aufs Ostertal

Kreis Neunkirchen · (red) Der Heimat- und Kulturverein Ostertal hat einen weiteren Band der „Chronik des mittleren Ostertals“ herausgebracht. Dieser vierte Band, so die Herausgeber, behandelt die Weimarer Republik und das Dritte Reich. Die Autoren sind Hans Kirsch und Klaus Zimmer, die beide aus dem Ostertalort Saal stammen. Der Band umfasst 1328 Seiten (in zwei Teilbänden) und weist rund 900 zeitgenössische Fotos, Pläne und Darstellungen auf. Der Band beschreibt die Geschichte des mittleren Ostertals, also der Gemeinden Bubach, Hoof, Marth, Niederkirchen, Osterbrücken, Saal und Selchenbach, die damals noch dem pfälzischen Kreis Kusel angehörten, in schwieriger Zeit: in der Weimarer Republik mit den unruhigen ersten Jahren nach dem Weltkrieg, mit französischer Besatzung, Inflation, Separatistenstürmen, mit der Situation an der deutsch-saarländischen Grenze, mit dem wirtschaftlichen Niedergang, der steigenden Arbeitslosigkeit und ihren sozialen Folgen, mit einer zerklüfteten Gesellschaft samt links- und rechtsradikalen Parteien. Stärkste politische Kraft waren im mittleren Ostertal die Kommunisten, die sich 1932/33 mit den Nationalsozialisten etliche Saalschlachten lieferten. Schließlich kam es 1933 zur „Machtübernahme“ der Nazis mit ersten Terrormaßnahmen und der Gleichschaltung der Gemeinden, der Vereine und Verbände.

 Ein Blick auf die Landschaft des mittleren Ostertals. Einen geschichtlichen Blick auf die Region wirft der neue Band einer Chronik.

Ein Blick auf die Landschaft des mittleren Ostertals. Einen geschichtlichen Blick auf die Region wirft der neue Band einer Chronik.

Foto: atb-thiry/atb-thiry/Fotograf -Bonenberger

Im Gegensatz zu anderen Heimatbüchern, in denen die Zeit des Dritten Reiches oft gar nicht oder nur oberflächlich abgehandelt werde, schildert die Ostertal-Chronik die damaligen Verhältnisse detailliert, so der Verein. So wird zum Beispiel klargestellt, dass die NSDAP-Ortsgruppe Niederkirchen, die alle sieben Gemeinden umfasste, rund 300 Mitglieder hatte und nicht nur 40, wie ein ehemaliger Ortsgruppenleiter nach dem Krieg verharmloste. Die im Bundesarchiv Berlin ermittelten Parteimitglieder sind alle namentlich aufgeführt; die NSDAP, ihre Untergliederungen und örtlichen Funktionäre werden benannt und ihre Tätigkeiten beschrieben. Viel Raum wird der Schilderung der Unterdrückung der Regimegegner und deren Widerstandsversuchen eingeräumt. Eine Reihe von Ostertälern landeten in Konzentrationslagern und Gefängnissen, mindestens vier Menschen fielen „Euthanasie“-Morden zum Opfer, 16 Männer und Frauen wurden zwangssterilisiert. Und in dem von den Nationalsozialisten zielstrebig herbeigeführten Zweiten Weltkrieg verloren 240 Soldaten aus dem mittleren Ostertal ihr Leben. Bei ihren Schilderungen beschränken sich die Autoren jedoch nicht nur auf die Ostertalgemeinden, sondern betrachten die Entwicklungen in den Nachbarregionen Saarland und Pfalz stets mit.

Der Historiker Franz Josef Schäfer aus Bensheim, ein gebürtiger Saarländer, hält angesichts der nun vorliegenden Chronik-Bände 1 bis 4 das mittlere Ostertal für das am besten erforschte Gebiet des Saarlandes.

 Historische Fotos und brisante Zahlen finden sich in der neuen Chronik des mittleren Ostertals.

Historische Fotos und brisante Zahlen finden sich in der neuen Chronik des mittleren Ostertals.

Foto: Kirsch, Peter (I BXB)

Der Preis für die beiden Teilbände des Chronik-Bandes 4 beträgt zusammen 42,50 Euro. Bestellung möglich bei Ewald Wailersbacher, Telefon (0 68 56) 660, E-Mail: familie.wailersbacher@t-online.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort