Fußball „Die Situation ist nicht einfach“

Fußball-Saarlandligist Borussia Neunkirchen hat seit Anfang Juli einen neuen Vorsitzenden.

Herr Kunz, Sie sind seit dem 1. Juli Vorsitzender des Traditionsvereins Borussia Neunkirchen. Stellen Sie sich unseren Lesern doch bitte einmal kurz vor.

Alexander Kunz: Ich bin gebürtiger Neunkircher und seit 1989 Fan des Clubs. Ich wohne seit einigen Jahren mit meiner Frau und meinen sieben und zehn Jahre alten Töchtern in Waldmohr. Beruflich bin ich stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Kusel.

Warum haben Sie sich entschieden, die nach dem Rücktritt von Martin Bach vakante Position des Vorsitzenden zu übernehmen?

Kunz: Wie schon gesagt: Ich bin Fan des Clubs und gehe regelmäßig ins Stadion. Zudem betreibe ich gemeinsam mit Jörg Eisenhuth die Fanseite Schwarze Teufel. Wir haben diese Seite damals gegründet, weil wir mit einigen Sachen im Verein unzufrieden waren, zum Beispiel mit dem Informationsfluss. Nach dem Rücktritt von Martin Bach wurde ich von Vorstandsmitgliedern angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, dieses Amt zu übernehmen. Mit unserer Fanseite waren wir in einer Art „Oppositionsecke“. Als ich dann gefragt wurde, mitzuarbeiten, wollte ich nicht nur in dieser Ecke bleiben, sondern auch selbst Verantwortung übernehmen. Nach Rücksprache mit meiner Familie habe ich das Amt übernommen. Hinzu kommt, dass im neuen Vorstandsteam Personen sind, zu denen ich vollstes Vertrauen habe.

Wie sind denn ihre ersten Eindrücke nach ein paar Tagen im Amt?

Kunz: Es gibt einiges aufzuarbeiten. Die Situation, in der sich die Borussia befindet, ist nicht einfach, vor allem finanziell. Hier kommt einiges an Arbeit auf uns zu. Es gibt Baustellen verschiedenster Art. Hier sind wir gerade täglich dabei, uns einen Überblick zu verschaffen.

Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Vorstandes war die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstag. Was sind die Gründe hierfür und was erwartet die Mitglieder dort?

Kunz: Zunächst einmal wollen wir den neuen Vorstand vorstellen und den Mitgliedern von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Zum anderen wollen wir Informationen fließen lassen und wollen objektiv die aktuelle Situation der Borussia darstellen.

Wie ist denn die aktuelle Situation bei der Borussia nach den schweren Jahren mit dem später zurückgezogenen Insolvenzantrag und dem Abstieg aus der Oberliga?

Kunz: Finanziell ist die Lage problematisch. Genaue Zahlen sind wir noch am erarbeiten. Wir müssen an vielen Ecken den Rotstift ansetzen. Wir wollen das aber so tun, dass es möglichst wenige Auswirkungen hat. Die Lage ist schwierig, aber nicht hoffnungslos. Stand jetzt droht keine erneute Insolvenz.

Hat die finanzielle Situation auch Auswirkungen auf die erste Mannschaft?

Kunz: Die Vertragsverhandlungen mit den Spielern hat Sportvorstand Gunther Persch geführt. Und da haben wir, obwohl viele Leistungsträger geblieben sind, Geld eingespart. Die Höhe der Einsparungen beträgt 40 000 bis 50 000 Euro im Vergleich zur Vorsaison. An dieser Stelle möchte ich auch ein großes Lob an die Spieler aussprechen. Sie haben fast alle der Borussia die Treue gehalten.

Was sind Ihre Ziele mit der Borussia?

Kunz: Kurzfristig wollen wir die Borussia in Neunkirchen und Umgebung besser verankern. Wir wollen die Menschen für die Borussia begeistern. Zudem wollen wir uns, was das Sponsoring angeht, breiter aufstellen, und wir wollen auch die Mitglieder in unsere Arbeit einbinden. Mittel- und langfristig wollen wir uns finanziell konsolidieren. Sportlich wollen wir natürlich nicht für alle Zeit in der Saarlandliga bleiben. Aber um Konrad Adenauer zu zitieren: Es wird keine Experimente geben. Was bringt uns ein Jahr in der Regionalliga, wenn danach die nächste Insolvenz droht?

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