Immer wieder berührend Kleine Hürden gegen das Vergessen

Illingen · In Illingen verlegte Gunter Demnig gleich 19 Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Mitbürger und deren Schicksale.

 In Illingen wurden 19 Stolpersteine vom Aktionskünstler Gunter Demnig verlegt. So viele wie noch nie. Fast 50 Angehörige von Illinger Bürgern, die von den Nazis ermordet worden waren, reisten nach Illingen. Sie kamen aus Frankreich, Luxemburg und den USA.

In Illingen wurden 19 Stolpersteine vom Aktionskünstler Gunter Demnig verlegt. So viele wie noch nie. Fast 50 Angehörige von Illinger Bürgern, die von den Nazis ermordet worden waren, reisten nach Illingen. Sie kamen aus Frankreich, Luxemburg und den USA.

Foto: Engel

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Gunter Demnig den Talmud. Der Künstler erinnert mit seinem Großprojekt Stolpersteine an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Gestern verlegte er gleich 19 Stolpersteine in Illingen, so viele wie noch nie. Fast 50 Angehörige von den Nazis verschleppten und ermordeten Illinger Bürgern jüdischen Glaubens waren zu diesem Großereignis der Erinnerungskultur nach Illlingen gereist, aus Frankreich, Luxemburg und sogar aus den Vereinigten Staaten.

Gunter Demnig baute am Montagmorgen 19 Stolpersteine für die Familien Ludwig Lazar und Bertha, geborene Salomon, in der Hauptstraße, Simon Levy und Bella, geborene Lazar, Ecke Haupt/Eisenbahnstraße, und Geschwister Leo, Kurt und Alice Levy mit ihren Familien in der Judengasse ins Straßenpflaster ein.

Einen Tag vor der Verlegung fand ein Vortrag und eine Diskussion mit Gunter Demnig statt. „Wir setzen ein Zeichen, indem wir uns erinnern“, sagte Bürgermeister Armin König vor den vielen Gästen. Diese 19 neuen Stolpersteine stünden für 19 Namen, 19 Familien und 19 Schicksale. König lobte die Illinger Schulen, die sich systematisch in das Thema eingearbeitet hätten, um  „Licht in dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte“ zu bringen. Der Nationalsozialismus sei Teil deutscher Geschichte. Auch in Illingen sei die „Banalität des Bösen“ Alltag gewesen.  „Wir in Illingen sind der Auffassung, dass es gerade jetzt notwendig ist, ein Zeichen für Menschlichkeit, Menschenwürde, für Toleranz und Frieden zu setzen“, sagte der Bürgermeister.

Besonders das Schicksal der Familie Lazar erschüttert die Menschen bis heute. Die Lazars waren nach Frankreich geflüchtet. Ludwig Lazar glaubte, es gehe nur um ihn, und versteckte sich im Kleiderschrank. Er wurde nicht gefunden, aber seine ganze Familie wurde deportiert und umgebracht. Er suchte noch lange nach dem Krieg nach seinen Angehörigen und starb im Alter von 60 Jahren, wie viele annehmen,  an gebrochenem Herzen.

Es liegen Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas. Die Illinger Initiative ist 2007 von den Brüdern Sebastian und Matthias Schneider vom Illtal-Gymnasium ausgegangen.

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