Starkes Konzert in Illinger Illipse mit Joachim Kühn Wie ein Schamane am Klavier

Illingen · Jazz-Pianist Joachim Kühn gab sich beim Konzert in der Illinger Illipse ganz gelassen.

 Der deutsche Pianist Joachim Kühn spielte zum Abschluss der Konzertreihe Jazz-Lounge.

Der deutsche Pianist Joachim Kühn spielte zum Abschluss der Konzertreihe Jazz-Lounge.

Foto: Steven Haberland

Ein letztes Mal meldete sich die Jazz-Lounge in diesem Jahr aus der Illipse: Mit dem deutschen Pianisten Joachim Kühn hatte man einen würdigen Kandidaten für den Abschluss der beliebten Konzertreihe gefunden. Entwarnung gab es im Vorfeld. Die künstlerische Leiterin der Reihe, Elfie Kleiß: „Wir werden auch im nächsten Jahr vier Jazzkonzerte in Zusammenarbeit mit SR2 veranstalten“, berichtete sie den zahlreichen Jazzfans in der Illipse.

Die waren an diesem Abend wegen eines wahren Tastenvirtuosen nach Illingen gekommen. Joachim Kühn, der normalerweise in verschiedenen Jazz-Trios auf der ganzen Welt auftritt, zeigte sein Können als Solokünstler. Vor allem ein Merkmal zog sich durch die Stücke, die dem Künstler aus Leipzig einiges abverlangten und gerne mal die Zehn-Minuten-Grenze überschritten. Es fand sich stets eine wiederkehrende Melodie in den Stücken, die Kühn kunstvoll um improvisierte Jazztöne erweiterte. Das reichte dann von leidvoll geplagten Klängen über wirre Tasteneskapaden bis hin zu hoffnungsvollen Tönen, die der Pianist an so mancher Stelle auch ins Bedrohliche wandern ließ. Überhaupt wirkte es, als wäre Kühn ein Schamane am Klavier, der sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ, sein Publikum in eine ganz andere Welt zu entführen. Trotzdem blieb der 73-Jährige stets auffällig gelassen während seines Konzerts. Dazu passte auch die Songauswahl: beim Stück „Beauty and Truth“ markierte ein Umbruch, den der Pianist wie einen Donnerschlag am Klavier wirken ließ, eine Veränderung im Klangbild. Wer genau hinhörte, konnte daraufhin das wohl berühmteste Stück der Doors heraushören: „The End“ war kaum wiederzuerkennen, bei dem Jazzgewand, das Joachim Kühn dem legendären Song von Jim Morrison anlegte.

Dass man sich auf so ein Konzerterlebnis erst einmal einlassen muss, war auch den Zuhörern in der Illipse klar: „Ich bin eher klassische Musik gewohnt. Aber es ist schon toll zu hören, was alles im Jazz möglich ist“, beschrieb Peter Müller aus Illingen das Konzert von Joachim Kühn. Der erklärte an einer Stelle seinem Publikum: „Ich habe einmal einen Musiker aus der Sahara kennengelernt. Der zeigte mir, wie man auf der Bühne ganz stressfrei bleiben kann“. Das erklärt so manches – zumindest Kühns Gelassenheit.

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