Unsere Woche Nie wieder Krieg!

Eine Bombe wurde gefunden. Mitten in Neunkirchen. Das hört man dann so, aber es berührt einen nicht wirklich. Es war ja nicht die erste und es wird auch nicht die letzte sein. In erster Linie betrachtet man das als ein Problem, das unter einem enormen organisatorischen Aufwand gelöst werden kann.

Unsere Woche: Nie wieder Krieg!
Foto: SZ/Robby Lorenz

Da wird evakuiert, und dann kommen Spezialisten, die das Ding entschärfen. Dass dabei wirklich etwas passieren könnte, zieht man kaum in Betracht. Gott sei Dank ist ja auch alles gut gegangen, weil alles gut organisiert war und alle gut zusammengearbeitet haben. Also abhaken... So in etwa dürften viele meiner und vermutlich auch der Generation meiner Eltern diesen Bombenfund wahrgenommen haben. Denkt  man aber nur ein weniger länger darüber nach, wird einem bewusst, dass diese Bombe abgeworfen wurde, um Menschen zu töten und ihre Heimat zu zerstören. Im Krieg. Dieser Krieg scheint  lange her zu sein, aber so lange liegt er noch gar nicht zurück. Bei einem der acht Angriffe der US-Air-Force, zwischen dem 23. Mai 1944 und dem 5. Januar 1945, wurde diese Bombe hier abgeworfen. Vor gerade mal 74 Jahren also. Meine Großeltern haben diesen Krieg erlebt. Sie haben erlebt, wie Menschen durch Bomben und andere Waffen gestorben sind. Wie Familienmitglieder in den Krieg zogen und nie wieder zurückkehrten. Wir müssen dankbar sein, dass wir seit 1945 im Frieden leben dürfen. Tag für Tag. Denn so selbstverständlich ist das nicht. In vielen Gegenden der Welt töten Bomben Menschen. In Kriegen. Das sollten wir uns vor Augen führen, in Zeiten, in denen undemokratische Parteien immer mehr Zulauf bekommen. Überall in Europa. In Zeiten, in denen gewählte Volksvertreter gegen Menschen hetzen, die ihre Heimat verlassen müssen, um ihre Familien zu schützen. Die nicht zusehen wollen, wie ihre Kinder von Bomben getötet werden. Im Krieg. Ja, es herrschen Kriege auf der Welt. In Syrien und in Afghanistan. Im Irak, in Nigeria und in Somalia. Auch in Europa ist Krieg, in der Ostukraine. Es gibt noch weitere. Wir leben im Frieden, und wir sollten alles dafür tun, dass das auch so bleibt. Antidemokratische Strömungen gab es immer schon. Aber sie gewinnen an Zuspruch. Und wenn die Demokratie in Gefahr ist, ist auch ein Leben im Frieden in Gefahr. Es kann noch hunderte Jahre dauern, bis alle Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg in unserer Region beseitigt sind, sagen Experten. Wenn keine weiteren hinzu kommen. Ein Leben im Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. In diesem Sinne: Nie wieder Krieg!

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