Fotografen kennen ihren Namen Sie gab der Merchweiler Kultur ein Profil

Merchweiler · 25 Jahre Kulturbeauftragte der Gemeinde: Ulrike Sutter geht Ende des Jahres in den Ruhestand.

 In den letzten Jahren ihrer Dienstzeit als Abteilungsleiterin Kultur präsentierte sich der Arbeitsplatz von Ulrike Sutter, das denkmalgeschützte Rathaus von Wemmetsweiler, als wahres Schmuckstück.

In den letzten Jahren ihrer Dienstzeit als Abteilungsleiterin Kultur präsentierte sich der Arbeitsplatz von Ulrike Sutter, das denkmalgeschützte Rathaus von Wemmetsweiler, als wahres Schmuckstück.

Foto: Andreas Engel

„Meinst du, das wär was für die Uli?“ Mit einer harmlosen Frage unter Fotofreunden fing es an, erinnert sich Ulrike Sutter. Gemeint war die Ausstellung „Das Auge des Himmels“. Die Gasometer Oberhausen GmbH und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hatten vom 29. März 2007 bis zum 2. November 2008 spektakuläre Satellitenbilder der Erde im Großformat gezeigt und damit 370 000 Besucher angezogen. Dass die kleine Gemeinde Merchweiler überhaupt als zweiter Ausstellungsort in Betracht gezogen wurde – letztendlich zog „Das Auge des Himmels“ 2009 in den Lampensaal des Redener Zechenhauses – wäre ohne ihre Kulturbeauftragte Ulrike Sutter nicht denkbar gewesen.

Ob sie ein Glücksfall für den Kulturbetrieb in Merchweiler gewesen sei? „Diese Frage mögen andere beurteilen“, sagt sie lächelnd. Fest steht, dass Ulrike Sutter der Kultur in Merchweiler in den vergangenen 25 Jahren ein unverwechselbares Profil gegeben hat.

Nun, zum Abschied Ende des Jahres nach einem 48 Jahre währenden Berufsleben, kommen viele Reaktionen aus der ganzen Republik, die zeigen: Merchweiler hat in der Fotowelt einen guten Namen.

Das Fundament war gelegt, als Amtsvorgänger Günther Schorr, der erste Kulturbeauftragte der Gemeinde, zu Beginn der 90er-Jahre die Idee einer regionalen Fotoausstellung mit dem Merchweiler Fotografen Klaus Persch verwirklichte. Persch wurde später auch für Ulrike Sutter ein wichtiger Wegbegleiter und Mitstreiter. Die 1. Internationale Fotoausstellung fand vom 31. Oktober bis 10. November 1991 statt, die Begleitbroschüre erschien damals noch in Schwarz-Weiß. Die Zusammenarbeit mit Fotoclubs funktionierte gut, zehn Ausstellungen wurden gestemmt. „Dann haben wir uns ein neues Konzept überlegt“, erinnert sich Sutter. Weg von der Einzelausstellung, hin zu einem Event, das alle Facetten der Fotografie zeigt. Also Multivisionsshow, Fotoausstellung, Workshops. Die Idee, einen internationalen Wettbewerb auszuschreiben, nahm Formen an und wurde schließlich im Jahr 2010 verwirklicht.

Eine Mammutaufgabe für Sutter und ihr Team. Wenn 4000 Bilder (Rekord im Jahr 2012) katalogisiert, bewertet und wieder zurückgeschickt werden müssen, kann dies nur mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus und etlichen Stunden ehrenamtlicher Arbeit bewältigt werden. Vier Wettbewerbe und begleitende Ausstellungen wurden insgesamt auf die Beine gestellt. Im vergangenen Jahr war der Merchweiler Wettbewerb der einzige seiner Art in ganz Deutschland. „Die Ära ist wahrscheinlich zu Ende“, glaubt Ulrike Sutter. Nicht nur der riesige Arbeitsaufwand und die schwierige Suche nach Sponsoren sind Gründe dafür. Digitale Fotos bleiben immer öfter digital und werden nicht mehr ausgedruckt.

Natürlich beschränkte sich das Merchweiler Kulturleben in all den Jahren nicht nur auf das Thema Fotografie. Ausverkaufte Konzerte etwa von Uriah Heep, der britischen Rockband, gab es in der Allenfeldhalle. 1993 feierte gar Wonderland on Ice hier ihre Weltpremiere. Die Halle ist in die Jahre gekommen, kann mit neuen Kulturtempeln wie Big Eppel, Illinger Illipse oder der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen nicht mithalten.

„Das muss man akzeptieren“, sagt Ulrike Sutter ohne Neid. Mit einem besonderen Ambiente wartet dafür der Große Kuppelsaal im Rathaus Wemmetsweiler  auf, der nach der umfangreichen Sanierung zu einem Schmuckstück geworden ist.

Klassische Musik, Folk, Literaturlesungen, Theater, Multivisionsshows und die Fotoausstellungen finden hier einen adäquaten Rahmen. Für die Organisation wird künftig Markus Kipp zuständig sein, der seit 2011 im Kulturamt arbeitet. Am Herzen lag Sutter stets die Städtepartnerschaft mit Falicon.

Sie organisierte alle Begegnungen und Jubiläen – 2017 wurde 30 Jahre Freundschaft gefeiert. „Da ich frankophil bin, hat mir das sehr viel Freude gemacht.“

Und überhaupt, behalte sie alles in guter Erinnerung, meint die Kulturbeauftragte, auch wenn nicht immer alles perfekt gelaufen sei.

Sie habe es nie bereut, vor 25 Jahren die Verantwortung für einen Bereich übernommen zu haben, der mit ursprünglicher Verwaltungsarbeit nur recht wenig zu tun habe. Man müsse vielmehr kreativ sein und sich ein großes Netzwerk aufbauen.

Mit gemischten Gefühlen betritt Ulrike Sutter deshalb in diesen letzten Arbeitstagen ihr Büro im Rathaus Wemmetsweiler. Wenn man sich 25 Jahre mit Leib und Seele in die Kultur-Arbeit eingebracht hat, fällt der Abschied schwer.

 Schwarz-Weiß fing im Jahr 1991 alles an: Die Begleitprospekte zu den Internationalen Fotoausstellungen im Wandel der Zeit.

Schwarz-Weiß fing im Jahr 1991 alles an: Die Begleitprospekte zu den Internationalen Fotoausstellungen im Wandel der Zeit.

Foto: Heike Jungmann

Doch die Vorfreude auf viel Zeit für die Familie, die beiden Welsh-Terrier und die vernachlässigten Hobbys lässt Ulrike Sutter dann doch schon wieder lächeln.

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