Karate Auch imaginäre Gegner haben keine Chance

Homburg/BOUS · In Bous fanden am Wochenende die offenen Saarlandmeisterschaften im Karate statt. Am Start waren mehr als 100 Kämpfer. Sie traten im Kumite, dem Zweikampf, und der Kata, dem Kampf gegen einen imaginären Gegner, an.

 In der Leistungsklasse Kumite bis 75 Kilo besiegte  Sascha Meier (rot) vom TV St. Wendel den Saarwellinger Hamo Hamsoro (blau) mit 4:0 Punkten.

In der Leistungsklasse Kumite bis 75 Kilo besiegte  Sascha Meier (rot) vom TV St. Wendel den Saarwellinger Hamo Hamsoro (blau) mit 4:0 Punkten.

Foto: Ruppenthal

Am Ende eines langen Kampfsporttags stehen sich in der Bouser Südwest-Halle zwei Freundinnen und Clubkolleginnen auf der Matte gegenüber: Lara Klein und Amelie Herges vom TV St. Wendel liefern sich bei den Karate-Saarlandmeisterschaften im Kumite der weiblichen U 21 ein ebenso umkämpftes wie spannendes Finalduell. Herges legt zunächst den Vorwärtsgang ein, wird aber von ihrer ebenfalls 18-jährigen Gegnerin mit einem Schlag zum Kopf gekontert. Klein erhält mit einem Yuko die erste kleine Wertung, dann aber zieht Herges nach. So läuft es bis zum Ende des Kampfs: Klein legt vor, Herges antwortet – und am Ende heißt es 3:3.

Weil Klein aber weniger Verwarnungen kassiert, heimst sie bei den offenen Saarlandmeisterschaften in der Gewichtsklasse bis 61 Kilo den Titel ein. „Ich bin natürlich sehr zufrieden. Wir kämpfen oft gegeneinander und schenken uns nichts – mal gewinnt sie, mal ich“, sagt Klein, während sich Herges als faire Verliererin zeigt: „Sie war halt heute besser. Ich bin jetzt zwar zwei Mal Zweite geworden, aber dennoch zufrieden.“ Zuvor hatte Herges in der Leistungsklasse bis 68 Kilo den Endkampf gegen Stella Holczer aus Schifferstadt mit 0:5 verloren. Bei den nächsten Großereignissen, den deutschen Meisterschaften der Leistungsklasse im April in Chemnitz und der U 21-DM im Mai in Erfurt darf das gerne anders aussehen: „Deutscher Meister natürlich“, nennen Herges und Klein unisono ihr Ziel. Dort werden sie sich nicht begegnen, denn sie starten dann in unterschiedlichen Gewichtsklassen.

Wenn Ronya Kurz vom Karate-Dojo Köllerbach die Matte betritt, hat sie es nur mit imaginären Gegnern zu tun: Die 18-Jährige betreibt seit zwölf Jahren die stilisierte Übungsform Kata – und konnte mit dem Auftritt in Bous bestens leben: „Ich bin sehr zufrieden und glücklich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so eine Leistung raushaue“, sagt Kurz nach dem Leistungsklassen-Finale, wo sie gegenüber Nina Schwalbach aus Mainz die Nase vorne hatte. Mit einem lauten Schrei eröffnete Kurz ihre Übung, danach wusste sie das Kampfgericht mit kraftvollem und zielgerichtetem Auftreten zu überzeugen. „Der Kiai ist der Schrei, den man macht, um seine Kraft auszudrücken“, erklärt Kurz und verrät, worauf es bei der Kata ankommt: „Es ist wichtig, dass man direkt mit 100 Prozent durchstartet. Dass man die ganze Kraft voll durchzieht, dynamisch ist und dennoch saubere Bewegungen vollzieht – aber vor allem muss man Spaß haben.“

Der Spaß kommt bei Sascha Meier weiter nicht zu kurz. Der 32-jährige Saarbrücker, der inzwischen für St. Wendel kämpft, räumte in Bous erneut kräftig ab: Im Kumite der Leistungsklasse holte er in der Klasse bis 75 Kilo den Titel, ebenso mit dem Team. Nur in der Ü30-Masterklasse musste er sich mit Rang zwei begnügen, aber auch nur, weil Meier im Duell mit Thomas Lamm (TuS St. Arnold) disqualifiziert wurde: „Wegen Fußfesthaltens. Da habe ich eine Verwarnung zu viel kassiert“, verrät er augenzwinkernd. Er wird es verschmerzen – und sowieso werfen die nächsten Aufgaben bereits ihre Schatten voraus: „Bis zur DM im April will ich meine Form weiter steigern. Dort wartet in meiner Klasse bis 75 Kilo mit Noah Bitsch einer der Besten der Welt. Er ist sicher hoher Favorit, aber mein Ziel ist es immer, bei der DM auf dem Treppchen zu stehen.“

Kämpfer vom gastgebenden Karate Dojo Bous waren zwar nicht vor Ort. Dafür aber einige ehemalige Bouser wie Ibrahim Acun, der mit dem Team des TV St. Wendel und im Kumite der Leistungsklasse über 84 Kilo den Landestitel holte: „Ich hatte studienbedingt eine längere Pause, daher war ich mit meiner Performance zufrieden“, verrät der 26-Jährige, der schon mit sieben mit Karate anfing. „Disziplin, Ausdauer, Technik, Koordination – beim Karate kommen viele Faktoren zusammen. Deshalb ist es so ein beeindruckender Sport, den man zudem in jedem Alter betreiben kann.“

Das zeigten in Bous über einhundert Karateka aus 27 Vereinen (elf aus dem Saarland) – eine Zahl, die Wolfgang Kallenbach zufrieden stimmte: „Das ist in Ordnung, und auch das Niveau war gut“, zog der Sportdirektor des Saarländischen Karate-Verbands ein positives Fazit.

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