Weniger Angebote, steigende Preise Der schöne Kita-Platz braucht länger

Neunkirchen · Beispiel Neunkirchen: Öffentliche Bau-Aufträge sind schwieriger zu vergeben als früher.

 Bauleiter Frank Weber vom Amt für Gebäudewirtschaft der Kreisstadt Neunkirchen stellte sich am Donnerstag fürs Foto auf die Bodenplatte zum Neubau der Kita Freiherr vom Stein in Wiebelskirchen.

Bauleiter Frank Weber vom Amt für Gebäudewirtschaft der Kreisstadt Neunkirchen stellte sich am Donnerstag fürs Foto auf die Bodenplatte zum Neubau der Kita Freiherr vom Stein in Wiebelskirchen.

Foto: Jörg Jacobi

„Keiner will Fenster im Kindergarten einbauen“ titelte unsere Zeitung Ende September. Kein einziges Angebot lag der Stadt Neunkirchen für den Einbau von Fenstern in der neuen Kindertagesstätte Freiherr vom Stein in Wiebelskirchen vor. Trotz oder vielleicht sogar wegen der Größenordnung von 180 000 Euro. Denn die Auftragsbücher vieler Handwerksbetriebe sind gut gefüllt. Kommunen bekommen auf Ausschreibungen weniger Angebote als früher, außerdem steigen die Preise. Der Aufwand, geeignete Büros und Handwerker zu finden, ist größer geworden. Es gibt sogar Betriebe, die sich gar nicht mehr auf öffentliche Ausschreibungen bewerben und ganz auf die Privatwirtschaft setzen.

Einen Vorteil haben dann noch Städte wie Neunkirchen, die bereits im Jahr 2007 vom Papier(berg) auf elektronische Ausschreibungen umgestellt haben. „Wir gehören zu den Pilotkommunen im Saarland bei der elektronischen Vergabe“, berichtet Christian Schicke. Er koordiniert die elektronischen Ausschreibungen im Amt für Gebäudewirtschaft bei der Stadt Neunkirchen. „Das senkt Schwellen ab“, weiß auch Bürgermeister Jörg Aumann, und das sei dringend nötig. Denn die öffentliche Hand steht im Wettbewerb mit den privaten Bauherrn. Die gute Konjunktur sei zwar gut für den Kämmerer, aber für die Kommunen sei es schwieriger geworden, Aufträge im avisierten Kostenrahmen zu vergeben. Hinzu komme, dass die Aufträge der Kommunen verrechtlicht und reglementiert seien. Oder auf gut deutsch: Die Verwaltung muss die Anbieter objektiv bewerten und in der Regel demjenigen mit den günstigsten Preisen den Zuschlag geben. Wenn es denn mehrere Anbieter gibt, was (siehe oben) nicht mehr so häufig wie früher vorkommt.

Auch beim Neubau der Häuser in der Freizeitanlage Robinsondorf in Furpach gab es Probleme, wie Frank Weber berichtet. Hier lag dem Amt für Gebäudewirtschaft nur ein Angebot für die Außenverkleidung aus Holz vor, und dies sprengte den finanziellen Rahmen erheblich. So musste neu ausgeschrieben werden, diesmal mit einer einfacheren und damit günstigeren Holzkonstruktion. „Bei einer Neuausschreibung hoffen wir natürlich auf bessere Konditionen“, sagt Weber. Aber dadurch verschiebe sich alles nach hinten. Gipser, Elektriker und so weiter müssen später kommen, wertvolle Zeit bei der Fertigstellung geht verloren.

 Bürgermeister Jörg Aumann

Bürgermeister Jörg Aumann

Foto: Jörg Jacobi

Was den Laien erstaunen mag: So manches Projekt verzögert sich auch, weil sich der Unternehmer schlicht und einfach verrechnet hat. So geschehen bei der Außenanlage des Robinsonsdorfes, sagt Weber. Die beiden günstigsten Bieter hätten falsche Zahlen vorgelegt. Damit kam der Bieter, der an dritter Stelle lag, zum Zug. Dieser habe mit dem Auftrag aber gar nicht mehr gerechnet, kam dadurch zeitlich in die Bredouille. Und so eben mal neue Leute einzustellen, die mit anpacken, ist heutzutage schier unmöglich. An Facharbeitern herrscht in fast allen Bereichen im Handwerk akuter Mangel. „Früher“, so erinnert sich Christian Schicke, hätten sich öfter Firmen „auf gut Glück“ auf eine öffentliche Ausschreibung beworben und dann bei einem Zuschlag fünf Facharbeiter auf Zeit eingestellt. Solche „Glücksangebote“ gebe es heute gar nicht mehr, weil man in so kurzer Zeit niemanden mehr finde für eine Baustelle.

Im vergangenen Jahr standen im Haushalt der Stadt Neunkirchen 8,1 Millionen Euro für Bauprojekte zur Verfügung, 82 Prozent der Mittel sind tatsächlich ausgegeben beziehungsweise in Auftrag gegeben worden. Große Maßnahmen in 2019 sind beispielsweise der Kinderhort Kleiststraße für 2,4 Millionen Euro, die Wiebelskircher Kita Freiherr vom Stein für 2,3 Millionen Euro und der Neubau Kita Falkenstraße für 3,6 Millionen. Die Wiebelskircher Kita sollte übrigens im Frühjahr fertig sein. „Jetzt wären wir froh, wenn wir sie Mitte 2019 fertig hätten“, räumt der Bürgermeister mit Bedauern ein. Die Investitionsbereitschaft sei durchaus da, gebremst werde sie durch die aktuelle Situation in der Bauwirtschaft.

Übrigens erfüllt die Kreisstadt mit der elektronischen Vergabe von öffentlichen Aufträgen bereits seit Jahren eine Richtlinie der EU, die seit dem 1. Januar 2019 gilt. Zwei Kommunen aus dem Landkreis Neunkirchen hätten bereits Interesse angemeldet, das Knowhow und die nötigen Lizenzen der Stadt Neunkirchen nutzen zu können, berichtet Christian Schicke. Für den Umbau der Illtalhalle sei bereits eine Vereinbarung mit der Gemeinde Illingen getroffen worden, sagt Bürgermeister Aumann. „Unser Amt für Gebäudewirtschaft macht dies so gut, dass sie es auch für andere Kommunen leisten kann.“ Ein Baustein der kommunalen Zusammenarbeit im Landkreis Neunkirchen.

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