Mit bestechendem Charme

Illingen. In ganz Europa, aber auch in China und Japan hat die Operettenbühne Wien unter Leitung von Heinz Hellberg schon gastiert

 Szene aus dem "Zigeunerbaron": Die Schweinezüchter-Tochter Arsena (zweite von links) weist den Heiratsantrag des Zigeunerbarons Sándor Barinkay (vierter von links) zurück. Foto: Anika Meyer

Szene aus dem "Zigeunerbaron": Die Schweinezüchter-Tochter Arsena (zweite von links) weist den Heiratsantrag des Zigeunerbarons Sándor Barinkay (vierter von links) zurück. Foto: Anika Meyer

Illingen. In ganz Europa, aber auch in China und Japan hat die Operettenbühne Wien unter Leitung von Heinz Hellberg schon gastiert. Wer am Sonntagabend im voll besetzten Publikum in der Illipse in Illingen saß, dem wurde schnell klar, was das Ensemble so beliebt macht: Ein bestechender "Wiener Charme", mit dem es auch dieser Aufführung des "Zigeunerbarons" von Johann Strauß (Uraufführung 1885) besondere Authentizität verlieh. Ob beim Kokettieren, Pläne-Schmieden oder Verspotten - immer wieder blitzten in den volksnahen Dialogen von Librettist Ignatz Schnitzer echter Wiener Dialekt und Humor durch.

Zum glänzenden Spiel des von Hellberg dirigierten Orchesters tat sich eine ländliche Szene vor einem rustikal gestalteten Anwesen auf: Der Schweinezüchter Zsupan (Viktor Schilowsky) hat im ungarischen Grenzland Siebenbürgen Güter besetzt, die die Familie Barinkay einst in Kriegswirren verlassen musste. Lemuel Cuento spielte überzeugend selbstbewusst und weltmännisch den rechtmäßigen Erben, den "flotten Geist" Sándor Barinkay, der bei seiner Rückkehr den Konflikt friedlich lösen will - durch Heirat mit Zsupans Tochter Arsena (Angela Wandraschek). Schon erscheint ein pittoreskes Tänzerinnen-Quartett mit zierlichen Schrittchen auf der Bühne, wiegt die ausladenden Röcke ungarischer Tracht und serviert "Hochzeitskuchen, bitte zu versuchen - schmeckt gar fein, beißt hinein!". Doch Arsena, in Ottokar (Anton Graner), den Sohn ihrer Erzieherin verliebt, verspottet den Freier: "Wer mich heiraten will, der muss mindestens Baron sein!"

Die im halb zerfallenen Schloss der Familie Barinkay hausenden Zigeuner erkennen den jungen Erben direkt als ihren "Zigeunerbaron" an. Mit bunten, flatternden Kostümen und Tamburin-Schlag unterstrich man ihr temperamentvolles Agieren auf der Bühne. Barinkay verliebt sich in die Zigeunerin Saffi (Miriam Kurrle) und heiratet sie. Als sich herausstellt, dass diese die Tochter des im Krieg vertriebenen türkischen Paschas ist, fühlt sich Barinkay ihrer nicht mehr würdig und lässt sich für den Krieg anwerben. Als triumphaler Höhepunkt inszeniert war seine Rückkehr als zum Baron geadelten Helden. Nun weist Barinkay die Versuche Zsupans, ihn doch noch mit seiner Tochter zu verbinden, zurück. "Alles gelungen, die Feinde bezwungen, ein Weib errungen" singt der Zigeunerbaron.

Ein großartiges Orchester, vorzügliche Solisten und ein stimmungsvolles Bühnenbild haben zum Gelingen einer mitreißenden Aufführung voller folkloristischer Romantik und schwingender Melodien beigetragen.

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