Ein Riesenspaß für die Kinder Wie die Bilder ins Bilderbuch kommen

Spiesen · Die HerbstLese-Literaturtage sind in Spiesen-Elversberg mit dem Besuch von Dorota Wünsch zu Ende gegangen.

 Abschluss der „LeseHerbst – die HerbstLese“-Literaturtage in Spiesen-Elversberg: Die Autorin Dorota Wünsch stellte 100 Zweitklässlern bei zwei Workshops am Mittwochmorgen ihr Buch „Hier ist Minna!“ vor.

Abschluss der „LeseHerbst – die HerbstLese“-Literaturtage in Spiesen-Elversberg: Die Autorin Dorota Wünsch stellte 100 Zweitklässlern bei zwei Workshops am Mittwochmorgen ihr Buch „Hier ist Minna!“ vor.

Foto: Heidi Davidshöfer

Wo gibt’s denn so was: Erst ausmalen und dann Umrisse zeichnen? Bei Dorota Wünsch! Die Saarbrücker Illustratorin hat sich ein rosafarbenes Kreideblöckchen geschnappt und lässt mit breitem Strich eine runde Fläche entstehen. In diese malt sie noch zwei kleinere weiße. Erst dann umrandet sie mit schwarzem Strich die Konturen – ein Kopf erscheint aus dem Nichts: „Hier ist Minna!“ Und genau so heißt auch das Kinderbuch, das die freischaffende Künstlerin den Zweitklässlern der beiden Grundschulen der Gemeinde vorstellte.

Zum Abschluss der Literaturtage Spiesen-Elverserg hatte man etwas ganz besonderes für die Kinder organisiert: eine Mitmach-Lesung. Zunächst erzählte Dorota Wünsch von Minna. Die ist sechs Jahre alt und hat zwei Geschwister: den großen Bruder Loki, der sich selbst Skywalker nennt, und Tarzan, das Baby, das in Mamas Bauch schon tüchtig am Strampeln ist. Was die 40 Kinder im Sitzungssaal sofort mit „Oh“s und „Ah“s kommentieren. Die eigentliche Geschichte spielt im Friseursalon „Sie uns Er“ von Opa Jan, jenem Kumpeltyp, „mit dem man über alles reden kann. Sogar über die Liebe“.

Doch erst mal unterhält sich die gebürtige Polin mit den jungen Experten vor ihr über Mumien. „Das sind Monster“, weiß ein Junge, „ein Mensch mit Klopapierrollen drum gewickelt“, ein anderer. In jedem Fall aber, da herrscht Konsens, sind Mumien uralt, und das ist auch Frau Mummie, eine Stammkundin, die sich regelmäßig die Haare schwarz färben lässt. Doch heute ist Minna plötzlich ganz allein mit der Mumie im Salon. Obwohl, nicht ganz. Schnuller ist ja auch noch da, Minnas Stofftier, das, tropfnass aus der Waschmaschine geholt, jetzt irgendwie geföhnt werden muss. All das begleitet Dorota Münch mit Bildern, die sie live malt, übermalt, in papierne Waschtrommeln und unter gezeichnete Trockenhauben steckt. Ein Riesenspaß, den die Kinder aufmerksam mit großen Augen verfolgen.

„Wir haben uns überraschen lassen, was da auf uns zukommt“, sagt Lehrerin Nina Müller-Hof im Anschluss. Und siehe da: ein echter Volltreffer, den Heidi Davidshöfer und ihr Team vom Haupt- und Kulturamt da gelandet haben. Diese Art der Lesung „hatten wir noch nie“, lobt die Pädagogin, so anschaulich und im wahrsten Sinne bildhaft. „Deswegen waren die Schüler auch so leise.“ Dass die Mädchen und Jungen so lange Ruhe bewahrten, sei ungewöhnlich – und ein Kompliment für die Illustratorin, die selbst Mutter dreier Kinder ist.

Nina Müller-Hof fand es schön, mal so ein „Making of“ mitzuerleben, sprich „wie die Bilder angegangen werden“. Für die Kinder sei die demonstrierte Technik eine ganz neue, ungewohnte. „Die werden die Bilderbücher jetzt viel bewusster ansehen“, vermutet die Grundschullehrerin. „Jetzt, wo sie wissen, wie viel Arbeit dahinter steckt.“ Spannend sei es zudem gewesen, ein bisschen über die Hintergründe zu erfahren, etwa, dass sich Illustratoren und Autoren nicht absprechen – so bremsen keine Vorgaben die Phantasie der Malerin aus.

Im zweiten Teil der Lesung durften die Kinder selber zum Stift greifen. Sophia etwa kopierte die Zeichnungen Münchs fast perfekt. „Ich male, seit ich vier bin“, verriet die Siebenjährige. Und ja, sie möchte gern Malerin werden. Luca dagegen interpretierte das Thema frei und entwarf „Mein erster Krankenhausbuch“. Das Cover steht, nur die Geschichte müsse er „noch überlegen“. Opa Jans Hund Goofy zeichnete Dominik fast originalgetreu ab – und stöhnte anschließend: „anstrengend!“

Gefallen hat ihm die Lesung super gut. Wobei das Witzigste sein Kumpel Alessio war, der gefragt hatte, ob der Hase unter der Trockenhaube verkohlt sei. Ist er natürlich nicht. Das hier ist ja schließlich kein Mumien-Thriller.

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