Fremdenfeindlichkeit Rechtsextremismus im Saarland auf dem Vormarsch

Saarbrücken · Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund sind auch im Saarland keine Seltenheit. Sie stehen mit 253 Fällen im vergangenen Jahr schon fast an der Tagesordnung, wie aus dem Verfassungsschutzbericht 2016 hervorgeht. Das ist zugleich ein neues Rekordhoch – im Jahre 2012 lag die Zahl noch bei 138. Zu einem großen Teil richten sich die Straftaten gegen Flüchtlinge.

 Ein Zeichen gegen Hass: Die Lichterkette 1992 in Saarbrücken.

Ein Zeichen gegen Hass: Die Lichterkette 1992 in Saarbrücken.

Foto: Hartung

Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund sind auch im Saarland keine Seltenheit. Sie stehen mit 253 Fällen im vergangenen Jahr schon fast an der Tagesordnung, wie aus dem Verfassungsschutzbericht 2016  hervorgeht. Das ist zugleich ein neues Rekordhoch – im Jahre 2012 lag die Zahl noch bei 138. Zu einem großen Teil richten sich die Straftaten gegen Flüchtlinge.

Doch schon lange bevor die sogenannte Flüchtlingswelle nach Deutschland kam, gab es im Saarland mehrere rassistisch motivierte Gewalttaten. In der Nacht vom 18. zum 19. September 1991 starb Samuel Yeboah, Flüchtling aus Ghana, bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Saarlouis. Dort gab es genau ein Jahr später drei weitere Angriffe auf Asylbewerber-Unterkünfte: Zwei Brandanschläge auf ein Flüchtlingsheim in der Gutenbergstraße und auf eine Wohnung kurdischer Flüchtlinge sowie einen versuchten Anschlag mit einer professionell gefertigten Rohrbombe auf das Oranaheim registrierten die Behörden.

Anfang der 2000er kam es im Sulzbachtal immer wieder zu brutalen Übergriffen: Im Oktober 2000 wurden zwei afrikanische Medizin-Studenten von zwei Jugendlichen in Sulzbach bedrängt und mit rechtsradikalen Parolen beschimpft. In einer Gaststätte in Sulzbach bewarfen im Mai 2001 mehrere Männer aus der rechten Szene einen türkischen Vater und dessen Söhne mit Glasflaschen. Die drei Männer konnten mit blutenden Wunden am Kopf und im Gesicht vor den Angreifern fliehen. Im August 2002 erstach der Neonazi Carlos N. aus Sulzbach den im Saarland geborenen Türken Ahmet S. auf dem Salzbrunnenfest mit einem Klappmesser. Der traurige Höhepunkt einer Reihe rechter Straftaten zu Beginn der Jahrtausendwende. Zwischen September 2006 und September 2011 legten Unbekannte in elf Häusern in Völklingen, die überwiegend von Migranten bewohnt wurden, Brände. Die Flammen verletzten zahlreiche Menschen. In keinem Fall konnten Täter ermittelt werden. Die Hintergründe der Brand-Serie sind noch immer offen. Vor zwei Jahren warfen Unbekannte Brandsätze in eine geplante Asylunterkunft im Gersheimer Ortsteil Bliesdalheim. Bis heute sind die Täter auf freiem Fuß.

Nach Angaben des Verfassungsschutzes gehörten im vergangenen Jahr im Saarland rund 290 Personen der rechten Szene an. Davon gelten 30 als gewaltbereit. Seit Ende vergangenen Jahres beobachten Verfassungsschützer auch die sogenannten Reichsbürger. Im Saarland sind den Behörden 110 bekannt, sechs besitzen legal eine Waffe.

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