Kunst für Kinder im Saarlandmuseum Erst ins Museum, dann in den Zoo

Saarbrücken · Staunen, Lachen und Entdecken: Das Saarlandmuseum lockt Familien mit der Schau „Von schön bis schaurig – Das Bild vom Tier“.

 Kunstvermittler Bernhard Wehlen – links vor der Kühlerfigur der Autofirma Horch aus den 20er Jahren – begeisterte die jungen Besucher mit seinen Geschichten über die Kunstwerke.

Kunstvermittler Bernhard Wehlen – links vor der Kühlerfigur der Autofirma Horch aus den 20er Jahren – begeisterte die jungen Besucher mit seinen Geschichten über die Kunstwerke.

Foto: Oliver Dietze

Welches ist das bekannteste Tierbild des Saarlandmuseums? Klar – Franz Marcs „Blaues Pferd“ von 1911. Man begegnet ihm, wenn man zur neuen, sehr unterhaltsamen Ausstellung „Von schön bis schaurig – Das Bild vom Tier“ in der Modernen Galerie in Saarbrücken will. Im alten Schönecker-Bau hat Kuratorin Mona Stocker mit rund 75 Werken aus dem Bestand des Saarlandmuseums, die Tiermotive zeigen, eine Schau für Kinder und Familien zusammengestellt, die großen Spaß macht. Vor allem, wenn man einen wie Bernhard Wehlen hat, der die Knirpse bei seiner Führung dort abholt, wo sie sind.

„Was seht ihr?“, fragt der Kunstexperte vor Heinrich Campendonks „Springendem Pferd“, das gleich neben dem blauen von Franz Marc hängt – und auch nicht Teil der Ausstellung ist. Aber eben berühmt und ein guter Start ins Thema. Kinderaugen sehen offenbar viel mehr als die von Erwachsenen. Wehlen weiß, warum: „Die Erwachsenen lesen erst Mal den Titel des Bildes, Kinder schauen zuerst“. Vor allem die Kleineren, die eh noch nicht lesen können. Und so finden die jungen Museumsbesucher alle möglichen – und unmöglichen – Tiermotive. Gerade in den abstrakten Werken, die der Fantasie keine Grenzen setzen. Als erwachsener Besucher staunt man, wie viele verschiedene Tiere es im Campendonk-Bild zu entdecken gibt. Vögel, Mäuse. . . ein Kind will gar noch ein zweites Pferd entdeckt haben.

Auf einem wunderschönen Holzschnitt von Maria Uhden – auf den ersten Blick irgendein Tiermotiv in Schwarz-Weiß – finden sich auf einem Blatt nicht viel größer als Din A 4 über zehn verschiedene Tiere! Vorausgesetzt, man nimmt sich die Zeit, genau hinzusehen. Die Kinder sind Feuer und Flamme, gucken, suchen, freuen sich über ihre Entdeckungen. Womöglich sind sie alle gut trainierte Wimmelbuch-Betrachter. Und Bernhard Wehlen erklärt geduldig, zeigt, geht in die Hocke – immer auf Augenhöhe mit den Kindern.

Was sollen Leo Grewenigs schwarze Farbkleckse darstellen? Eine Raupe? Ein Wildschwein? Und wer sieht, dass Edgar Jenés Seepferdchen wütend ist? Jené liebte Tiermotive und brachte sie wie seinen langen Dackel humorvoll auf die Leinwand. Viele Motive erschließen sich nicht auf den ersten Blick, zum Glück. Auch die erwachsenen Besucher schulen ihr Auge, wechseln die Perspektive, lernen von den Kindern – und dem kundigen Führer. Selbst Fotogramme von Monika von Boch mutet man den jungen Besuchern zu. Ihr Spinnennetz zum Beispiel ist wahrlich keine leichte Kost. Es sind die Kinder, die als erstes sehen, was die Künstlerin uns zeigen wollte.

Das Spektrum der ausgestellten Künstler und einiger Künstlerinnen – darauf legt Mona Stocker wert – reicht durch das gesamte 20. Jahrhundert: Rudolf Belling, Georges Braque, Marc Chagall, HAP Grieshaber, Alfred Kubin, Rudolf Scharpf, Max Slevogt und andere sind hier vertreten. Mehrheitlich werden Arbeiten auf Papier gezeigt, aber auch einige Skulpturen wie ein Hahn aus Glas von Jean Lurçat, und Fotografien. Und zwar so tief gehängt, dass Kinder sie gut sehen können. Vieles aus diesem Bestand war schon lange nicht mehr zu sehen, auch deshalb lohnt ein Besuch.

Da gibt es Tierkinder, Fantasietierem Grusel- oder Wasserwesen, Lieblingstiere, Flugtiere und ab und zu auch menschliche Figuren. Im Ausstellungsraum verteilt stehen zu jeder Werkgruppe Kartons, in denen die jungen Besucher weiteres Material finden. Unter dem Holzschnitt eines Vogel Strauß’ findet sich beispielsweise ein Gerät in der Kiste, das das Gekeckere dieses Vogels abspielt. Oder die Kinder können Motive nachpuzzeln, Rätselspiele lösen oder Tiere aus dem Saarbrücker Zoo kennenlernen, der Kooperationspartner der Ausstellung ist (Es gibt Freikarten zu gewinnen). Die Hummel Eli begleitet in einem Mitmach-Heft die Kinder durch die Schau. Zudem werden Workshops angeboten.

Felix (7), Lilly (3), Anna (6), Emmi (8) und Gustav (5) sind jedenfalls begeistert. Und wer dann noch Lust hat, kann rüber gehen zu Guiseppe Penone im Erweiterungsbau, wo die spektakulären Holz-Skulpturen des italienischen Arte-povera-Künstlers – eigens kreiert für das Saarlandmuseum – für Staunen sorgen.

 Bernhard Wehlen führt am 14.04.2019 Kinder durch die Ausstellung "Der Bild vom Tier - Von schön bis schaurig" in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums. 
Foto: Oliver Dietze
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Veroeffentlichung nur nach vorheriger Honorar-Vereinbarung und mit Namensnennung.

Oliver Dietze // +49-(0)177-9761996 // post@oliverdietze.de // USt-ID DE262797891

Bernhard Wehlen führt am 14.04.2019 Kinder durch die Ausstellung "Der Bild vom Tier - Von schön bis schaurig" in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums. Foto: Oliver Dietze -- Veroeffentlichung nur nach vorheriger Honorar-Vereinbarung und mit Namensnennung. Oliver Dietze // +49-(0)177-9761996 // post@oliverdietze.de // USt-ID DE262797891

Foto: Oliver Dietze

Bis 28. Juli. Geöffnet: Täglich 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr.

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