Kaffee zum Mitnehmen im Pfandbecher „Cup der guten Hoffnung“ an der Saar

Saarbrücken · 320 000 Einwegbecher werden in Deutschland stündlich verbraucht. In Saarbrücken gibt es Kaffee zum Mitnehmen ab sofort im Mehrwegbecher.

 Der Quattro Cup hat den Einwegbechern den Kampf angesagt. In einigen Cafés in Saarbrücken ist der Pfandbecher bereits im Einsatz.

Der Quattro Cup hat den Einwegbechern den Kampf angesagt. In einigen Cafés in Saarbrücken ist der Pfandbecher bereits im Einsatz.

Foto: Rich Serra

Ein trister grauer Kaffeebecher mit apfelgrünem Logo – gewollt langweilig sieht der „Mehrwegbecher für die Region“ aus. Denn er soll nicht als Souvenir in der heimischen Vitrine landen, sondern zurück in die Cafés gebracht werden. So jedenfalls lautet die Idee des Initiators des Pfandbecher-Projekts, Oliver Häfele. Seit er vor über einem Jahr das Café Fredrik in Saarbrücken eröffnet hat, sucht er nach eigenem Bekunden nach einer Alternative für die Einwegbecher. Denn die würden, ohnehin nur an der übernächsten Straßenecke wieder im Müll landen.

Deshalb gilt hier ab sofort: Für einen Euro Pfand gibt es für die Heißgetränk-Liebhaber einen Mehrwegbecher. Nach Gebrauch kann er bei jedem Händler im System wieder abgeben werden. Dort wird er gereinigt und wieder in Umlauf gebracht. Der Deckel ist vom Pfandsystem ausgeschlossen. Das hat hygienische Gründe, sagt Häfele. Für den Deckel werden 50 Cent fällig. Dafür gibt es ihn in verschiedenen Farben und er ist so flach, dass er theoretisch in die Hosentasche passt.

Ähnliche Pfandsysteme gibt es in Deutschland bereits. Allerdings noch nicht in der Region und noch nicht grenzüberschreitend. Deshalb hat Häfele mit seiner Firma Himbeer & Reklame den Quattro Cup ins Leben gerufen. 20 Quattro-Cup-Händler sollen bis Ende der Woche am Start sein, zu erkennen am grünen Logo, darunter das Studentenwerk der Universität und verschiedene Eisdielen in Saarbrücken. 60 Läden hätten insgesamt schon Interesse bekundet. Die Verteiler zahlen dafür eine monatliche Systemgebühr von 25,50 Euro. Das deckt laut Häfele die Herstellung der Becher, die Logistik- und Verwaltungsarbeit. „Geld verdient man damit nicht“, sagt Häfele. Dafür führt der 42-Jährige neben dem Café noch eine Werbe- und eine Dekorationsfirma.

Wie der Name des Bechers vermuten lässt, will Häfele nicht nur Kaffee- und Teetrinker in Saarbrücken erreichen, sondern in der gesamten Quattropole bis Metz, Luxemburg und Trier. Denn: „Wenn jemand im Deutsch-Französischen Garten einen Kaffee kauft, soll er die Möglichkeit haben, den Becher zu Hause in Forbach wieder abzugeben.“ Individualisierbar ist der unscheinbare Becher dennoch. Und zwar mit bunten Filzmanschetten, die gleichzeitig als Schlüsselanhänger dienen. Die Bänder machen Werbung für den Cup „Weltverbecherer“ oder „Cup der guten Hoffnung“ stehen darauf. Mit Sprüchen wie „Saarbrigge du Geiler“ oder „Hipster Becher“ nimmt er sich selbst aber auch nicht zu ernst. Verteiler können die Manschetten nutzen, um darauf ihr Logo zu drucken.

Wie nötig Initiativen wie Quattro Cup sind, zeigen die Abfall-Statistiken: 320 000 Einwegbecher werden in Deutschland stündlich verbraucht. Das sind laut Deutscher Umwelthilfe rund drei Milliarden im Jahr, die mit den dazugehörigen Deckeln aufeinander gestapelt einen 300 000 Kilometer hohen Turm bilden würden. Das reicht, um fast bis auf den Mond zu klettern. Deshalb rät die Deutsche Umwelthilfe zum Mehrwegbecher. Natürlich könnten Kunden auch ihre eigenen Becher mitbringen. Dafür gibt es dann oft Rabatt. „Aber wie oft vergisst man den Becher oder geht spontan Kaffee trinken“, sagt Häfele.

 Oliver Häfele ist der Initiator des Pfandbecher-Systems in Saarbrücken.

Oliver Häfele ist der Initiator des Pfandbecher-Systems in Saarbrücken.

Foto: Rich Serra

Ob das Pfandsystem für Kaffeebecher die Umwelt wirklich entlastet, hängt vor allem davon ab, wie oft die Mehrwegbecher tatsächlich gebraucht werden – und wie viele Einwegbecher sie damit ersetzen. Experten streiten über die Ökobilanz der Mehrwegbecher: Ihre Herstellung ist vergleichsweise aufwendig, und auch in der Reinigung verbergen sich versteckte Ökokosten. Für Häfele sollen die Becher vor allem ein generelles Bewusstsein für Müllvermeidung auslösen. „Vor Jahren habe ich mir noch keine Gedanken über Plastiktüten gemacht, heute schaue ich komisch, wenn jemand eine kauft.“ Diesen Gedanken wünscht er sich auch beim Becher.

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