Giftrköder Hinweise auf Rattengift verdichten sich

Dudweiler · Das blaue Granulat, das in Dudweiler gefunden wurde, gibt weiter Rätsel auf. Anwohner sorgen sich um Hunde, Katzen und Wildtiere – und Kinder.

Das Rätselraten um die kleinen blauen Granulatkörner, die ein Unbekannter heimlich in mehreren Dudweiler Gärten ausgelegt hat, geht weiter. Ein Experte einer Saarbrücker Firma für Schädlingsbekämpfung tippt jedoch auf Rattengift, nachdem er Fotos der Körner betrachtet hat. Auch Anwohner des betroffenen Gebiets in der Rehbachstraße am Sulzbach vermuten, dass es sich um Rattengift handelt.

Dazu passt eine Beobachtung, die Andrea Gottfreund gemacht hat. Nur wenige hundert Meter von den Fundstellen in den Gärten entfernt hängen auf einem öffentlichen Weg seit Mitte November zwei laminierte Schilder mit roter Ummantelung. Darauf mahnt jemand anonym Hundehalter, die Tiere an der kurzen Leine zu halten, weil er Rattengift verstreut habe.

Gottfreund ist erstaunt. „Unser Grundstück reicht bis an den Sulzbach heran, eine Rattenplage ist mir aber nie aufgefallen“, sagte sie unserer Zeitung. Gottfreund sorgt sich nicht nur um Hunde und Katzen, sondern auch um Wildtiere wie Igel und Füchse. An einer anderen Stelle fand sie Überreste, die wie Haferflocken aussehen. Es gibt Rattengift in Form von Haferflocken. Gottfreund vermutet, dass jemand auf eigene Faust in den Gärten Rattengift ausgelegt hat, weil die Stadt aus Sicht des Urhebers zu wenig gegen Ratten unternehme. Dass der ZKE solche Köder ausgelegt haben könnte, schließt Gottfreund aus.

Der ZKE bestätigte auf Anfrage, ganz anders vorzugehen. „Richtig ist mit Sicherheit, dass der ZKE nach den für die Rattenbekämpfung vorgesehenen Richtlinien arbeitet, bei der eine Vielzahl von Vorsichtsmaßnahmen zu beachten sind. Gifte  offen zu verstreuen, gehört hierbei mit Sicherheit nicht zu einer fachgerechten Maßnahme des ZKE“, teilte der Entsorgungsbetrieb mit. Der ZKE verwendet zur Bekämpfung von Ratten unter anderem kleine längliche Boxen, in denen Gift ausgelegt ist, aber unzugänglich für alle anderen Tiere. Rattengift führt zu einem zeitlich verzögerten Tod. Durch die Zeitverzögerung soll Köderscheu verhindert werden, da Ratten in der Regel vor Nahrungsaufnahme einen Vorkoster schicken. Bei einem Mittel, das sofort wirkt, würde das erste Tier sterben, alle übrigen würden den Köder unberührt stehen lassen.

„Hunde und Katzen reagieren unterschiedlich auf Rattengift“, erklärt Dr. Marion Magdeburg, Vize-Präsidentin der Saar-Tierärztekammer. „Es kommt natürlich darauf an, um welches Gift es sich handelt und wie viel davon aufgenommen wurde. Die Schadstoffe können durchaus tödlich sein. Merkt der Tierhalter, dass sein Tier Gift gefressen hat, sollte er sofort zum Tierarzt gehen. Dort kann man das Tier erbrechen lassen, sodass das Gift ausgeschieden wird. Wenn das Gift aber den Darm erreicht hat, ist es im Blut. Dann muss das Tier stationär aufgenommen werden.“

 Schild

Schild

Foto: Gottfreund

Sollte tatsächlich ein Tier zu Schaden kommen oder durch Rattengift getötet werden, handelt es sich nach Auskunft von Polizeisprecher Georg Himbert um eine Straftat. Bislang ist in Dudweiler offensichtlich kein Hund und auch keine Katze verletzt worden.Doch wenige hundert Meter von den Fundstellen entfernt liegt der Kindergarten. Rattengift kann für Kinder lebensbedrohlich sein. Für jede Art von Vergiftung gilt: Als erstes sollten die Eltern eventuelle Reste aus dem Mund des Kindes entfernen. Tee, stilles Wasser oder Saft in kleinen Schlucken hilft, die Giftstoffe im Magen zu verdünnen, wie die Pharmazeutische Zeitung empfiehlt.

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