Abschlussklasse Für viele ist es das erste Naturerlebnis

Bildstock/Sulzbach · In der neunten Klasse absolvieren die Schüler der Johannes-Schule ihr Landwirtschafts- und, seit 15 Jahren, auch ein Forstpraktikum.

 Abschluss-Grillen des Praktikums der Johannes-Schule Bildstock mit Förster Nils Lesch (vorne rechts).

Abschluss-Grillen des Praktikums der Johannes-Schule Bildstock mit Förster Nils Lesch (vorne rechts).

Foto: Iris Maria Maurer

Stell dir vor, du hast das noch niemals erlebt. Hast unter keinem Blätterdach gestanden und dem Rauschen zugehört, den Geruch von zersetztem Laub und Holz und Erde nicht wahrgenommen, kein Moos gestreichelt und bist nicht über dicke Wurzeln gestolpert.

„Es gibt viele Schüler, die waren vorher noch nie im Wald“, sagt Roland Grünbeck und lässt diese unglaubliche Tatsache unkommentiert stehen. „Die ersten ein zwei Tage rennen die nur rum, schreien, spielen“ – die Neuntklässler. Doch dann wird was geschafft. Und nicht zu wenig: Das Spektrum reicht von Fällarbeiten und Jungwaldpflege über das Bauen jagdlicher Einrichtungen, von Gewässern und Sitzgelegenheiten bis hin zu Wegebau und Pflanzungen. „Ich bin immer froh, wenn sie kommen“, betont Revierleiter Nils Lesch. „Die Schüler erledigen Pflegearbeiten, die wir vom Forst im Alltag nicht gestemmt bekommen.“ „Und wir sind dankbar für Projekte“, erwidert Grünbeck lächelnd.

In der neunten Klasse absolvieren die Schüler der Johannes-Schule Bildstock regulär ihr Landwirtschafts- und, seit 15 Jahren, auch ein Forstpraktikum. Damals hatte man an der Scheune Neuhaus das Wildnis Camp mit aufgebaut. „Das kam so gut an, dass wir es etabliert haben.“ Der Nutzen des 14-tägigen Einsatzes ist immens. Können doch die Schüler ihre ersten Arbeitswelterfahrungen im gewohnten sozialen Umfeld der Klasse erleben, „was ihnen Sicherheit gibt“. Womit gleich mehrere positive Effekte einhergehen: Zum einen findet sich die Gruppe noch einmal ganz neu.

Zum anderen treten bei Einzelnen Fähigkeiten zutage, die im Schulalltag unerkannt vor sich hin schlummerten. Den ganzen Tag körperlich zu arbeiten und das bei jedem Wetter, schafft zudem Erfahrungen, die den Jugendlichen in dieser Intensität gänzlich neu sind. „Dazu gehört das Erlebnis von Zeit, die vollständig mit Arbeit gefüllt ist, und weiterzuarbeiten, auch wenn die Lust schwindet“, zählt Grünbeck auf. „Man muss durchhalten bei widrigen Verhältnissen und lernt, sich gegenseitig zuzuarbeiten.“ Wobei das Beste überhaupt die „innere Zufriedenheit und der Stolz, etwas geschafft zu haben“, sein dürfte.

Gefördert wird das Waldpraktikum sowohl vom Saarforst als auch von den Zweckverbänden Brennender Berg und Ruhbachtal. „Wir sind sehr dankbar über die Zusammenarbeit und Unterstützung“, so Grünbeck. Diesmal widmete man sich insbesondere dem Brennenden Berg und dem angrenzenden Karl-May-Weg.

Da wurde freigeschnitten, ein neuer Tisch gebaut, wurden querliegende Bäume entfernt, alte Holzbohlen durch roten Splitt ersetzt, wurde der Brunnen im Ruhbachtal gepflegt, gemäht und aufgeräumt. „Es sieht gut aus“, lobt Lesch, „jetzt ist alles noch mal anständig“ – dank Domenico, Lennert, Michael, Jaimie-Lee, Sebastian und den anderen der insgesamt zwölf Schüler, deren Altersspanne von 13 bis 16 reicht. Nicht zu kurz kommt natürlich das Urige: Jeden Tag wurde gegen zehn Uhr ein Feuer (mit Sondergenehmigung, ansonsten herrscht striktes Rauch- und Feuerverbot) entzündet, erzählt Catherine Hirt, Lehrerin der Oberstufe. „Ein Schüler war jeweils zuständig dafür, dass es anbleibt“, damit die ganze Mannschaft mittags grillen konnte. Auch das ist ein Grund, warum dem Forstpraktikum ein guter Ruf vorauseilt: „Für die Schüler stellt es ein Highlight dar, auf das sie sich schon in der achten Klasse freuen.“

Zum Abschluss 2018 wurde das Grillfeuer nun ein letztes Mal mitten im Wald entfacht und der Schwenker mit roten und weißen Würsten bestückt. Ein Zertifikat bescheinigt jedem Schüler und jeder Schülerin offiziell die Teilnahme an der Maßnahme. Und wenn alles funktioniert hat, nehmen sie noch etwas anderes mit: die Freude am Wald.

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