Bahnhof Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt

Friedrichsthal · Offenbar kann ein Friedrichsthaler Hotelier sich vorstellen, das Bahnhofsgebäude zu kaufen und gewerblich zu nutzen. In der Stadt bleibt die Skepsis aber erhalten.

„Ich bin 1989 hierher gezogen, seitdem hat sich nichts verändert“, sagt Gerd Staub. Der Schnappacher holt mehrmals in der Woche seinen Sohn ab, der in Bischmisheim eine Ausbildung absolviert. Dazu wartet er im Auto vor dem Bahnhofsgebäude in Friedrichsthal – das Gebäude, das er meint, wenn er sagt, es geschehe nichts. Nur einmal habe er zwei Männer gesehen, die in eine der schweren Stahltüren links neben dem Haupteingang eintraten.

Was auffällt, wenn man nachfragt, ist, dass die Bereiche des ansonsten schmuddeligen Gebäudes, die im Einflussbereich der Stadt selbst sind, gepflegt daherkommen. Die Rasenfläche wird drei- bis viermal im Jahr von der Stadt gemäht und gehört dieser auch, teilt Christian Jung von der Pressestelle mit. Bei der Fußgängerbrücke ist die Stadt Eigentümerin und auch hier ist nichts, was nicht mit einem Hochdruckreiniger beseitigt werden könnte und wurde. Zudem sind die Geschäfte, Firmengelände und Wohnhäuser im Umfeld ebenfalls gepflegt. Das Insektenhotel auf der Rasenfläche wurde vom Generationenbeirat aufgestellt, ebenso wie die Insektenwiese mit den Wildblüten davor von diesem gepflegt werde.

Verlässt man diese Bereiche jedoch, wird es unangenehm. Die Fenster sind mit Holzplatten notdürftig verrammelt. Sind sie es nicht, klappern sie im Wind wie von Geisterhand bewegt. Graffitischmierereien wechseln sich mit fehlenden oder zertrümmerten Fensterscheiben ab. Tauben haben sich Teile des Gebäudes erobert und flattern hier und da aus großen Löchern im Dach. Die Treppe zum Haupteingang ist demoliert und Putz fällt von den Wänden, wo nicht schon komplette Risse entstanden sind. Vor dem Gebäude steht ein größeres Fahrzeug einer Bedachungsfirma, das seine besten Tage auch schon hinter sich hat. Hinter dem Gebäude, an den Gleisen, ist es nicht besser. Uringeruch macht sich großflächig bemerkbar. Eine Hintertür ist demoliert, ein Zaun ist kaputt, das Dach teilweise eingestürzt. Der Fahrplan hängt hinter einer vergammelten Glasscheibe, ist durch das Wetter vergilbt, kaum noch lesbar. Zwischen Fußgängerbrücke und Haupteingang suchen sich Sträucher und Blumen ihren Weg, wachsen nach Gutdünken.

„Ich würde das Gebäude kaufen“, sagt überraschenderweise Giuseppe Paolo. Der Inhaber des Hotels Regenbogen an der Saarbrücker Straße könne sich vorstellen, ein Fünf-Sterne-Hotel oder Wohnungen dort zu bauen. Für seine Pläne könne er bei Interesse gerne mit dem Bauamt Kontakt aufnehmen, sagt Christian Jung. Weiter obliege die Pflege des Gebäudes dem Eigentümer, heißt es – das betreffe auch den „Wildwuchs“. Die Vorhalle werde ebenfalls nicht von der Stadt gereinigt, hier sei die Bahn am Zuge. Ebenso wie die Verantwortung der Treppe hinab zum Bahnsteig, wie auch dieser selbst und die Treppe runter zur Halle der Bahn gehörten.

Das 1910 errichtete Bahnhofsgebäude, einst herrschaftlicher Haltepunkt, wurde im Jahre 2012 von der Bahn an einen privaten Käufer veräußert – angeblich für lediglich 2000 Euro. Das Gebäude gehöre derzeit zwei Investoren, andere Informationen liegen Jung nicht vor.

Die zwei Männer, die Gerd Staub gesehen hatte, hatten jedenfalls nichts mit der Stadt zu tun: „Uns ist diesbezüglich nichts bekannt.“ Auch zum Bedachungsfahrzeug liegen der Verwaltung keine weiteren Informationen vor, es stehe wohl nur vorübergehen dort. Ein Baustellenschild, das vor der vor sich hin bröselnden Treppe steht, solle wohl zur nötigen Aufmerksamkeit mahnen – von geplanten Umbaumaßnahmen sei ebenfalls nichts bekannt, erklärt Jung.

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