Dieter Abati Ein echtes Urgestein

Friedrichsthal · Dieter Abati hat als Siebenjähriger beim SC Friedrichsthal mit dem Fußballspielen begonnen. Heute ist er „Mädchen für alles“.

Ohne Menschen wie ihn würde es viele Vereine nicht mehr geben: Dieter Abati hält dem SC Friedrichsthal seit mehr als 65 Jahren die Treue.

Ohne Menschen wie ihn würde es viele Vereine nicht mehr geben: Dieter Abati hält dem SC Friedrichsthal seit mehr als 65 Jahren die Treue.

Foto: Andreas Schlichter

Dieter Abati ist ein Urgestein des SC Friedrichsthal. Seit mehr als 60 Jahren ist er Vereinsmitglied. Vor gut 30 Jahren, als es seinem Verein ganz schlecht ging, übernahm er Verantwortung. Mit seinem Freund Roman Kühn leitet Abati seither die Fußball-Abteilung des SC Friedrichsthal. Kühn als erster und Abati als zweiter Vorsitzender stehen auch dem Gesamtverein vor, zu dem noch eine Leichtathletik-Abteilung gehört.

„Der Verein war 1988 faktisch tot. Finanziell war nichts mehr drin“, erinnert sich Abati, der damals Abteilungsleiter der Alten Herren war. Der mittlerweile verstorbene Bankangestellte Wolfgang Schwarz kam damals auf ihn zu und machte ein Angebot. „Wenn du Abteilungsleiter Fußball wirst, mache ich den Kassierer. Dann sehen wir zu, dass wir den Verein am Leben halten können“, berichtet Abati: „Weil ich ein Vereinsmensch bin und es nun einmal mein Verein ist, habe ich zugesagt.“ Er wurde Abteilungsleiter, Kühn sein Stellvertreter – in der Zwischenzeit haben sie die Rollen getauscht. Dank intensiver Verhandlungen mit Gläubigern und Sponsoren gelang es dem neuen Vorstand damals, den SC Friedrichsthal wieder in ruhiges Fahrwasser zu manövrieren.

Als siebenjähriger Steppke fing Dieter Abati beim SC mit dem Fußballspielen an. Der heute 72-Jährige gehörte als 18-Jähriger zum Kader der ersten Mannschaft, die in der Regionalliga spielte – der damals zweithöchsten Liga in Deutschland. „1963 haben wir hier bei uns den 1. FC Kaiserslautern mit 1:0 aus dem DFB-Pokal geworfen“, erinnert sich der damalige Ersatztorwart mit strahlenden Augen. Der FCK ist seine zweite große Vereins-Liebe.

Jahrzehnte später gastierte wieder eine Mannschaft aus „Lautern“ in Friedrichsthal. Beim Bundesliga-Spiel der U 17 gegen die SV Elversberg, die Jugend-Heimspiele hin und wieder auf der Anlage „Am Franzschacht“ austrägt. Abati schmückte die Kabine der „Roten Teufel“ mit Fanschals und Trikots in den Vereinsfarben. Als Dank für diese Geste wurde ihm ein von allen Spielern unterschriebenes Trikot zugeschickt. „Das war eine tolle Sache“, erinnert sich Abati.

Zum „Mädchen für alles“ wurde der frühere Busfahrer spätestens, als er krankheitsbedingt in den Vorruhestand ging. „Ich habe hier im Verein schon alles gemacht“, sagt Abati und zählt auf: „Platzwart, Betreuer, Jugendtrainer und vieles mehr. Irgendwann war ich morgens ab 8 Uhr auf dem Sportplatz und kam später nach Hause als meine Frau von der Arbeit.“ Er mähte den Rasen, stutzte die Hecken auf dem großen Vereinsgelände und kümmerte sich als verlängerter Arm des 2018 verstorbenen Hauptsponsors des Vereins auch sonst um alles, was anfiel.

Vor seinem Eintritt in den Vorstand war Abati 15 Jahre lang als Schiedsrichter aktiv. Weil es sonst keiner machen wollte und der Vereins andernfalls sein Schiedsrichter-Soll nicht hätte erfüllen können. Bis heute wäscht er die Trikots und putzt die Kabinen und Toiletten. „Natürlich hat man in einer so langen Zeit auch nicht nur Freunde im Verein. Man kann es nicht jedem recht machen“, weiß Abati, der mit dem SC Friedrichsthal viele Erfolge feiern durfte, aber auch Rückschläge hinnehmen musste – wie 2018 den finanziell bedingten Rückzug aus der Saarlandliga in die Bezirksliga. Rückhalt in schweren Zeiten gibt ihm Ehefrau Johanna, die nicht selten für den Verein mit anpackt. „Ohne ihre Unterstützung wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagt der frühere Torwart.

Noch hilft Abati im Verein mit, wo er kann. Soweit es seine Gesundheit im Alter von 72 Jahren zulässt. „Das Putzen dauert länger als früher. Aber ich habe ja Zeit und kann zwischendrin pausieren“, sagt er. Doch bald soll Schluss sein, es müssen andere ran. Jüngere. Wobei es schwer wird – wenn nicht sogar unmöglich, wieder einen wie ihn zu finden. Ein echtes Urgestein eben.

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