Besucher beim Sunset-Konzert überrascht „Die müssen alle ihre Rente zurückzahlen“

Großrosseln · Jahrzehnte ist es her, seit die Sunsets ihre Blütezeit erlebten. Doch bei ihrer Rückkehr sorgte die Oldie-Band für Hochstimmung in der Rosseltalhalle. Da hielt es die Besucher, wie die Bandmitglieder meist im Rentenalter, nicht mehr auf den Sitzen.

 „So viel Equipment gab es früher nicht“: die Sunsets bei ihrem Konzert in der Rosseltalhalle. Die Musik ließ das gut gelaunte Puplikum – im Schnitt wohl deutlich „Ü 50“ – zünftig mitgehen.

„So viel Equipment gab es früher nicht“: die Sunsets bei ihrem Konzert in der Rosseltalhalle. Die Musik ließ das gut gelaunte Puplikum – im Schnitt wohl deutlich „Ü 50“ – zünftig mitgehen.

Foto: Ruppenthal

WÜF! Weit über Fünfzig, mit Verlaub, liegt der Besucherschnitt, beim Konzert von The Sunset. So war’s am Freitagabend in der Rosseltalhalle. Budenzauber! Gestuppte voll!

„So viel Equipment hatten wir früher nicht“, bemerkt Gert Wolfanger. Riesige Boxen, Instrumente für jeden Stil, und – das merkt man später – verblüffende Farbeffekte.

Mit den ersten Akkorden wirkt der Saal wie elektrisiert. „Ist doch von den Beatles?, meint Guido Rosar. „Nö, von Golden Earing“, korrigiert seine bessere Hälfte Gisi, und hat recht. „Back home, Back home, Back home, Back home“, hämmern Manne, Moses, Joop, H1, De Longe und Mac, in die Arena. Bemerkenswertes geschieht. Die WÜF-Augen beginnen zu strahlen wie einst im Mai. Sitzenbleiben? „Ach wo, Rockkonzerte hört man im Stehen“, sagt der Nachbar, der sich als Manne vorstellt. So denken die meisten, genießen den Oma-Dance, den lässigen Opa-Shake, das Mitsingen. Die Band hat viel auf Lager. „Ticket to ride“, hören wir, dieses Mal wirklich von den Beatles.

The Sunsets, mit spürbarer Begeisterung am eigenen Tun, entwickeln eine starke Affinität zur Spencer Davis Group, können aber auch McCoys, Stones, Santana, gar Jimi Hendrix („Hey Joe“) bis hin zu Schmusesongs wie „Massachusetts“, „San Fransisco“, „Nights in White Satin“. In diesen Momenten füllt sich die Tanzfläche. Retrostimmung. All or nothing!

„Voll mein Ding“, freut sich Besucher Manfred Göritz, Jahrgang 52, ein Mann, der seinerzeit (gemeint sind die Sechziger) in Berlin gearbeitet hat: „Hab’ kein Konzert der Lords verpasst und finde diese Musik spitze, bis heute.“ Ob die Jungen auch so denken? Gar nicht so einfach, welche zu finden in der Rosseltalhalle. Vanessa Loth und Nils Lang, zwei Rosseler Teenager, spielen selbst Querflöte beziehungsweise Klavier, diktieren dem Reporter in den Block: „Für uns ganz was Neues, kommt gut.“ Und: „Was man heute so im Radio dudelt, mögen wir nicht. Diese Rocktitel gehen unter die Haut.“ Und in die Beine. Sogar bei schnelleren Titeln von Creedance Clearwater Revival, den Stones, Deep Purple, Steppenwolf, bleibt der Dancefloor belebt. „Die müssten alle ihre Rente zurückzahlen, so wie die rumhüpfen“, lästert der erwähnte Manne. Born to be wild, eben, for ewer.

Das Publikum erlebt einen Parforceritt in die Vergangenheit, aber mit Ausblick. Denn der Veranstalter des nachhaltigen Rockabends, das Jugendorchester 1963 Großrosseln, sammelt eifrig fiktive Bausteine für sein großes Projekt, den Bau eines eigenen Vereinsheimes für seine drei Orchestergruppen.

 Bernhard „Doc“ Hayo ließ sich als Rückkehrer feiern.

Bernhard „Doc“ Hayo ließ sich als Rückkehrer feiern.

Foto: Ruppenthal

Beinahe etwas vergessen! Ihren Special guest aus dem Norden, den ausgewanderten Frontmann Bernhard „Doc“ Hayo sparen sich die Sunsets für die zweite Hälfte des Konzertes auf. Der gute Doc mit dem Guru-Charisma hat weder stimmlich noch vom Habitus von seiner Strahlkraft eingebüßt, eine weitere Bereicherung des Abends in der Rosseltalhalle.

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