Nach Brandbriefen der Gemeinschaftsschulen Grüne fordern mehr Sozialarbeiter

Saarbrücken · Von der Barrierefreiheit bis zur Ausstattung: Die Bedingungen an Schulen sollen besser werden. Die Finanzierung sehen die Grünen beim Land.

 Die Grünenfraktion fordert unter anderem einen festen Sozialarbeiter für jede Schule im Regionalverband. Unser Bild zeigt Angelika Grieser-Saar bei der Schulsozialarbeit an der Gesamtschule Rastbachtal.

Die Grünenfraktion fordert unter anderem einen festen Sozialarbeiter für jede Schule im Regionalverband. Unser Bild zeigt Angelika Grieser-Saar bei der Schulsozialarbeit an der Gesamtschule Rastbachtal.

Foto: Iris Maria Maurer

Nach den Brandbriefen Anfang des Jahres, die gravierende Missstände an den Gemeinschaftsschulen im Regionalverband aufzeigten (wir berichteten), reagiert die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen nun mit sieben Forderungen an den Regionalverband – für gute Lernbedingungen an den Schulen. Bei der Finanzierung sieht sie die Landesregierung in der Pflicht.

So fordert die Grünenfraktion einen festen Sozialarbeiter für jede Schule im Regionalverband. „Es gibt zwar bereits Sozialarbeiter an den Schulen, allerdings sind diese immer nur stundenweise verfügbar“, sagt der Fraktionsvorsitzende Manfred Jost. Schulen mit mehr als 1000 Schüler sollten nach Meinung der Grünen mindestens zwei festangestellte Sozialarbeiter bekommen.

Zudem wollen die Grünen, dass das Angebot an Klassenräumen verbessert wird. Funktionsräume wie der Physiksaal würden immer häufiger für Unterricht in anderen Fächern zweckentfremdet. Viele Schulen hätten zudem keine Rückzugsräume für Einzel- und Gruppenförderung, die insbesondere für erfolgreichen inklusiven Unterricht nötig seien. Des Weiteren pochen die Grünen auf eine zeitgemäße Ausstattung mit Medien wie Beamern und Smartboards sowie fachspezifischen Lernmittel. Jost erzählt von Schulen mit veraltetem Lernmaterial. „An manchen Schulen gibt es Karten für den Erdkundeunterricht, auf denen die Bundesrepublik noch mit den politischen Grenzen der 80er-Jahre abgebildet ist.“ Eine weitere Forderung ist die Barrierefreiheit. „Mancherorts müssen Lehrkräfte rollstuhlfahrende Kollegen tragen, weil Rampen fehlen“, sagt Jost. Sekretariatsstellen müssen nach Meinung der Grünen aufgestockt werden. Überdies müssten Voraussetzungen für Ganztagsschulen geschaffen werden. Dabei denkt die Fraktion insbesondere an die Räume, in denen die Schüler Mittag essen. „Im Extremfall müssen die Schüler in Schichten essen“, sagt Jost.

Doch wer soll diese Maßnahmen finanzieren? „Wir sehen das Land in der Verantwortung, die saarländischen Kommunen und darüber den Regionalverband finanziell in die Lage zu versetzen, ihre Schulen angemessen auszustatten“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Christian Bohr. Die finanziellen Spielräume seien vorhanden, die Landesregierung nutze diese aber lediglich zum Schuldenabbau. Dass dieser Abbau Investitionen in der Bildung verhindere, bezeichnet die Fraktion als Haushaltrisiko für die Zukunft. „Die Leidtragenden sind die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte.“

Wie Jost mitteilte, sind die Forderungen das Ergebnis einer Umfrage und von Gesprächen mit Schulen im Regionalverband. Anfang des Jahres waren Brandbriefe der Gemeinschaftschule Bruchwiese und anderen Schulen öffentlich geworden. Die Kollegien berichteten von schlimmen Zuständen an den Schulen; unter anderem von Gewalt, Beleidigungen, Drogen- und Alkoholmissbrauch. Die Grünenfraktion habe daraufhin Umfragebögen an Schulleiter, Eltern und Schüler verschickt. Ziel der Umfrage sei gewesen, ein besseres Bild von der Situation zu bekommen. In den Bögen sollten die Teilnehmer demnach unter anderem die Ausstattung und das Angebot der Schulsozialarbeit bewerten. Nachdem etwa 30 ausgefüllte Bögen zurückgekommen waren, besuchte Jost sechs Schulen im Regionalverband – drei Gymnasien, zwei Gemeinschaftsschulen und eine Förderschule – und führte Gespräche mit Schulleitern, Personalräten und Schülern. Die Ergebnisse aus Umfrage und Gesprächen mündeten nach Angaben der Grünenfraktion in mehreren Anfragen an die Schulverwaltung des Regionalverbandes. Parallel dazu legt sie nun das Papier mit sieben Forderungen vor.

 Manfred Jost

Manfred Jost

Foto: Doris Döpke

Die Grünen kündigten zudem eine Podiumsdiskussion zum Thema an, die noch in diesem Jahr stattfinden soll.

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