Ungewöhnliche Initiative Helfen nach Easy-Rider-Art

Saarbrücken · „Abendländer Germanitas“ sehen sich als modernen Ritterorden. Sie sammeln Schlafsäcke und Decken für Obdachlose

 Gründer der Abendländer Germanitas: Volker Wachs mit Sohn Philipp, Alexandra Haarth, Achim Tröde.

Gründer der Abendländer Germanitas: Volker Wachs mit Sohn Philipp, Alexandra Haarth, Achim Tröde.

Foto: BeckerBredel

Kalt ist’s jetzt draußen. Für Volker Wachs kein Problem, die Harley hält seinen Hintern schon warm. Aber für andere wird es ungemütlich. Und deshalb haben die „Abendländer Germanitas“ sich eine Aktion ausgedacht: Schlafsäcke sammeln.

Dieses „Abendländer“ samt Namenszusatz Germanitas, lauter Kreuzen und einem Totenschädel im Emblem soll auf „alte Traditionen“ verweisen, die sich um Zusammenhalt, Nächstenliebe, Gemeinschaft und einander helfen drehen. Dass sie sich selbst nicht als Motorradclub (MC) sehen und so auch nicht genannt werden wollen, sondern eher als „moderner Ritterorden“, wie Ideengeber Volker Wachs sich ausdrückt, liegt vielleicht daran, dass sie mit der ganzen MC-Schiene samt Badboy-Image und echten kriminellen Problemen nichts zu tun haben wollen. Rechts abbiegen ist nur auf der Straße erlaubt. Aber dabei darf es dann aber auch richtig laut werden. Easy-Rider-mäßig, Wachs lässt sich das gerne in den Mund legen: „Genau“, er fährt Harley, die anderen Chopper. „Wenn man uns sieht, kann man im ersten Moment vielleicht erschrecken. Aber wir sind nicht die bösen Buben, wir sehen nur so aus“, schiebt er hinterher.

Sie sind erst zu sechst, aber das macht nichts. „Wir sind am Start, lieber langsam, aber richtig.“ Für Neulinge sind sie offen. Aber man muss halt reinpassen mit seinem Auftreten und seinen Gedanken. „Es muss von zwei Seiten passen“, sagt Wachs und erinnert sich an Feste zurück, die sie schon zum Beispiel am großen amerikanischen Räucherofen zuhause in seinem Homburger Garten gefeiert haben. Dann sind die ganzen Familien der Mitglieder dabei, auch die Kinder.

Da darf es schon gemütlich sein. Der gemächliche Start der aktuellen Aktion bedrückt Wachs aber schon ein wenig. Seit drei Wochen sind er und seine Freunde daran, Schlafsäcke zu organisieren, aber sie haben erst drei zusammen. Wachs selbst hatte die Idee, Obdachlosen etwas Gutes zu tun, und ist auf die Saarbrücker Wärmestube zugegangen. Dort kamen ihnen gemeinsam die Schlafsäcke in den Sinn. Decken gehen natürlich auch. Und gebraucht dürfen die Sachen sein. Es müssen nicht mehr die besten sein, vielleicht Dinge, die eh nur noch Platz wegnehmen.

Wer etwas abgeben kann, ruft die Abendländer einfach an. Um mehr braucht man sich nicht mehr zu kümmern. Volker Wachs steigt auf seine Harley und holt die Spende ab. Und bevor er sie in die Wärmestube bringt, wäscht er die Sachen natürlich auch noch. Die Abendländer haben für diesen Zweck ein „Nottelefon“ eingerichtet.

Kontakt: Wer einen Schlafsack oder eine Decke abgeben kann, melde sich unter (01 57) 88 11 38 92 oder maile an abendlaender@mail.de.

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