Rallye Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung

Morscholz · Er ist einer der jüngsten Starter im Feld der Deutschland-Rallye. Er ist Saarländer. Und er ist eines der größten deutschen Rallye-Talente: Roman Schwedt, 19, geht in einem 280 PS starken Peugeot auf Bestzeitenjagd.

 Gut gebrüllt, Löwe: Roman Schwedt fuhr im Peugeot 208 T16 R5 an den ersten beiden Rallye-Tagen starke Zeiten.

Gut gebrüllt, Löwe: Roman Schwedt fuhr im Peugeot 208 T16 R5 an den ersten beiden Rallye-Tagen starke Zeiten.

Foto: Mike Biehl

Für die einen ist der Lärm ohrenbetäubend, für die anderen ist es gänsehauterzeugende Musik, wenn Roman Schwedt sein „Dienstfahrzeug“ in Gang setzt. Der 19 Jahre alte Auszubildende zum Kfz-Mechatroniker startet bei der Deutschland-Rallye erstmals mit einem werksunterstützten Peugeot 208 T16 R5. „Das ist ein Kindheitstraum, der da in Erfüllung geht“, sagt der Heusweilerer. Sein Ziel: „Ich will hauptsächlich Erfahrung sammeln und natürlich ankommen.“

Erfahrungen sammelte er bereits am Freitag. Mitten auf der zweiten Prüfung des Tages (Mittelmosel) wurde Schwedt von einem Regenschauer erwischt. „Wir hatten harte Slicks aufgezogen – und richtig zu kämpfen. Ich musste voll vom Gas. Zudem spielte das Getriebe ein bisschen verrückt.“ Das alles warf den Heusweilerer ein paar Plätze zurück. „Aber wir konnten das Problem lösen“, erzählt er. Auf der WP „Wadern – Weiskirchen“, wo erneut Tausende von Fans aus ganz Europa den Fahrern zujubelten und ein Vollgas-Fest feierten, konnte er bereits wieder richtig Gas geben. Die WP kam bei den Fahrern übrigens gut an: „Das war toll, hat echt Spaß gemacht“, lobte etwa Citroën-Werkspilot Craig Breen. Der griechische Herrenfahrer Jourdan Serderidis (Ford) lachte: „Ich habe ein bisschen in der Wiese mit Heuballen gespielt, aber es hat Spaß gemacht.“ Auch der WM-Führende Thierry Neuville machte beim zweiten Durchgang am Abend kurz Bekanntschaft mit einem Ballen.

Nicht so Schwedt. Die Gruppe R5 steht im Rallye-Reglement für die zweitstärksten Fahrzeuge im Teilnehmerfeld hinter den World-Rally-Cars (WRC). Schwedts Peugeot hat etwa 280 Pferdestärken, rund 100 weniger als die Autos von Weltmeister Sebastien Ogier und dem WM-Führenden Thierry Neuville. Rund 250 000 Euro muss man für einen solchen Boliden hinblättern. Hinzu kommen nochmal fast 100 000 Euro Kosten für das Rallye-Wochenende.

„Für uns vom ADAC Saarland hat die Talentförderung einen ganz hohen Stellenwert“, betont Sportleiter Thomas Krisam: „Darum unterstützen wir Roman im Rahmen unserer Möglichkeiten.“ Dass er ein Talent ist, hat der 19-Jährige in den vergangenen Jahren bewiesen. Zunächst in einem Opel Adam, in dieser Saison in einem Peugeot 207 – und damit mischt er in der deutschen Rallye-Meisterschaft in der Spitzengruppe mit. „Früher hat man talentierten Fahrern mehr Zeit gegeben. Heute geht es sehr schnell nach oben. Entweder sie funktionieren, oder es reicht eben nicht“, sagt Ronald Leschborn vom Romo-Motorsport-Rennstall, der Schwedt betreut. „Bei Roman habe ich sehr schnell gemerkt, was er kann. Er nimmt Korrekturen schnell an und setzt sie sofort um.“

Schwedts erste Schritte im Rennsport erfolgten im Kart. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht im Kreis fahren will“, erzählt der Rennfahrer. Insgesamt 18 Wertungsprüfungen mit einer Distanz von 330 Kilometern müssen er und sein 31 Jahre alter Beifahrer Christoph Gerlich bei der Deutschland-Rallye bewältigen. „Ich freue mich vor allem auf die Panzerplatte. 40 Kilometer – das kann man sich nicht vorstellen, das muss man erleben“, schwärmt Schwedt.

Ob sich Schwedt in die Reihe erfolgreicher saarländischer Rallye-Piloten wie Manfred Hero oder Lars Mysliwietz einreihen kann, wird sich zeigen. „Er ist ein Riesentalent“, findet Peugeot-Sprecherin Silke Rosskothen. Sein Vorbild? „Für mich ist Henri Toivonen der beste Rallye-Fahrer aller Zeiten“, sagt Schwedt über den 1986 in Korsika tödlich verunglückten Finnen. Und ergänzt: „Außerdem finde ich seit meinen Kart-Zeiten Stefan Bellof richtig gut, auch wenn er Rundstrecke gefahren ist.“

Die Berufsausbildung steht bei Schwedt noch im Mittelpunkt. „Natürlich träume ich von einer Karriere als Profi“, sagt er, „aber man soll sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ich warte ab, was kommt.“

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