Filmtheater Heusweiler: Stummfilm mit Live-Musik Wo Lancelot vor Jungfrauen flieht

Heusweiler · Im legendären Heusweiler Kino gab es Hörenswertes: einen Stummfilm von Ernst Lubitsch, musikalisch live begleitet. Da war das Kino voll.

 Volles Haus im schönen Heusweiler Filmtheater: Während über die Leinwand eine köstliche Komödie flimmerte, sorgten im Dunkeln rechts daneben Jörg Abbing (Klavier), Anne Koch (Querflöte) und Juan Camilo Velasquez (Violine) für furiose musikalische Begleitung. Foto: Kerstin Krämer

Volles Haus im schönen Heusweiler Filmtheater: Während über die Leinwand eine köstliche Komödie flimmerte, sorgten im Dunkeln rechts daneben Jörg Abbing (Klavier), Anne Koch (Querflöte) und Juan Camilo Velasquez (Violine) für furiose musikalische Begleitung. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Ein Kino, wo der Bürgermeister persönlich an der Kasse sitzt und allen Damen anlässlich des Valentinstags eine Rose verehrt wird –, ja, wo gibt’s denn sowas? In Heusweiler. Dort betreiben Leo Schönhofen und seine Frau Christa seit 1952 ein überaus schnuckeliges Filmtheater, dessen Geschichte bis 1927 zurückreicht und dessen wunderbare Atmosphäre regelmäßig Fans aus dem ganzen Saarland anlockt.

Der rote Vorhang öffnet sich heute nur noch dreimal die Woche für ausgewählte Arthouse-Filme – und für besondere Veranstaltungen wie die am Donnerstag: Zu „Musik und Film“ hatten die Aktion Kultur Heusweiler und die Gemeinde Heusweiler in den stattlichen Kinosaal geladen, der sich auch an diesem Abend bestens füllte.

„Musik und Film“ bedeutet Stummfilm mit Live-Vertonung, und dahinter stecken die gleichen Protagonisten, die seit Jahren unter dem Nenner „CinéConcert“ im Saarbrücker Kino Achteinhalb cineastische Schätze heben und akustisch illustrieren: Jörg Abbing, Professor an der Hochschule für Musik Saar (HfM), und wechselnde Studierende seiner Improvisationsklasse. Bei ihrem nunmehr vierten Gastspiel in Heusweiler stand Ernst Lubitschs Stummfilmkomödie „Die Puppe“ auf dem Programm, eine Verfilmung frei nach E.T.A. Hoffmanns phantastischer Erzählung „Der Sandmann“.

Komödienspezialist Lubitsch erweist sich auch in diesem frühen Streifen von 1919 bereits als Meister seines Fachs, so dass das Publikum aus dem Lachen gar nicht mehr heraus kam. Worum geht’s? Jüngling Lancelot ist ein schüchterner Knabe, den die Weibesfurcht plagt. Umso größer sein Schreck, als sein reicher Onkel ihn partout verehelichen will und ihm 40 Jungfrauen präsentiert, von denen Lancelot eine auswählen soll. Verstört flüchtet er in ein Kloster, doch als die gierigen Klosterbrüder von der fetten Mitgift erfahren, fassen sie ebenfalls den Plan, ihn zu verheiraten – mit einer Puppe. Natürlich kommt es zur Verwechslung, das lebensechte Spielzeug entpuppt sich als leibhaftige Frau, und bis zum Happy End der beiden Liebenden spielt sich turbulent Burleskes ab.

Jörg Abbing (Klavier), Anne Koch (Querflöte) und Juan Camilo Velasquez (Violine) gaben dem Affen musikalisch reichlich Zucker und improvisierten stilistisch bunt und diesmal besonders zitierfreudig über ein Repertoire von Georges Bizets „Carmen“ und Edvard Griegs „Peer Gynt“ bis zu Antonio Carlos Jobims „Girl from Ipanema“. Den guten Besuch wertete Klaus Kleinefeld vom mitveranstaltenden Verein Aktion Kultur – 2012 gegründet, um kulturell und bürgernah durch Kooperationen neue Akzente zu setzen – als Beleg, dass solche Kinokonzerte auch „in der Provinz“ Freunde finden.

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