Kommentar Amtsschimmel im Schredder

Eigentlich ist es toll und spricht für dessen Engagement, wenn ein Verein zu seinen Vorträgen und Ausstellungen auch ein paar Besucher von außerhalb bekommt. Dass daraus eine Gefahr für den Verein erwächst, weil ja die zusätzlichen Besucher für zusätzlichen „Lärm“ sorgen und eigentlich gar nicht zulässig seien, ist dagegen derart grotesk, dass der Amtsschimmel vor lauter wiehern einen Herzkasper bekommt und in den Akten­schredder kippt.

 Marco Reuther

Marco Reuther

Foto: SZ/Robby Lorenz / SZ

Leben findet nun mal nicht im luftleeren Raum statt und ist mit Geräuschen verbunden. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, wir werden immer mehr zu einer „Dagegen“-Gesellschaft, so dass ich mich ernsthaft frage, wann die ersten Politiker unter Bürgerverdrosseheit leiden. – Wir selbst möchten Strom, Arbeit, guten Wohnraum und Kita-Plätze, stellen aber ruckzuck Bürgerinitiativen gegen Windkraft, Gewerbegebiete, Neubaugebiete und Kitas auf die Beine, wenn’s bei uns um die Ecke geschieht. Am meisten nervt mich, dass dann auch noch statt eines ehrlichen „Ich hab‘ da keinen Bock drauf!“ fast immer die Umwelt bemüht wird und selbst umweltpolitisch eher Uninteressierte plötzlich ihre unbändige Liebe zum Westkaukasischen Grottenschlumpfling entdecken, der bestimmt schon mal in dem Gebiet beim Rumba tanzen gesichtet wurde …

Der Gipfel der Unverfrorenheit (auch schon mehrfach erlebt): Ich baue in die Nähe einer bestehenden Institution (oder ziehe dorthin), wie Schützenhaus oder Vereinsheim, und beschwere mich dann, dass es dort zu laut ist. Angeblich sind wir Saarländer doch eher der entspannte Typ. Dazu gehört aber auch: gönnen können.

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