Pfarrer Müller sagt Adieu Pfarrer Müller geht jetzt neue Wege

Kleinblittersdorf · Abschied von Kleinblittersdorf, Aufbruch nach Lebach. Dort ist er nur noch Seelsorger statt Pfarreien-Manager.

Im Arbeitszimmer ist der Aufbruch nicht zu übersehen. Kartons stehen wieder, wo sie vor vier Jahren aufs Auspacken warteten. Pfarrer Andreas Müller füllt sie für den Umzug. „Jetzt kommt was ganz Neues“, sagt er. Weiteres Zeichen für den nächsten Abschnitt im Leben des 48-Jährigen ist das Ziel der Umzugskisten. „Ich lebe demnächst nicht mehr in einem Pfarrhaus.“ Nicht mehr dort, wo oft alle drei, vier Minuten das Telefon klingelt. Müller hat künftig mehr Ruhe. Er fand im kleinen Lebacher Stadtteil Falscheid eine Mietwohnung.

In die Vorfreude mischt sich nach  anstrengenden Tagen und Wochen Wehmut. Müllers Augen leuchten, wenn er von der Zeit an der Oberen Saar spricht. „Ich war gern hier. Es gibt so tolle Familien. Ich musste nur fragen. Schon waren am nächsten Tag zehn, zwölf Helfer hier.“ Vier Jahre an der Seite dieser Männer, Frauen und Kinder boten alles, wofür Müller seinen Beruf liebt. Die Freude der Senioren in den Altenheimen der Gemeinde, wenn er morgens mit ihnen die Messe feierte, wird er mitnehmen. Und die Erinnerungen an strahlende junge Gesichter, sobald er Kinder um den Altar scharte. „Ich hatte Tausende von Begegnungen, die für mich immer etwas Wertvolles bleiben werden. Seelsorge bedeutet für mich, Menschen durch das Leben zu begleiten. Ich durfte Kinder taufen, mit Brautleuten sprechen, und ich war bei den Sterbenden und ihren Angehörigen.“ Genau das, eine Seelsorge in all ihren Facetten, will er in Lebach weitermachen. Aber er wird und muss loslassen, was ihm zur Bürde wurde: „Das waren vor allem Sitzungen, Sitzungen, Sitzungen. Außerdem war ich als Pfarrer ja auch Vorgesetzter.“ Diese Aufgaben muss er künftig nicht mehr schultern. Zum Kürzertreten zwang ihn sein Körper. Er sendete im vorigen Jahr Warnsignale. Sein Arzt übersetzte sie so unmissverständlich, dass Müller handeln musste. Er entschied sich, unterstützt vom Trierer Bischof, für den Abschied von den vielen Pflichten eines Pfarrers und für eine Position, in der er nur Seelsorger ist, die des sogenannten Kooperators. Der arbeitet mit dem Pfarrer in der Seelsorge zusammen.

„In Lebach bin ich Teil einer großen Gemeinschaft, einer der Mitarbeiter von Pfarrer Hermann Zangerle.“ Spielräume lässt ihm die neue Funktion auf jeden Fall, wie er nach ersten Gesprächen mit seinem künftigen Vorgesetzten weiß. Und so will er die Seelsorge mitgestalten.

Müllers Weggang erleben die Katholiken in Kleinblittersdorf in einer Zeit des Umbruchs, steht doch die Bistums- und Pfarreienreform an. Müller ist die große Verantwortung bewusst, die jetzt auf Dechant Benedikt Welter als Pfarrverwalter und sein Team zukommen. Es wird während einer Übergangszeit in den Gottesdiensten ein Wiedersehen mit Priestern geben, die schon im Ruhestand sind, etwa mit Edgar Michels.

Eine Aufgabe würde der scheidende Pfarrer am liebsten noch selbst an der Oberen Saar übernehmen: die Taufe der zwei Wochen alten Marie. Sie ist die zweite Tochter einer syrischen Familie, die Ende 2013 nach Auersmacher kam und dort heimisch wurde. Undenkbar ohne Müllers Hartnäckigkeit.

Als diesen Neubürgern die Abschiebung drohte, gewährte Müller ihnen Kirchenasyl. Er stand das weitere Verfahren mit ihnen durch, bis sie bleiben durften. Das ist Seelsorge, wie er sie versteht.

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