Zirkus-Gastspiel Vor dem Auftritt steht das große Dehnen

Saarbrücken · Der Cirque Bouffon gastiert auf dem Tbiliser Platz. Wie bereiten sich die Künstler auf die Show vor? Die SZ durfte hinter die Kulissen blicken.

 Margo Darbois (vorn) und Lindsay Culbert-Olds bereiten sich beim Cirque Buffon auf die Show vor.

Margo Darbois (vorn) und Lindsay Culbert-Olds bereiten sich beim Cirque Buffon auf die Show vor.

Foto: Tobias Ebelshaeuser

„Wir haben keinen Moderator. Die Musik zeigt, worum es gerade geht.“ Wer die Show „Lunatique“ des Cirque Bouffon gesehen hat, weiß, was Sergej Sweschenskij damit meint. Er hat die Musik komponiert.

Ob verträumte Akrobatik oder schrille Darbietung: Immer prägt die Musik die Stimmung, füllt sie das Zelt aus, ganz gleich ob sie anmutig oder wild vergnügt wirkt. Noch ist das Zirkuszelt still, fast dunkel. Sweschenskij spielt sich auf seinem Kontrabass warm. In einem zur Garderobe umfunktionierten Container sitzen drei der Darstellerinnen auf einer langen Bank vor dem Spiegel und tragen ihr Make-up auf.

Das Zelt ist nur in der Mitte von einem einzelnen Scheinwerfer erleuchtet, wo eine Akrobatin am Seil trainiert. In der ersten Reihe sitzt Mara Aline Zoe. Vor fünf Jahren ging sie in ihrer Heimat, der Schweiz, zum Zirkus. Zunächst arbeitete sie in der Werbeabteilung des Unternehmens. „Das bunte Leben“ zog sie zum Zirkus.

Dort lernte sie Chris Pettersen kennen, mit dem sie heute eine Zirkus-Nummer mit einer an Seilen gespannten rotierenden Leiter aufführt. „Diese Nummer war immer sein Traum“, sagt sie.

Währenddessen trainiert Lindsay Culbert-Olds im Hintergrund weiter, springt am Seil hoch und wirbelt umher, als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Schließlich wechselt sie sich mit Mara Aline Zoe ab. Culbert-Olds stammt aus den USA, von der Ostküste. Bis sie sich für ein Leben auf Reisen entschied, habe es ein wenig gedauert.

„Wie jeder andere bin ich nach der Schule erst aufs College gegangen“, erzählt sie. „Ich hab’ aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist.“ Also ging sie auf eine kanadische Zirkus-Schule, ist seitdem unterwegs und tanzt an Seilen durch die Welt. „Bin gleich zurück“, sagt sie, läuft zurück zu ihrem Seil und schwingt sich wieder in schwindelnde Höhen.

Mittlerweile sind die Akrobatin Margo Darbois aus Frankreich und die Musikerin Ewa Timingeriu aus Polen ebenfalls in der Manege. Die 32 Jahre alte Französin hat ihr halbes Leben im Zirkus verbracht. „Das ist eine fantastische Welt. Ich hab’ Glück, das machen zu können“, sagt sie. Es wird Zeit. Die Musiker stimmen ihre Instrumente. Die Darstellerinnen bereiten die Seile vor, üben ein letztes Mal den Anfang ihrer Show.

Draußen ist Frederic Zipperlin, der Gründer des Cirque Bouffon, kurz angebunden. Immer am Wuseln, immer leicht gestresst, will er doch seinen Zirkus-Gästen die bestmögliche Show präsentieren. Die geht in knapp 30 Minuten los; zu allem Überfluss regnet es jetzt.

Früher ist er selbst im Zirkus aufgetreten, im Cirque de Soleil, erzählt Zipperlin, während er die Papp-Hocker vorm Zirkuszelt ins Trockene bringt. Doch er wollte immer seine eigene Show machen, seinen eigenen Zirkus, in seinem eigenen Zelt.

Die Rahmenhandlung bestimmt der Schlafwandler Sascha, der – mal wacher, mal schläfriger – von einer Traum-Szene in die nächste wandert. Und das ist nicht nur Show. Denn für alle diejenigen, die dort auf der Bühne oder hinter den Kulissen stehen, für die ist es wirklich ein Traum.

Ein Traum, den sie leben. Um es mit den Worten von Ewa Timingeriu zu sagen: „Musikerin zu sein, ist schon für sich genommen der beste Beruf der Welt. Und dann noch in einem Zirkus aufzutreten . . .“ Sie macht eine Pause. „Das ist echt ein wahr gewordener Traum.“

Während des Gastspiels erhalten im Sozialwesen beschäftigte Menschen an folgenden Tagen jeweils zwei Eintrittskarten zum Preis von einer (Tribüne): Mittwoch, 19. und 26. September, Donnerstag, 20. und 27. September. Reservierungen sind nicht möglich, Karten sind nur jeweils direkt an der Abendkasse erhältlich. Sonstige Karten im Vorverkauf gibt es beim Ticket-Shop St. Johanner Markt und über ticket-regional.de (plus Vorverkaufsgebühr) sowie an der Zirkuskasse.

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