Ab zum Blusen-Asyl

Da kommt mein Kind aus seinem Zimmer und verabschiedet sich zu einem Discoabend in der Tanzschule. Merkwürdig, die Bluse kommt mir so vertraut vor. Kurzes Nachdenken, klar, das ist doch … das blau-weiß gestreifte Modell, das ich mir vor einem Jahr zugelegt hatte. Ganz stolz war ich auf diesen Fang aus der Kollektion eines spanischen Modehauses, das auch noch im Ruf steht, topaktuell und immer haarscharf am Trend entlang zu produzieren. Klar, dass die 16-jährige Tochter die Fährte aufgenommen hat. Okay, ein wenig knapp ausgefallen war die Bluse schon, aber gerade deshalb gut als Abnehmanreiz für den Sommer. Jetzt ist das gute Stück also in den Kleiderschrank der Tochter abgewandert, ohne Chance auf ein Wiedersehen. Gefolgt von einem Top, einer Jacke und einer weiteren Bluse. Ich frage mich gerade, was ich noch behalten darf, und womit ich noch zu rechnen habe. Stehe ich bald etwa kleiderlos da? Ein Fall für den Kleiderladen in Ludweiler. Da könnte ich bestimmt Asyl beantragen, Blusen-Asyl wenigstens.

Umso überraschender die Ansage, dass sie gerade dringend Geld braucht, um Klamotten in Begleitung einer Freundin zu kaufen. Auf Nachfrage erfahre ich, warum. Jetzt müssen unbedingt neue Hot Pants her, also diese ultrakurz geschnittenen Jeanshöschen, ein Hauch von Nichts, von denen sie zwar schon drei hat, aber eben nur eine in Jeansstoff. Muss man das verstehen?, seufze ich. Wahrscheinlich muss ich noch froh sein, solche Höschen nicht zu besitzen. Sonst, siehe oben - alleh hopp!

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