Dick und doof in Tadschikistan

So kann's gehen · Andere Länder, andere Sitten. Aber was im Fernen Osten so alles passiert, kann uns in Saarbrücken nur überraschen.

Wissen Sie eigentlich, wie schwer es Polizisten in Tadschikistan haben? Ich wusste es nicht, bis mich zwei Meldungen namhafter Nachrichtenagenturen darauf aufmerksam machten. Um das kulturelle Niveau der Ordnungskräfte anzuheben, werde von Polizisten aller Dienststufen in Tadschikistan künftig erwartet, dass sie mindestens einmal im Monat einer Theateraufführung beiwohnen, war da zu lesen. Im Ernst. Das hat der Sprecher des Innenministers, ein gewisser Herr Umarschon Emomali, den Polizisten mitgeteilt. Die Theaterbesuche, sagte Herr Emomali, sollten "das spirituelle Niveau von Polizeibeamten fördern und zudem der Erschöpfung nach einem schwierigen und anstrengenden Tag entgegenwirken". Ist bestimmt gut gemeint, aber sind die Polizisten in Tadschikistan wirklich so doof, dass sie gewissermaßen Nachhilfe brauchen? Ein Knaller, oder?

Damit nicht genug. Der Innenminister hat doch tatsächlich neulich zehn Polizeibeamte gefeuert, weil sie angeblich zu dick waren. Die Polizisten hätten die ihnen verordneten Sportübungen nicht gemacht und auch nicht abgenommen, sagte der Innenminister. Andere übergewichtige Kollegen - man sieht quasi den erhobenen Zeigefinger vor sich - hätten dagegen fünf bis 20 Kilo abgespeckt.

Man stelle sich vor, unser Innenminister käme auf solche Ideen. Liebe Polizistinnen und Polizisten, ich will Ihnen ja keinen Schrecken einjagen. Aber hoffentlich kennt Klaus Bouillon diese ganzen Geschichten aus Tadschikistan nicht. Bouillon gilt als Mann der Tat, und wenn der sich was in den Kopf setzt, na ja Sie wissen schon . . .

Die Gewahrsamszellen in der Karcher würden in Bibliotheken umgewandelt, alle Polizisten müssten jede Woche ein Buch lesen und dann ihrem Dienststellenleiter eine Inhaltsangabe vorlegen. Und sowieso müsste jede Beamtin und jeder Beamte in Saarbrücken womöglich täglich vor Dienstbeginn eine dreistündige chinesische Oper hören. Oder eine tadschikische Oper, wenn es die gibt, wovon ich an dieser Stelle aber mal ausgehe. Und nach dem Dienst stundenlang ins Fitness-Studio oder zehn Mal um die Dienststelle joggen, damit der Sport nicht zu kurz kommt. Aber keine Panik. Ich gehe davon aus, dass unser Innenminister seine Polizisten nicht für dick und doof hält. Schließlich sind wir hier in Saarbrücken und nicht in Tadschikistan. Und das ist doch beruhigend.

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