Kolumne So kann’s gehen Angeniest: Allergiker und der Frühling

Die Region vibriert nach so schönen Sonnentagen vor Tatendrang. Doch nicht jeder blickt dem Treiben der zu neuen Kräften erwachten Natur voller Vorfreude entgegen. Vor allem dann nicht, wenn Pollen im Spiel sind.

Frank Kohler plagt sich seit seiner Jugend im Sommer mit Gräserpollen
Foto: SZ/Roby Lorenz

Ist das herrlich: In den Wohlgeruch vom Schwenker quirlt die Brise aus Frankreich zarte Blütendüfte. Kinderlachen mischt sich mit Diskomusik, wo jemandem zum Feiern zumute ist. Einfach so. Schließlich läuft sich ja gerade eine wunderbare Jahreszeit warm. Im Frühjahr kehren die liebgewonnenen Freilufttätigkeiten zurück. Wenn sie denn in einem schmuddelwarmen Winter, wie er wohl die Regel wird, je unterbrochen waren. Was jetzt mit „An-“ beginnt, verströmt den Reiz des Aufbruchs, kündet von Tatendrang, Lebensfreude, Fitness. Denken wir nur an das Angrillen, das Ansurfen und das Anpaddeln. Je nach pflanzlicher Fracht in der Frühlingsluft kann bei meinen Leidensgenossen und mir schon vom Anniesen die Rede sein. Oder von Anschniefen, sofern die fliegenden Plagen den Atemwegen zusetzen. Meine Friseurin hat ihre ganz persönliche Allergiesaison schon angeniest. Ihr macht der Raps zu schaffen. Dessen Blüte hat begonnen und dauert mit Sicherheit im Mai fort. Also muss die Arme sich noch ein paar Wochen auf Nies-Attacken einrichten. Schwacher Trost: Ich dürfte sie dann ablösen. Mein inzwischen 57 Jahre alter Organismus hat sich seit Jugendtagen auf die Gräser spezialisiert. Sobald die zierlichen, vor sich hin wippenden Stängel ihre Pollenfracht dem Wind anvertrauen, genügt ein Atemzug, schon geht’s bei mir rund im Kopf. Dann verliert das Dauerlaufen entlang ausgedehnter Wiesen, an denen in Auersmacher und Umgebung nun wirklich kein Mangel herrscht, rapide an Reiz. Was nutzen mir wilde Orchideen, wenn sich ein Schleier aus Allergikertränen über dauergerötete Augäpfel legt. Da lobe ich mir meine Wege durchs Straßengewirr zu meinem Arbeitsplatz und zurück. Manchmal haben eben auch Asphalt und Beton ihr Gutes. Dort verschont mich das ansonsten mit vielen Grünflächen gesegnete Saarbrücken von Allergieauslösern.

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